Das Dokumentarfilmfestival „Stranger Than Fiction“ zeigt in Köln einige herausragende Dokus. Ein Film handelt von einer Kölner Familie.
Dokumentarfilme bei „Stranger Than Fiction“ in KölnDas sind die Highlights des Filmfestivals
Eine Whistleblowerin, die Einmischungen in die US-Wahl offenlegt, eine als Utopie gebaute Stadt in Indien und ein 800 Kilometer langer Fußmarsch zurück nach Köln. Die Stoffe der großen Dokumentarfilme sind kinoreif.
Und einige der besten aktuellen Dokus sind vom 26. Januar bis zum 4. Februar in Köln zu sehen. Das Dokumentarfilmfestival „Stranger Than Fiction“ zeigt sie im Filmhaus. Eine Auswahl ist auch in Brühl, Düsseldorf, Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr und Münster zu sehen. Es ist die 26. Ausgabe des Festivals.
Filmfestival „Stranger Than Fiction“ in Köln
Das Programm zeigt dabei eine Mischung aus politischen Filmen, die auf aufwändigen Recherchen beruhen, persönlichen Porträts und Filmen über Popkultur. Zur letzten Kategorie darf man den Film zählen, der zur Eröffnung des Festivals gezeigt wird: „Squaring the Circle – The Story of Hipgnosis“ (26.1.). Darin geht es um das Designstudio, das die Plattencover für Bands wie Pink Floyd, Led Zeppelin oder Genesis entwarf. Regie führte der berühmte Fotograf Anton Corbijn („A Most Wanted Man“).
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Zwei Dokumentarfilme feiern bei „Stranger Than Fiction“ ihre Deutschlandpremiere: „Fauna“ (4.2.) zeigt das Nebeneinander eines spanischen Schafhirten und eines High-Tech-Labors für Tierversuche in einem Wald am Rand von Barcelona. „Grasshopper Republic“ (27.1.) zeigt den Zyklus der Heuschreckenernte in Uganda. „Der ist wirklich groß produziert“, lobt Dirk Steinkühler, einer der Leiter des Festivals, den Film von Daniel McCabe. „Das sind Cinemascope-Bilder, die auch auf einer Leinwand im Cinedom super kommen würden“.
Filmvorführung mit dem belarussischen Aktivisten Andrei Sannikov
Einige Veranstaltungen finden in Anwesenheit der Filmschaffenden statt. Zur Vorstellung von „Kraft der Utopie – Leben mit Le Corbusier in Chandiargh“ (3.2.) reisen die Regisseure Karin Bucher und Thomas Karrer an, um über die indische Planstadt Chandiargh zu sprechen. Diese entstand nach den Plänen des französischen Architekten Le Corbusier. Der belarussische Aktivist und ehemalige Diplomat Andrei Sannikov wird zum Screening von „This Kind of Hope“ in Köln (28.1.) und Düsseldorf zu Gast sein. Ebenfalls hochpolitisch ist der Dokumentarfilm über die Whistleblowerin Reality Winner, die als NSA-Mitarbeiterin die Einmischung Russlands in die US-Wahl öffentlich machte. Einen Blick auf Rechtsextremismus in Deutschland wirft der Film „Einzeltäter: Hanau“ (31.1.). Er ist Teil einer Trilogie, die auch die rechtsextremen Anschläge in München 2016 und Halle 2019 behandelt.
Für Kölnerinnen und Kölner dürften zwei Filme mit Lokalbezug spannend werden. In „Die Kunstaufpasser“ (4.2.) schaut man den Aufseherinnen und Aufsehern des Wallraf-Richartz-Museums über die Schulter und teilt ihren Blick auf die Werke. Die Regisseurin Corinna Belz hat auch schon einen Dokumentarfilm über Gerhard Richter gemacht. „Ich möch zo Fooß nah Kölle jonn“ (30.1.) erzählt die Geschichte einer Kölner Familie, die seit sechs Generationen auf einem Grundstück in Nippes lebt. Die Familienälteste Alice musste im Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat fliehen. Nach der deutschen Kapitulation bewältigte sie einen Fußmarsch von der Sächsischen Schweiz bis ins Rheinland. Die Regisseurin Lilli Scholz wandelt für den Film in den Spuren ihrer Großtante Alice.
Eine andere Form der Familiengeschichte erzählt „The Mother of all Lies“. Der Film handelt von den Brot-Unruhen in Marokko, bei denen in den 1980er Jahren zahlreiche Menschen in Casablanca erschossen wurden. Die Regisseurin Asmae El Moudir geht mit einer Miniatur des Stadtviertels und Puppen den Erinnerungen ihrer Familie auf den Grund. Der Film gewann Publikumspreise beim DOKLeipzig, beim Kasseler DOKfest und in Cannes.
Zur Veranstaltung
„Stranger Than Fiction“ ist ein Dokumentarfilmfestival. Vom 26. Januar bis zum 4. Februar laufen Filmvorführungen im Filmhaus in Köln. Das Festival zeigt auch Filme in Brühl, Düsseldorf, Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr und Münster. Das ganze Programm gibt es hier.