Mit dem Orchestre National de France kehrte Cristian Măcelaru nach Köln zurück und hatte viele Klassiker im Gepäck.
Orchestre National de France in KölnMit dem heimischen Kanon zum Erfolg
Wenn französische Orchester ins Ausland reisen, dann haben sie lieber Debussy und Ravel im Gepäck als Beethoven und Brahms. Das ist verständlich, denn bei den Komponisten aus dem Herkunftsland ist die Kompetenzvermutung seitens des auswärtigen Publikums natürlich besonders groß. Bei deutschen Orchestern ist das keineswegs anders: Zuhause bedient man selbstverständlich ein breites internationales Repertoire, im Ausland verlässt man sich lieber auf Partituren heimischer Provenienz.
Orchestre National de France mit Erfolgsstücken des französischen Orchester-Kanons
In dieser Hinsicht war das Orchestre National de France beim Meisterkonzert in der Kölner Philharmonie keinerlei Risiken eingegangen: Der Abend bot ausschließlich Erfolgsstücke des französischen Orchester-Kanons - von Paul Dukas’ „Zauberlehrling“ über Maurice Ravels Klavierkonzert G-Dur bis zu Igor Strawinskys „Feuervogel“-Suite, die aus der gleichen Klangwelt tönt. Diese Anhäufung von Bestsellern war eigentlich nur noch durch den unverwüstlichen „Boléro“ zu steigern, der dann auch in der Tat das Programm beschloss.
Nun sind dies zwar durchweg sehr unterschiedlich gearbeitete Stücke, aber letztlich fordern sie dem Orchester doch alle die gleichen Tugenden ab: Es geht um Leuchtkraft und Intensität der Farben, um moussierende Texturen und federndes rhythmisches Profil. Hier konnte man getrost ein grünes Häkchen nach dem anderen machen: Im „Zauberlehrling“ glitzerten Harfe, Glockenspiel und Streicher-Pizzicati in perfekter Abstimmung; der weit aufgezogene Klang der Solo-Holzbläser wirkte wie mit dem Verfolger-Spot aus dem orchestralen Tutti gehoben.
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Defensive Dramaturgie von Măcelaru
Was Timing und Effekt-Dramaturgie des Stückes betrifft (also jene Qualitäten, die es mit Micky Maus in der Hauptrolle verfilmbar machten), blieb Chefdirigent Cristian Măcelaru indes auffällig defensiv. Ähnlich empfand man das auch bei der „Feuervogel“-Suite, deren raunender Märchenton sich auf eher mittlerem Magie-Level entfaltete. Mit den behutsam geformten Pastelltönen der Berceuse trat aber dann doch noch der Zauber in die Interpretation; auch die Steigerung des Finales hin zu hymnisch flutender Größe gelang beeindruckend.
Um Steigerung (und sonst eigentlich nichts) geht es auch in Ravels „Boléro“, den der Maestro mit entspannter Souveränität abrollen ließ. Das Feld gehörte hier ganz den exzellenten französischen Musikern, die bei aller Präzision doch auch den lässigen Swing der weitgesponnen Melodie angemessen auskosteten.
Jazz-affine Pianistin Beatrice Rana
Ausgesprochen jazz-affin präsentierte sich auch die italienische Pianistin Beatrice Rana in Ravels G-Dur-Konzert. Ihr trockenes, impulsreiches Spiel verband sich perfekt mit den vorlaut plärrenden Bläsern; im Finale zogen Dirigent und Solistin das Tempo mehrfach waghalsig an - und bestanden dabei stets mit Bravour. Den langsamen Mittelsatz legte Beatrice Rana in strenger, schlichter Schönheit an: atmend, poetisch und fern jeder Sentimentalität. Für den Beifall bedankte sie sich mit einer generösen, bildstarken Darstellung von Claude Debussys „L’isle joyeuse“; das Orchester verabschiedete sich mit den seidigen Walzerklängen von Cécile Chaminades „Pas des Echarpes“.