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Ausgeladen wegen DreadlocksVorsicht vor besseren Menschen!

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Ronja Maltzahn 

Hannover – Die Welt geht unter und ihr diskutiert über Frisuren! So geht wohl die Stammtischmeinung zu folgendem Sachverhalt: Die Musikerin Ronja Maltzahn sollte bei einer Demonstration der Hannoveraner Ortsgruppe von Fridays for Future auftreten. Die lud die singende Cellistin jedoch wieder aus. Der Haare halber: Maltzahn hatte die ihren zu Dreadlocks verfilzen lassen.

Mit denen betonen etwa schwarze Rastafari-Anhänger in Jamaika ihre Unabhängigkeit von den weißen Unterdrückern. Trägt eine weiße Person solche Rastazöpfe, sei das ein Fall kultureller Aneignung, befanden die Klimaaktivisten.

Das Problem mit den moralischen Absolutismen

Das kann man durchaus so sehen: Man sollte die Symbole von marginalisierten Gruppen nicht als Modestatement entwerten, vor allem nicht, wenn man selbst der Mehrheitsgesellschaft angehört. Deswegen trägt etwa der Kölner Reggae-Sänger Gentleman keine Dreadlocks.

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Problematisch wird es eigentlich nur, wenn man in moralischen Absolutismen argumentiert, statt einfach über Höflichkeit und Rücksichtnahme zu reden. Dann unterläuft selbst den vermeintlich besseren Menschen plötzlich so ein furchtbares Statement wie jenes an Maltzahn geschickte Ultimatum, ihr Auftritt sei noch möglich, wenn sie sich bis Freitag die Haare abschneide.

Wollte man sich da kulturelle Symbole aus der Zeit der Hexenverfolgung aneignen? Wohl kaum. Überhaupt verweisen die Filzhaare der Sängerin weniger auf antikolonialistische Freiheitskämpfe, viel mehr sind sie ein Bekenntnis zu einer älteren linksalternativen Szene, lange bevor man dort strenge Zöpfe trug. Wer richten will, sollte zu lesen verstehen.