Touristen berühren die Brüste der Statue, weil das Glück bringen soll. Ist das noch zeitgemäß? Oder die Verklärung von Missbrauch als Tradition?
„Frauenfeindliche Tradition“Touristen sollen Brüste von Molly Malone nicht mehr betatschen
Seit über 35 Jahren steht sie im Herzen Dublins, nun ist eine Statue von Molly Malone – beziehungsweise der Umgang von Touristen mit dem Abbild –Auslöser einer Debatte über Frauenfeindlichkeit geworden. Tilly Cripwell, eine Straßenmusikerin aus Dublin, hat eine Kampagne in den sozialen Medien gestartet. Damit protestierte die junge Sängerin gegen die „Tradition“, Molly Malone an die Brüste zu fassen, weil das Glück bringen soll. Touristen sollten das Wahrzeichen in Ruhe lassen, das ständige Anfassen der Brüste empfinde sie als unangebracht.
Die Aktivistin Tilly Cripwell argumentiert, das Berühren oder gar Küssen der Brüste sei frauenfeindlich, das Wahrzeichen werde dadurch auf einen Körperbereich reduziert. Mit ihrer Kampagne „leave Molly mAlone“ setzt sie sich dafür ein, die Molly-Malone-Statue zu schützen. „Die meisten Leute berühren ihre Brüste als Glücksbringer, das ist eine frauenfeindliche Tradition“, sagt Cripwell dem „Irish Independent“. „Viele Leute drängen sich um sie herum, küssen sie auf die Wange, küssen ihre Brüste, das ist alles unangemessen.“ Niemand käme auf die Idee, einer männlichen Statue in den Schritt zu fassen, argumentiert sie.
Molly Malone: Statue in Dublin soll vor „frauenfeindlicher Tradition“ geschützt werden
Laut „The Irish Times“ teilen viele Bewohner Dublins die Ansicht der Straßenmusikerin. Die Tradition sei respektlos und unangebracht, zudem sei die Statue bereits beschädigt, so der einhellige Tenor einer Umfrage der Zeitung. Tatsächlich ist das Dekolletee der Statue bereits deutlich verfärbt.
Alles zum Thema Stadtrat Köln
- Die nächste Erhöhung Stadt Köln will Eintritt für Hänneschen-Theater anheben
- Baustopp seit 2015 Hangar auf Kalkberg soll fertiggestellt werden – Zwei Varianten zur Auswahl
- Ausbau am Geißbockheim 150 Fußballkinder suchen eine Heimat – Umzug nach Mülheim vorgeschlagen
- Sparpläne der Stadt Köln Bürgermeister sollen Dienstautos verlieren und Bus und Bahn nehmen
- Beschlüsse aus dem Rat Autonomes Zentrum zieht nach Kalk – Kölner Stadtordnung geht gegen Lachgas vor
- Nach tödlichem Unfall Niederkasseler Stadtrat vertagt Umbauplanungen für die Provinzialstraße
- Beschluss vom Stadtrat Straßenmalerei am Kölner Dom bald verboten
„Die Statue ist historisch, wir müssen sie beschützen, sodass sie nicht beschädigt wird. Sie sollte nicht angefasst werden“, sagt eine Passantin.
Wie „The Telegraph“ berichtet, beschäftigt sich inzwischen auch der Stadtrat der irischen Hauptstadt damit, ob die umstrittene Tradition unterbunden werden sollte. „Der Rat prüft, welche Maßnahmen zum Schutz der Statue und kürzlich durchgeführter Reparaturen aufgrund von Vandalismus wirksam sein könnten“, zitiert das Blatt Ray Yeates, den Kulturreferenten Dublins. „Diese Statue und alle anderen öffentlichen Kunstwerke sollten immer mit Respekt behandelt werden.“
Genau das ist laut Tilly Cripwell aktuell nicht der Fall. „Es wird ein Standard gesetzt, bei dem der Missbrauch von Frauen normal, ja sogar ‚traditionell‘ ist. Der Status dieser Handlung als Tradition bedeutet, dass die Menschen aus den Augen verloren haben, was sie wirklich tun“, sagt sie.
„Molly Malone“ gilt als inoffizielle Hymne Dublins
Molly Malone ist eine fiktive Figur aus dem gleichnamigen irischen Volkslied. Die Ballade wurde Ende des 19. Jahrhunderts geschrieben und dreht sich um die „süße Molly Malone“, eine Fischhändlerin, die Muscheln aus einem Karren verkauft. Das Lied wurde über die Jahrzehnte von zahlreichen namhaften Interpreten neu aufgenommen und unter anderem auch von Ed Sheeran bei Konzerten in Irland gespielt. Es gilt als inoffizielle Hymne Dublins.
Die Bronzeskulptur, um die nun eine Debatte entbrannt ist, wurde von der irischen Künstlerin Jeanne Rynhart 1988 in der berühmten Grafton Street, der Haupt-Einkaufsstraße von Dublin, aufgestellt. Seit 2014 steht die Statue vor dem Dublin Tourist Office in der Suffolk Street. (pst)