Die Kölner Prinzen-Proklamation vermochte weder Fernsehzuschauer noch Gäste zu begeistern. Doch es gab auch Glanzlichter.
Leserbriefe zur PriProGähnen und Langeweile statt kölschen Frohsinns
Gürzenich zum Abschalten – Jan Wördenweber über eine Proklamation für Fernsehzuschauer (8.1.)
PriPro: „Kölsche Ausgelassenheit, Schunkeln, Mitsingen waren wohl nicht gewollt“
Dass diese Sendung, die den Kölner Karneval und sein Dreigestirn in alle Welt senden sollte, auch noch mit TV-Gebühren bezahlt wird, ist haarsträubend. Gezeigt wurden billiges Theater und ein Trauerspiel. Über mehr als 90 Minuten gab es einen Schmarren nach dem anderen, an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Jede andere Karnevalssitzung im Rheinland, ob in Dörfern oder Stadtvierteln, ist karnevalsaffiner, fröhlicher und lockerer als diese Zumutung am Sonntag.
Kölsche Ausgelassenheit, Schunkeln, Mitsingen waren wohl nicht gewollt, Stattdessen Gähnen und Langeweile. Eine Zumutung für die Fernsehzuschauer. Erst mit dem neuen Dreigestirn kamen „Kölsche Tön“ in den Gürzenich und danach – viel zu spät – ging ein wenig die Post ab. Mit Cat Ballou, Höhnern und Bläck Föös merkte man, dass es sich um eine karnevalistische Unterhaltungssendung handelte.
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Der Moderator schien sich eher als Bestatter des Kölschen Brauchtums zu verstehen, denn als Überbringer des sprichwörtlich rheinischen Frohsinns. Jeden Satz vom Blatt abzulesen, ist kein Zeichen von Professionalität. Solche Sendungen sollte man direkt einstampfen und niemandem den Abend damit vermiesen. Neue Köpfe mit neuen Ideen müssen her, sonst geht der Kölner Karneval im TV unter. Heinrich Schmitz Brühl
PriPro: „Schade, et hät esu schön weede künne“
Leeven Här Wördenweber, vielen Dank für Ihre so treffende Berichterstattung über die Prinzenproklamation 2024 im Gürzenich. Sie haben nicht nur mir und meiner Frau wahrlich aus der Seele geschrieben. Ich bin entsetzt über die Außendarstellung unseres geliebten vaterstädtischen Festes. Dabei war der Beginn äußerst vielversprechend: Linda Teodosiu mit ihrer großartigen Stimme und Präsenz war wundervoll.
Dann der wirkliche Höhepunkt: Jörg P. Weber als Horst Muys! Authentisch, frech, anarchisch, so war Horst Muys. Auch wenn es der OB sichtlich nicht gefallen hat – bravo Jörg! Die eigentliche Proklamation war gut, es war ja auch nicht viel falsch zu machen. Das Orchester Helmut Blödgen – mit dem Dirigenten Matthias Henseler, der leider nie persönlich genannt wurde – hervorragend. Danach – Schweigen. Zum Schluss ein fürchterlicher Klangbrei, der den TV-Zuschauer ratlos zurückließ; mich jedenfalls. Chance verpasst! Schade, et hät esu schön weede künne. Wicky Junggeburth Lohmar - Ex-Prinz
PriPro: WDR-Übertragung begeistert
Nein, zum Abschalten war die Fernsehübertragung absolut nicht. Sie wird ja hauptsächlich für die Menschen gesendet, die nicht zu den Auserwählten oder Prominenten gehören. Nicht nur ich als Nichtkölnerin war begeistert, sondern auch meine im Ausland lebenden Kinder und Freunde teilten mir nach der Sendung ihre Begeisterung mit.Traute Dümmer Köln
PriPro im TV: Unverdauliche Magerkost
Wir wollten von einem schwer verdaulichen Krimi auf eine vielleicht leicht verdauliche Prinzenproklamation umschalten. Was bekamen wir frei nach Bernd Stelters Refrain „Oh Gott, oh Gott, oh Gott“? Unverdauliche Magerkost. Also Abschalten.Albrecht Aurand Köln
Respektloses PriPro-Publikum irritiert
Mit viel Interesse habe ich den Artikel über die PriPro gelesen. Ich war selbst im Saal und fand es unmöglich, was dort los war. Das Programm fand ich klasse – es war mal etwas Anderes und dem Thema angepasst. Die Tonqualität war nicht die beste, aber muss ich deshalb meinem Sitznachbarn erzählen, was ich Weihnachten und Silvester gemacht habe – und zwar in epischer Länge, während vorne eine Darbietung läuft?
Muss ich deshalb während einer Darbietung aufstehen und an einem anderen Tisch Leute begrüßen? Das Publikum war respektlos fast allen Darbietenden des „ersten Aktes“ gegenüber. Es ist traurig, dass man zu der Maßnahme greifen muss, eine Bar im Foyer erst nach der Veranstaltung aufzumachen, da sonst die Gäste alle aus dem Saal laufen.
Wer sich nicht für die PriPro interessiert, kann doch zu Hause bleiben. Man sollte die Eintrittskarten an die Leute verkaufen, die sich wirklich dafür interessieren und nicht nur an die, die gesehen werden wollen!Tanja Vollmer Köln
PriPro: Glanzlicht Jörg Paul Weber als Horst Muys
Vielleicht lag es an der Auswahl, die der WRD bei der Übertragung der PriPro gesendet hat. Es passiert in Köln ja immer wieder, dass eine PriPro völlig in die Hose geht – eine solche war die PriPro 2024. Der Sitzungspräsident, schon berufsbedingt völlig emotionslos, präsentierte sich den Fernsehzuschauern in totaler Hilflosigkeit. Grund war der Teleprompter zu seinen Füßen. Der Blick in die Kamera wurde ersetzt durch einen fast manischen Drang, zum Boden zu blicken: Dorthin, wo ihm der Teleprompter den vorgeschriebenen Text zum Ablesen gab. Einfach unzumutbar und eines Sitzungspräsidenten unwürdig. Nein, Präsidenten mit solchen Auftritten sind keine Werbung für den Kölner Karneval.
Die Motto-Dramaturgie „Theater“ ging nicht auf, weil die Vielseitigkeit der Kölner Theaterszene durch die Statisten auf der Bühne nicht erkennbar wurde. Dennoch gab es die Highlights Hänneschen, die Rede von Frau Reker und vor allem Jörg Paul Weber in seiner Rolle als Horst Muys. Wie hob sich das Niveau dieser Rede grenzenlos von den übrigen Programmpunkten ab! Es bleibt zu hoffen, dass J. P. Weber in seiner Horst-Muys-Rolle als Glanzlicht der Büttenredner auch in Zukunft zu sehen und zu hören ist. Arno Doll Köln