Bei Hart aber fair ging es am Montagabend um den Nahost-Krieg. Auch die Proteste in Deutschland waren Thema.
„Jetzt hat man endlich ein Ventil gefunden“Grünen-Politiker erklärt bei „Hart aber fair“ Ursachen für Pro-Palästina-Demos
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Lamya Kaddor (Grüne), Bundestagsabgeordnete und Islamwissenschaftlerin, war am Montagabend zu Gast bei „Hart aber fair“.
Copyright: WDR/Dirk Borm
„Der Weg der Gewalt: Kann das Sterben in Nahost gestoppt werden?“ – Diese Frage wollte Moderator Louis Klamroth in seiner WDR-Sendung „Hart aber fair“ mit Gerhart Baum (FDP, ehemaliger Bundesinnenminister und Rechtsanwalt), Shimon Stein (ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland), Lamya Kaddor (B'90/Grüne, Bundestagsabgeordnete und Islamwissenschaftlerin), Aref Hajjaj (Vorsitzender des Palästina-Forums Bonn) und Prof. Dr. Peter Neumann (Professor für Sicherheitsstudien, Publizist) klären.
Im Zentrum der Debatte stand unter anderem die Frage, ob die Reaktion Israels auf den Terror-Angriff der Hamas angemessen ausfällt. Die israelische Armee bombardiert Gaza mit Raketen und rückt auch mit Panzern und Truppen in das Gebiet vor. Kritiker bemängeln die katastrophale Situation von Zivilisten im Kriegsgebiet.
„Hart aber fair“: Terrorexperte Neumann analysiert Vorgehen in Gaza
Zunächst analysierte Terrorexperte Peter Neumann das militärische Vorgehen. „Die Hauptstoßrichtung ist immer noch aus der Luft, und das wird in den nächsten Tagen noch an Intensität zunehmen“, so Neumann, der trotz Beginn der Bodenoffensive noch nicht von einer Großoffensive sprechen wollte. Zunächst müsse das Tunnelsystem der Hamas ausgekundschaftet und die Terrororganisation geschwächt werden.
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Während Israels Armee weiter vorrückt, bangen zahlreiche Angehörige um das Leben Geiseln, die von der Hamas verschleppt wurden. Yarden Romann ist eine davon, ihre Schwester Roni berichtet bei „Hart aber fair“ über die schwierige Zeit, die die gesamte Familie gerade durchmacht.
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Louis Klamroth diskutiert mit seinen Gästen über den Nahost-Krieg.
Copyright: WDR/Drik Borm
Die Befreiung der Geiseln sei das vorrangige Ziel, bekräftigt Shimon Stein. „Ich glaube, da ist noch immer nicht alles getan, was getan werden kann“, so der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland. Israel sei allerdings „nicht der einzige Player“ bei den komplizierten Verhandlungen.
Fragen von ehemaligem Israel-Diplomat bleiben unbeantwortet
Vor allem mit Aref Hajjaj, der 1943 im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina geboren wurde, war sich Stein des Öfteren nicht einig. Hajjaj belkagte das Leiden der Zivilisten in Gaza. „Sagen Sie mir doch bitte, wie man die militärische Struktur der Hamas zerschlägt, ohne der Bevölkerung zu schaden?“, wollte Stein wissen – eine konkrete Antwort vermochte Hajjaj allerdings nicht geben. Auch worüber man mit den Hamas verhandeln könne, blieb auf die Frage von Stein unklar.
Lamya Kaddor, Berichterstatterin für den Nahen Osten bei den Grünen, plädierte dafür, „ein Stück weit die Tür für diplomatische Gespräche mit arabischen Nachbarstaaten offen“ zu halten, dies sei auch der Grund, warum sich Deutschland bei der Abstimmung der UN zur Waffenruhe im Gazastreifen enthalten hat. Deutschland könne eine Vermittlerrolle im Konflikt einnehmen.
Auch zum Thema der vielen pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland äußerte sich Kaddor. Bei vielen dieser Menschen handele es sich um „migrantische Wutbürger“, sagte sie. „Gescheiterte Integrationspolitik, gescheiterte Möglichkeiten der Teilhabe. Vielleicht haben sie Rassismus erlebt. Und jetzt hat man endlich ein Ventil gefunden“, so die Grünen-Politikerin weiter.