Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht im „Kölner Stadt-Anzeiger“ sorgenvoll über Kardinal Woelkis Rückkehr nachgedacht wird. Da geht es längst nicht mehr nur um die Aufarbeitung der Kindesmissbrauchsfälle, sondern insgesamt um das gestörte Vertrauensverhältnis der Kölner Gläubigen zu ihrem Bischof. Der sich bisher leider einmütig fundamentalistisch gezeigt hat und zeitnotwendige Reformbemühungen strikt ablehnte wie die des Synodalen Wegs.
Gewiss, eine Rückkehr am 1. März scheint fraglich. Aber es wäre aufrichtiger, wenn verantwortliche Kreise nicht nur in Abwesenheit des Bischofs über seine Zukunft nachdenken, sondern in seiner Anwesenheit auf Augenhöhe offen und ehrlich mit ihm zusammen ausloten, was geht und was nicht, was sowohl für ihn als auch für die Gläubigen in christlicher Verantwortung letztlich zumutbar ist. Vielleicht findet dann der Bischof selber heraus, ob es für ihn und das Bistum Sinn macht, zu bleiben oder freiwillig zu gehen.Karl Heinz KönigBergisch Gladbach
Wenn in der freien Wirtschaft einem Vorstandsvorsitzenden seine Vorstandskollegen und leitenden Mitarbeiter das Vertrauen entziehen, dann hat er keine Hausmacht mehr. Genau dann ist der Zeitpunkt gekommen, den Aufsichtsrat um die Aufhebung seines Vertrages zu bitten und die Koffer zu packen. Dieses Prozedere sollte sich Kardinal Woelki zu eigen machen und ebenso handeln.Karl-Heinz WelterothKöln
Wieso weiß jeder schon vor der Rückkehr von Kardinal Woelki, dass er „so weiter macht, wie bisher“? Warum lässt man ihm nicht die Chance, überhaupt erst einmal in Kontakt und Dialog zu treten? Wird ihm nicht jede Kommunikationsmöglichkeit genommen, wenn bereits im Vorfeld jede Veränderung ausgeschlossen wird?Maria MichelKöln
Mit Sorgen, Bedenken und Ängsten warten die Kölner Katholiken auf die Rückkehr von Kardinal Woelki nach seiner vom Papst verordneten Auszeit. Nicht Feinde der katholischen Kirche von außen wenden sich gegen den Kardinal, sondern fast alle Dechanten, der Diözesanrat, Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Mitglieder von Maria 2.0, Laienorganisationen wie „Wir sind Kirche“, Beteiligte des Synodalen Wegs, enge Mitarbeiter des Kardinals, Missbrauchsopfer und viele Gläubige geben ihm immer wieder zu verstehen, dass seine Rückkehr unerwünscht ist, da das Vertrauen in seine Absichten und sein Handeln verloren gegangen ist.
Lediglich einige Strenggläubige und die konservative Organisation „Opus Dei“ stehen noch zu ihm. Es ist unverständlich, dass Herr Woelki unter diesen Umständen sein Amt wiederaufnehmen will. Er müsste doch zu der Überzeugung gelangen, möglichst rasch seinen Rücktritt anzubieten, wie es seine Mitbrüder Heße und Marx vorgemacht haben. Zumindest müsste Papst Franziskus, der sicherlich von vielen Gremien über die Zustände im Bistum informiert worden ist, die notwendigen Konsequenzen ziehen.
