Wozu beruft man einen Kunstbeirat, wenn man dann nicht auf ihn hört? Die kölsche Antwort kann nur lauten: eben darum.
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Rücktritt des KunstbeiratsVielleicht lieben die Kölner das Schmuddelige einfach zu sehr
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So schön kann Köln sein (Symbolbild): der Obelisk von Rita McBride am Breslauer Platz
Copyright: Thilo Schmülgen
Über das Bild, das die Stadt auf ihren Straßen und Plätzen abgibt, wird in Köln viel geredet und viel gelästert. So viel, dass es beinahe eine Schande wäre, wenn sich am traurigen Zustand etwas zum Besseren veränderte. Führe die KVB dann auch noch pünktlich, würde sich der Kölner in seiner trotz allem lieb gewonnenen Schwellenstadt womöglich nicht mehr heimisch fühlen.
Im Schmuddeligen zeigt sich Köln auf der Höhe seines toleranten Selbst
Im Schmuddeligen zeigt sich Köln auf der Höhe seines toleranten Selbst. Jeder weiß es, nur der von der Stadt bestellte Kunstbeirat wollte es nicht wahrhaben. Unverdrossen taten seine ehrenamtlichen Mitglieder, wofür ihn der Stadtrat berufen hatte, und erarbeiteten Vorschläge, wie man die vielen Skulpturen und Denkmäler, die den Kölner Stadtraum verschönern sollen, besser zur Geltung bringen oder wenigstens vor dem Untergang im Verkehrslärm bewahren kann. Und er warb dafür, bei der Stadtentwicklung zukünftig auch Kunst- und Kulturvertreter mit einzubeziehen.
Gehört wurde der Kunstbeirat nach eigenem Eindruck nicht oder jedenfalls zu selten von denjenigen, die in der Stadt etwas zu sagen haben – und so erklärten die acht „sachverständigen Bürger“ diese Woche geschlossen ihren Rücktritt vom nutzlosen Ehrenamt. Das war konsequent, aber in einer Stadt, die das Gestaltungs- und Zuständigkeitswirrwarr zum Leitmotiv erhoben hat, vermutlich auch vergeblich.
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Braucht es überhaupt Skulpturen in der Stadt? Die mit dem Grundsatz „Kunst für alle“ verbundenen Hoffnungen auf ein freieres, schöneres oder zurückgewonnenes Stadtleben haben sich jedenfalls nicht erfüllt – nicht nur in Köln steht die öffentliche Kunst auf verlorenem Posten. Andererseits wurde die Demokratie auf den Straßen geboren (oder vielmehr unter großen Opfern erstritten), und schon deswegen sollten die Bürger diese Straßen nicht kampflos den Investoren und politischen Sachverwaltern überlassen.
Wenn der Kölner Kunstbeirat entnervt aufgibt, kann die Losung daher nur lauten: Schaffen wir zwei, drei, viele Kunstbeiräte.