Am Montagabend gab es die zweite Ausgabe von „Hart aber fair“ mit Moderator Louis Klamroth. Der 33-Jährige führte souverän durch ein sensibles Thema.
„Hart aber Fair“ zum Fachkräftemangel„So können wir gar keine Migranten auf Deutschland loslassen“
„Streit um Einwanderung: Verpasst Deutschland seine Zukunft?“ lautete der Titel der zweiten Ausgabe von „Hart aber fair“ mit Moderator Louis Klamroth. Der 33-jährige Nachfolger von Frank Plasberg diskutierte in der ARD-Talkshow mit seinen Gästen darüber, wie es Deutschland gelingen kann, attraktiv für qualifizierte Zuwanderer zu sein und welche Voraussetzung Menschen erfüllen sollten, um hier zu leben und den deutschen Pass zu beantragen.
Mit dabei waren der Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil (SPD), die Bundestagsabgeordnete und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor (Grüne), Astrid Sartorius, Leiterin der Abteilung „Auslandsakquise Pflege“ der Asklepios Kliniken, CSU-Politiker Joachim Herrmann und Journalist Gabor Steingart.
Rücktritt von Christine Lambrecht ein Thema
„Fachkräfte werden gerade nicht nur im Bundesverteidigungsministerium gesucht. Wollen Sie den Job?“, fragte Klamroth zu Beginn der Sendung Hubertus Heil. Damit spielte er auf Verteidigungsministerin Christine Lambrecht an, die wenigen Stunden zuvor um Entlassung gebeten hatte. Heil wurde als Nachfolger gehandelt. Dieser winkte jedoch ab und stellte das eigentliche Thema in den Fokus: „Bis zum Jahr 2035 fehlen in Deutschland nach Schätzungen rund sieben Millionen Zuwanderer.“
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Dem will der Arbeitsminister begegnen, indem Hürden bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen abgebaut werden sollen. Außerdem soll eine sogenannte „Chancenkarte“ samt Punktesystem nach kanadischem Vorbild eingeführt werden. „Wir brauchen eine Anwerbe-Strategie zusammen mit der Wirtschaft“, so Heil.
Astrid Sartorius: „Hürden für die Ausbildung sind zu hoch“
Lamya Kaddor, Bundestagsabgeordnete für die Grünen, empfand die Frage, ob Deutschland Einwanderungsland sei, als veraltet: „Wir klagen seit 20 Jahren über Fachkräftemangel und genauso lange sind wir schon Einwanderungsland. Die Unterscheidung, wer Migrationshintergrund hat und wer nicht, macht keinen Sinn mehr.“
Für Astrid Sartorius, Leiterin der Abteilung „Auslandsakquise Pflege“ der Asklepios Kliniken, sind die Anforderungen das Problem: „Die Hürden für die Ausbildung sind zu hoch angesetzt. Ich brauche einen Masterabschluss, um in der Pflege ausbilden zu können.“ Deswegen suchen die Asklepios Kliniken gezielt im Ausland nach qualifizierten Pflegekräften. Im vergangenen Jahr konnten mehr als 1000 Menschen aus mehr als 39 Nationen gewonnen werden. Auf die Frage von Klamroth, wie nervig die deutsche Bürokratie auf einer Skala von eins bis zehn sei, sagte sie: „Zehn plus!“
Joachim Herrmann mit Lobeshymne auf Bayern
Joachim Herrmann, Innenminister in Bayern, sang ein Loblied auf den Freistaat. „Kein anderes Bundesland hat in den vergangenen 20 Jahren so viele ausländische Arbeitnehmer integriert wie Bayern“, so Herrmann. Der CSU-Politiker ließ keine Gelegenheit aus, um erneut auf Bayern als Paradebeispiel für die Gewinnung und Integration ausländischer Arbeitskräfte zu verweisen. Moderator Louis Klamroth fragte schließlich scherzhaft: „Gehts noch besser als in Bayern?“
Eingeladen war ebenfalls Journalist Gabor Steingart. Sein Urteil zur aktuellen Situation Deutschlands: „So können wir gar keine Migranten auf das Land loslassen. Zur Einwanderung gehört auch, dass wir funktionierende Schulen und einen vernünftigen Wohnungsmarkt haben.“ Aktuell sei Deutschland „null attraktiv“.
Iranisches Paar erzählt vom Start in Deutschland
Neben den obligatorischen Einspielern und dem Blick auf Zuschauerkommentare im Internet sprach Moderator Klamroth in der Sendung auch mit einem iranischen Paar, das in Hamburg für die Asklepios Kliniken in der Pflege arbeitet. Die beiden haben sich für Deutschland entschieden, weil sie hier in der Zeit der Anerkennung ihrer Qualifikationen bereits arbeiten konnten. Das sei in Schweden, wo sie zuerst hinziehen wollten, anders. Nun wartet das Paar auf eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung, um einen Kredit aufnehmen und damit eine Wohnung oder ein Haus kaufen zu können.
Zum Ende der Sendung ging es noch um das Vorhaben der Ampel-Koalition, Menschen, die älter als 67 Jahre sind, den deutschen Pass ohne Einbürgerungstest auszuhändigen. Das seien aktuell rund 8,4 Millionen. Für CSU-Politiker Herrmann ein Unding: „Den Pass zu bekommen, heißt, sich zu Deutschland zu bekennen. Dazu muss man die Sprache aber sprechen.“ Arbeitsminister Heil und Grünen-Politikerin Kaddor sprachen dagegen von Wertschätzung für jahrzehntelange Arbeit und Steuerzahlungen dieser Menschen in Deutschland.
Louis Klamroth mit souveränem Auftritt
Moderator Louis Klamroth führte souverän durch den Abend. So wirkte er insgesamt sicherer als in der Vorwoche und sorgte mit sarkastischen Nachfragen und ironischen Bemerkungen zum Teil für lustige Momente. Schwierige Situationen, wie ein lautstarkes Wortgefecht zwischen Hubertus Heil und Joachim Herrmann, konnte er entschieden und konsequent lösen. Dabei kamen alle Beteiligten ausreichend zu Wort und konnten ihre Standpunkte vermitteln.
Erst zum zweiten Mal überhaupt moderierte Louis Klamroth die Sendung. Zuvor führte Frank Plasberg mehr als 20 Jahre lang durch die Sendung. Am 9. Januar 2023 gab der 33-jährige Klamroth sein Debüt. Bekannt wurde er 2003 als Schauspieler in dem Film „Das Wunder von Bern“.