„Große Ehre”Hoher Besuch aus Berlin für Kölner Künstler Gerhard Richter
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Köln – Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) ist am Donnerstag nach Köln gereist, um sich mit dem Maler Gerhard Richter an dessen Wohnort zu treffen. Gegenstand des Gesprächs war der Transfer einiger der Werke des Künstlers in das geplante Museum der Moderne in Berlin. „Dies ist ein großer Vertrauensbeweis von Gerhard Richter und eine große Ehre für die Nationalgalerie, die mit den Arbeiten dieses bedeutenden Künstlers diesen neuen Museumsbau bereichern möchte“, heißt es in einer Stellungnahme Grütters’. „Damit wird Gerhard Richters Werk dauerhaft und in einer weltweit renommierten Institution präsentiert, und zwar im Kontext anderer wegweisender Werke des 20. Jahrhunderts.“
Ende Juli hat Kölns ehemaliger Oberbürgermeister Fritz Schramma ein eigenes Museum für den Maler in seiner Wahlheimat ins Gespräch gebracht. Standort des Hauses sollte nach Schrammas Vorstellung die Historische Mitte der Stadt sein, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom, in die nach jetzigen Plänen das Stadtmuseum umziehen soll.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Kulturkreisen erfuhr, war Schrammas Vorstoß ein Alleingang, auch mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker sei dieser nicht abgesprochen gewesen. Zwar sei auch Reker immer wieder in den vergangenen Jahren mit Richter im Gespräch gewesen, doch habe der Künstler schon zu diesen Anlässen seine Skepsis angesichts eines allein ihm gewidmeten Museums geäußert. Der Maler selbst meldete sich Anfang August mit der Auskunft zu Wort: „Den Soloauftritt durch ein Einzelmuseum brauche ich nicht.“Kurz darauf wurde bekannt, dass Richter überlege, seine private Sammlung eigener Bilder für Richter-Räume im geplanten Berliner Museum der Moderne zur Verfügung zu stellen, und dass er darüber mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Verhandlungen stehe. Mit der nun erfolgten Begegnung im Kölner Atelier haben diese Verhandlungen offenbar noch einmal konkretere Formen angenommen. Auch in Köln hält man allerdings daran fest, den 1932 in Dresden geborenen Richter, der seit 2007 Ehrenbürger Kölns ist, in besonderer Weise zu ehren. Möglich wären etwa eigene Räume im Museum Ludwig, wo bereits einige Werke hängen.
Das Treffen von Grütters und Richter bedeutet auch eine atmosphärische Verbesserung im Verhältnis zwischen der Staatsministerin und dem Künstler. Richter hatte 2015 die geplante Verschärfung des Kulturgutschutzgesetzes als einen Eingriff in die Freiheit kritisiert. „Niemand hat das Recht mir vorzuschreiben, was ich mit meinen Bildern mache“, sagte er damals der „Dresdner Morgenpost“. Er werde seine Bilder nicht irgendeiner Kommission zeigen und fragen, ob er sie verkaufen dürfe. „Diese Leute haben meist auch gar keine Ahnung von Kunst“, so der Maler, dessen Werke auf dem Kunstmarkt zu den weltweit teuersten eines noch lebenden Künstlers zählen. Das Gesetz soll den Schutz von Kulturgut neu regeln und an EU-Recht anpassen. Damit sollen unter anderem die Ausfuhrbeschränkungen verschärft werden.
Im Museum der Moderne in Berlin soll die Sammlung der Nationalgalerie in gebührendem Umfang gezeigt werden. Die Fertigstellung des von den Schweizer Architekten Herzog und de Meuron konzipierten Baus zwischen der Philharmonie von Hans Scharoun und der Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe wird sich wohl bis zur Mitte der 2020er Jahre hinauszögern, auch die Kosten sind mittlerweile erheblich gestiegen.
Das Büro Herzog und de Meuron, das auch die Hamburger Elbphilharmonie entworfen hat, musste sich mit seinen 2016 im Wettbewerb siegreichen Plänen in der Berliner Öffentlichkeit teils herbe Kritik gefallen lassen. Von einem „Bierzelt“, einem „Reitstall“ oder auch einem „neuen Aldi“ war die Rede. Inzwischen wurden Korrekturen am ursprünglichen Entwurf vorgenommen.
Grütters nannte daraufhin den überarbeiteten Entwurf herausragend: „Er hat das Potenzial, den umgebenden Solitären auf Augenhöhe zu begegnen.“