Wenn der Papst schon Bischof Tebartz-van Elst wegen finanzieller Eskapaden entlassen hat, wäre die Entlassung von Kardinal Woelki nach dem Desaster im Erzbistum Köln schon lange erforderlich. Es wäre auch ratsam, dass der Papst diese Entscheidung vor der Rückkehr von Woelki trifft, bevor die Zustände derart eskalieren, dass bei einer erzwungenen Entlassung auch seine Autorität Schaden nimmt.Prof. Dr. Claus WerningFrechen
Woelki als Projektionsfläche für alle Kritik an der Kirche
Ich wünsche mir den Aschermittwoch herbei. Ich bin der Ansicht, dass diese Geschichte zu Ende erzählt ist und der Kardinal im eigenen Interesse und im Interesse der Kirche und seines Erzbistums zurücktreten sollte. Aber die Unermüdlichkeit und Unversöhnlichkeit des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und des verantwortlichen Redakteurs scheinen mir auch übertrieben. Wie viele Seiten und Artikel will er dem Thema noch widmen? Der Fall des Kardinal Woelki scheint zur Projektionsfläche für alle Kritik an der Kirche zu werden. Die Welt und auch die kleine Kölner Welt hat auch andere wichtige Themen.Dr. Florian NeuhannKöln
Misstrauensvotum gegen weitere Amtsführung
Endlich stellen sich Woelkis engste Berater gemeinsam auch nach außen massiv gegen eine Rückkehr des Kardinals am 2. März. Die breite Front wird verstärkt durch die Skepsis des Domkapitels und den vermuteten Warnbrief der Kreis- und Stadtdechanten an den Vatikan. Deutlicher kann ein informelles Misstrauensvotum gegen eine weitere Amtsführung des Erzbischofs kaum sein. Ein friedlicher Abgang scheint nur noch möglich, wenn er selbst den Papst um seine Demission bittet und zwar noch vor dem 2. März. Dann bliebe dem Erzbistum eine neue Austrittswelle aus der Kirche, verbunden mit finanziellen Einbußen erspart und am Aschermittwoch wäre alles vorbei.Reiner HampkeKöln
Der Kardinal ist schon jetzt eine „lame duck“
Es ist gar nicht mehr notwendig, dass Bistumsverwalter Rolf Steinhäuser eine persönliche Unterredung mit dem Papst hat und es ist auch gar nicht mehr nötig, dass der Papst selbst Kardinal Woelki von seinem Amt abberuft. Der Kardinal von Köln ist schon jetzt eine „lame duck“ – so nennt man in den USA Präsidenten, die zwar noch im Amt sind, aber aufgrund mangelnder Mehrheiten im Parlament keine Entscheidungen mehr treffen können. Und in Köln haben wesentliche Organisationen und eine große Mehrheit der Gläubigen erklärt, mit Woelki nicht mehr zusammenarbeiten zu wollen. Dem Kardinal stehen einsame Zeiten bevor.Michael PatzKöln
Neustart ermöglichen
Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage kann kaum verwundern. Der Vertrauensverlust ist doch augenscheinlich nicht mehr zu reparieren. Man kann nur hoffen, dass die Beteiligten, insbesondere Woelki selbst, vernünftig reagieren und einen Neustart ermöglichen.Paul SchnackerzFrechen
Köln am Tiefpunkt angelangt
Was lange währt, wird – hoffentlich – endlich gut, mögen sich die Gegner von Kardinal Woelki sagen, nachdem sie seit Monaten, wenn nicht Jahren mit unermüdlichem Eifer bemüht waren, den Erzbischof zum Aufgeben zu drängen. Man fragt sich, ob man es ihm – unter rein menschlichem Aspekt – überhaupt wünschen soll, in dieses Schlangennest zurückzukehren.
Von christlicher Nächstenliebe scheinen viele der „Christen“, die sich nicht einmal scheuen würden, ein Pontifikalamt am Aschermittwoch zu stören, um ihre unseligen Ziele zu erreichen, noch nichts gehört zu haben. Möge Papst Franziskus entscheiden, was für Kardinal Woelki das Beste ist – und für die ehemalige „getreue Tochter der römischen Kirche“ das, was sie verdient. Das einst liebenswerte Köln ist in jeder Hinsicht auf einem Tiefpunkt angelangt.Ursula WindheuserKöln