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Europa-Premiere von „Dark Waters“ in KölnEine Klage für die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge

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Fuat Saka steht auf einer Bühne, er hat eine gestreifte Wollmütze auf und trägt ein schwarzes Hemd. Er hat einen weißen Bart und trägt eine Brille. Er steht vor einem Mikrofon und einem Notenpult.

Fuat Saka

Die Sinfonie „Dark Waters“ hat am 5. Juli Europa-Premiere in der Kölner Philharmonie. Es ist eine türkisch-griechische Kollaboration.

Jedes Jahr sterben tausende Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen. Das Bild des zweijährigen Alan Kurdi, der 2015 an der türkischen Mittelmeerküste angespült wurde, erinnert daran, dass schon eins dieser Schicksale zu viel ist.

Das Thema berührte auch den türkischen Komponisten Fuat Saka. Seine Sinfonie „Dark Waters“ wird am 5. Juli in der Kölner Philharmonie aufgeführt, unter Mitwirkung des Gürzenich-Orchesters. „Als jemand, der Auswanderung am eigenen Leib erfahren hat, habe ich versucht, die durch Flucht erzeugten Traumata in die universelle Sprache der Musik zu übersetzen und den Schmerz zu teilen“, beschrieb Fuat Saka die Sinfonie.

„Dark Waters“ hat am 5. Juli Europa-Premiere in der Kölner Philharmonie

Er selbst war 1980 wegen des Militärputsches in der Türkei aus seiner Heimat geflohen. Ursprünglich hatte er an einer Sinfonie über das Schwarze Meer gearbeitet. Ein Freund habe ihm dann vorgeschlagen, stattdessen über Flucht und Migration zu schreiben. Die Melodien seien dann wie von selbst gekommen, wie er auf einer Pressekonferenz in der Kölner Philharmonie erklärte.

Die Sinfonie wurde 2022 in Istanbul uraufgeführt, unter Anwesenheit von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Sie war auf Einladung ihres Istanbuler Amtskollegen Ekrem Imamoglu gekommen und setzte sich dafür ein, dass das Werk nun auch in Köln gespielt wird. Im Programmheft des Gürzenich-Orchesters beschreibt sie Fuats Sakas Komposition: „Sie ist eine ergreifende Klage. Aber auch ein vehementer Appell an unsere Solidarität, unsere Wachsamkeit und an unsere Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.“ Reker betonte, dass Toleranz und Weltoffenheit zu Köln gehören: „Unsere Stadt möchte jenen, die hierherkommen, Heimat sein und sie mit offenen Armen empfangen“. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Städtepartnerschaft Köln-Istanbul und in Kooperation mit dem KulturForum TürkeiDeutschland e. V. statt.

Die Sinfonie basiert auf einer türkisch-griechischen Zusammenarbeit

Aber nicht nur die deutsch-türkischen Beziehungen stehen dabei im Vordergrund, sondern auch die griechisch-türkischen. Die Sinfonie ist in Zusammenarbeit mit dem griechischen Komponisten Vangelis Zografos entstanden. Beteiligt sind auch die griechische Sängerin Ioanna Forti, und unter den Instrumenten findet sich sowohl die türkische Hirtenflöte Kaval (Cihan Yurtçu) als auch die kretische Lyra (Zacharias Spyridakis). Ustina Dubitsky wird als Dirigentin mitwirken.

„Es ist ein Zeugnis davon, dass zwei Völker kooperieren können“, so Vangelis Zografos auf der Pressekonferenz. Gleichzeitig sei das Werk eine Klage, da unzählige Menschen auf dem Meer zwischen den beiden Ländern ihr Leben verloren haben. Der griechische Komponist betonte: „Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu finden. Es geht darum, Lösungen zu finden. Es muss irgendwie aufhören.“