Die Stadt Köln sieht eine Generalsanierung der 1986 fertiggestellten Philharmonie vor. Leser bezweifeln deren Notwendigkeit.
Leserbriefe zur Philharmonie:Der „Marodismus“ geht um
Philharmonie: Wer entscheidet über Sanierungsbedürftigkeit?
Als regelmäßiger Konzert- und gelegentlicher Museumsbesucher sind für mich in dem Gebäude keine Sanierungserfordernisse erkennbar. Wer entscheidet über die Sanierungsbedürftigkeit eines öffentlichen Gebäudes? Wenn ein Gebäude, das nicht einmal 40 Jahre alt ist, für ein Vielfaches seiner Erstellungskosten saniert werden müsste, würde dies für eine Vielzahl mittelständischer Betriebe, die in eigenen Räumen ihr Geschäft betreiben, das Ende bedeuten. Eine vermeidbare Sanierung erspart erhebliche Steuerbeträge, die von uns Bürgern erhoben werden. Auch unter Klimagesichtspunkten ist nicht zu verantworten, dass funktionierende Strukturen entsorgt und durch vermeintlich höherwertige ersetzt werden. Dr. Paul Kellerwessel Köln
Philharmonie: „Glanzpunkt Kölns“ vor Bürokraten retten
Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode. Und die Methode heißt: Marodismus. Was wird nicht alles kurzentschlossen und wenig bedacht als „marode“ bezeichnet: Fast alle Schulen, leider oft zu Recht, fast alle Autobahnbrücken, einige zu Recht, alle mit Gas oder Öl betriebenen Heizungen, das Netz der Deutschen Bundesbahn.
Alles zum Thema Kölner Philharmonie
- Gürzenich-Konzert Eine Sternstunde dank Michael Sanderling und Gil Shaham
- Rudolf Buchbinder in Köln Eine Brahms-Aufführung von herausragender Qualität
- Philharmonie Köln Zentralwerke der slawischen Romantik
- „Musik der Zeit“ in der Kölner Philharmonie In der Küche des Menschenfressers
- Midori in der Philharmonie Ein Spiel, das bei sich bleibt und aufgesucht werden will
- „Quartetto“ der Kölner Philharmonie Das Signum Quartett bietet Weltklasse im kleinen Zirkel
- Benefizkonzert Polizeichor Köln singt für Hilfsorganisation in Kerpen
Nun also sind die Philharmonie und das Museum Ludwig: marode! Manche Fanatiker des Marodismus suchen schon nach einem neuen Bauplatz. Ich schlage Herrn Architekten Peter Busmann vor, eine Stiftung zum Schutz von Philharmonie und Museum zu gründen, damit dieser Glanzpunkt Kölns nicht den Bürokraten und alternativlosen Knechten von Vorschriften zum Opfer fällt.Franz Ernst Köln
Kölner Philharmonie unter Denkmalschutz stellen
Ich bin jährlich mehrfach begeisterter Besucher der Elbphilharmonie Hamburg, aber die Kölner Philharmonie ist trotzdem ganz besonders, und sie darf niemals infrage gestellt werden, denn sie ist ein weltweit anerkanntes Kunstwerk und gehört schnellstens unter Denkmalschutz gestellt, damit nicht irgendwelche Dilettanten Hand daran legen!
Was wird sich die Kölner Stadtverwaltung noch einfallen lassen? Folgende Fehlleistungen reichen doch schon: Abbruch Rodenkirchener Rheinbrücke, Leerstand Zeughaus/Stadtmuseum aus eigenem Verschulden, Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums, Baustopp Miqua, Stadtbahn-Erweiterung nach Rondorf-Meschenich ohne Sinn und Verstand, katastrophale Architektur am Rudolfplatz mit Niedergang des Hahnentors, Deutzer-Hafen-Dilemma und Denkmalschutz-Dilemma der Mülheimer Industriehallen.
Ich hoffe von ganzem Herzen, dass es Peter Busmann schafft, zumindest einige passionierte Architekten auf seine Seite zu bekommen! Wenn man die Kostenangaben der angeblichen städtischen Fachleute studiert, muss jeder halbwegs erfahrene Baumensch merken, welche Dilettanten dort am Werk sind! Übrigens: Eine Sanierung im laufenden Betrieb ist natürlich bei derart hochwertiger Bausubstanz überhaupt nie infrage zu stellen! Beispiele in Deutschland gibt es dafür genug. Klaus Pfeffer Köln
Philharmonie: Sanierungspläne teilweise überdimensioniert
Es ist schon erstaunlich, wie die Stadt auch im Kleinen den Sanierungsbedarf rechtfertigt. Bleiben wir einmal bei der „kleinen“ Summe von 20 Millionen Euro für die Schallentkopplung des Heinrich-Böll-Platzes. Von 1999 bis 2021 wurde für dessen Bewachung eine Summe von drei Millionen Euro ausgegeben – also 22 Jahre lang. Eine Schallentkopplung soll 20 Millionen Euro kosten. Für diese Summe könnte man den Heinrich-Böll-Platz etwa 146 Jahre bewachen!
Man könnte auch Solarmodule auf den Platz stellen. Fotovoltaikanlagen arbeiten geräuschlos und bringen der Stadt zusätzlich noch Einnahmen. Ich denke, dem Heinrich gefiele diese Umgestaltung des Platzes im Sinne der Energiewende. Ein Hingucker wäre das allemal.Ewald Piepenbrock Bergisch Gladbach
Philharmonie: „Gelungenen Kulturort“ nicht verschandeln
Es muss verhindert werden, dass dieser Gebäudekomplex abgerissen wird! Da haben wir in unserer Stadt einmal einen gelungenen Kulturort, der allerseits höchst geschätzt wird und schon droht er zuschanden gemacht zu werden! In Anbetracht dessen, was die Stadt Köln mit bestehenden Bauten angerichtet hat, ist das Schlimmste zu befürchten. Könnten nicht gut Informierte sofort eine Bürgerinitiative starten, angefangen mit einer Petition?Annemarie Neffgen Köln
Gründe für die kurze Lebensdauer öffentlicher Gebäude
Ich überlege mir, was die Gründe für die kurze Lebensdauer der Gebäude von Bund, Land und Stadt sein könnten. Ich habe 1984 eine Eigentumswohnung in einem Objekt mit 161 Einheiten gekauft. Bezugsfertig im Jahr 1973. Wir Wohnungseigentümer müssen warten, reparieren und manches „sanieren.“ Es gibt aber keinen Anlass zur Generalsanierung. Und schon gar nicht, abzureißen und neu zu bauen. Bei öffentlichen Gebäuden ist das anders. Hier bin ich bisher auf zwei Gründe gestoßen: erstens eine andere sachliche Beanspruchung und zweitens das Interesse von Verwaltern und Nutzern, im Sinne von „es ist ja nicht meins und ich muss nicht dafür zahlen“. Veit Hennemann Köln