Drei Kenner der kölschen Musik sprechen darüber, welche Bedeutung sie für die Sprache hat und wie sie sich entwickelt.
„Kölsch ist mittlerweile keine Sprechsprache mehr“Welche Bedeutung hat die Musik für den Erhalt der kölschen Sprache?
Wenn dann de Musik spillt, dann erklingt in Köln und Umgebung, was sonst kaum noch irgendwo zu hören ist: die kölsche Sproch. Und ob jung oder alt, Imi oder Kölscher, jeder singt – so weit der Sprache fähig – mit. „Die kölsche Sprache ist mittlerweile eine Singsprache und keine Sprechsprache mehr. Es gibt nur wenige Menschen, die wirklich Kölsch sprechen können“, sagt Harald van Bonn. Er ist ein Kenner der Kölner Musikszene, seit vielen Jahren betreibt er die Webseite koelschemusik.info, engagierte sich bei „Loss mer singe“ und moderiert den „Kölsche Musik Bänd Kontest“ der Mitsinginitiative.
Hemmung im Alltag Kölsch zu sprechen
Welche Bedeutung hat die Musik für den Erhalt der kölschen Sprache? Van Bonn zögert keine Sekunde bei seiner Antwort: „Sie ist lebenswichtig.“ Er sei sich sicher, dass der Dialekt ohne die Musik schon so gut wie ausgestorben wäre. Das Problem: Wie soll jemand, der im Alltag nie Kölsch spricht, auf Kölsch texten und Singen? „Gerade bei den jüngeren Bands merkt man: Sie würden gerne auf Kölsch singen, aber sie können es nicht so richtig“, sagt van Bonn. Sprachen lerne man nicht durch Vokabelpauken, sondern durch Sprechen und Hören.
Alle Texte zum Tag der kölschen Sprache:
Das sind die Erfinder des Tages /// Brings erzählen, warum sie früher kein Kölsch sprechen durften /// Welche Bedeutung hat Musik für den Erhalt der kölschen Sprache /// Interview mit der neuen Leiterin der Akademie för uns kölsche Sproch /// Wo Schüler heute noch Kölsch lernen /// Gastkommentar von Björn Heuser ///
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„Die Nachwuchsbands geben sich Mühe. Es gibt ein paar, denen das richtige Kölsch offensichtlich nicht so wichtig ist, das hört man dann, wenn man Kölsch kann. Aber es gibt auch unheimlich viele, die ihren Opa fragen oder ein Wörterbuch bemühen. Je älter sie sind, desto eher hat man das Gefühl, da ist noch fragmentarisch das Kölsche da.“
Was Silke Essert, seit 2011 Teil des Ensembles im Hänneschen-Theater, störe, sind Ansagen auf Hochdeutsch: „Denn so wird es wirklich zu einer Kunstsprache, die nur im Lied stattfindet.“ Auch im Theater merke sie, dass die Hemmung, Kölsch zu sprechen, bei vielen hoch sei. Umso wichtiger sei die Musik: „Es ist das einzige Transportmittel. Denn im Alltag Kölsch zu sprechen, das trauen sich die jungen Leute gar nicht.“
Wenn dann in der Musik Hochdeutsch mit Kölsch gemischt wird oder kleine Fehler gemacht werden, finde sie nicht schlimm. Gerade da es unterschiedliche Färbungen des Dialekts gibt: „Über solche Sachen wollen wir in Zukunft bitte nicht mehr diskutieren.“ In so manchen Songs seien ihr jedoch schon pseudo-kölsche Fantasiewörter aufgefallen: „Die Leute, die mitsingen, nehmen das ja für bare Münze. Und da sind zum Teil Sachen drin, da rollen sich einem die Zehennägel hoch.“ Beispiele kann sie spontan keine nennen.
Ralf Hohn vom Radio Altstadtwelle – das Internetradio ist auf kölsche Musik spezialisiert – beobachtet ein steigendes Interesse: „Die kölsche Musik ist im Aufwind und damit auch die kölsche Sprache.“ In den letzten Jahren seien viele neue Künstler dazukommen, genauso wie sich Formate wie das Krätzjer Fest weiterentwickelt haben und der Musik damit eine Bühne bieten. „Immer mehr junge Leute können sich mit der kölschen Musik identifizieren.“ Die steigende Zahl der Nachwuchsbands und -künstler stimmt auch van Bonn optimistisch: „Ich glaube, dass das Kölsche über die Lieder weiter besteht.“ Und ob dabei nun kleine Fehler gemacht werden, die Sprache mit Hochdeutsch und auch Jugendsprache vermischt wird, da sind sich alle einig, sei erstmal egal.