Düsseldorf – Die Grünen fordern die schwarz-gelbe Landesregierung auf, die Abstandregeln für Windkraftanlagen in NRW zu streichen. Bislang ist ein Mindestabstand von 1000 Meter zu Wohnhäusern gesetzlich vorgeschrieben, um Anwohner vor Lärm und Schattenwurf zu schützen. „Derzeit gibt es in NRW 3500 Windkraftanlagen“, sagte Energieexpertin Wibke Brems vor Journalisten in Düsseldorf. „Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich 1000 weitere Anlagen ans Netz nehmen zu können.“
Der Windkraftausbau soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten, um NRW unabhängiger von Energieexporten aus Russland zu machen. „Um eine Unabhängigkeit vom Kriegsverbrecher Putin herzustellen, müssen wir jetzt ganz schnell die Fesseln lösen, die den Windkraftausbau und den Ausbau der Solarenergie immer noch hemmen“, forderte Mona Neubaur, Landeschefin und Spitzenkandidatin der NRW Grünen bei der Landtagswahl.
1000 Windräder in fünf Jahren wären möglich
Nach Angaben von Reiner Priggen, Vorstand des Landesverband Erneuerbare Energien (LEE), wäre es in NRW – bei einem beschleunigten Genehmigungsverfahren – möglich, 1000 Windräder innerhalb von fünf Jahren zu bauen. „NRW hat einen Stromverbrauch von 100 Terrawatt pro Jahr. Allein mit modernen Windkraftanlagen könnten wir rund die Hälfte des Bedarfs abdecken“, sagte Priggen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Der frühere Fraktionschef der Grünen im Landtag warb dafür, auch Waldflächen für die Windkraft zur Verfügung zu stellen: „Der Borkenkäfer hat 130.000 Hektar Fichtenwald in NRW zerstört. Diese Flächen sollten wir nutzen, ebenso wie freie Flächen entlang von Autobahnen und in Industriegebieten.“ Auch für Photovoltaik gebe es ein großes Potenzial. „Allein auf den Kölner Dächern könnten 4000 Megawatt erzeugt werden – das entspricht der Leistung von vier großen Kraftwerken“, so der LEE-Vorstand.
Neubaur lehnt Spritrabatt ab
Grünen-Chefin Neubaur erklärte, eine Laufzeitverlängerung der noch laufenden Atomkraftwerke, wie sie von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) gefordert wurde, sei nach eingehender Prüfung keine Option. Die Spitzenkandidatin lehnte zudem den Plan von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ab, die Autofahrer über einen Rabatt bei den Spritpreisen zu entlasten.
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Eine weiteres Maßnahmenpaket durch den Bund müsse auch soziale Aspekte berücksichtigen, sagte die Politikerin aus Düsseldorf. Steigende Energiepreise würden sich schließlich nicht nur auf die Mineralölpreise, sondern auch auf die Kosten von Lebensmitteln, Gas und Strom auswirken. Die Grünen setzen auf einen nachhaltigeren Ansatz: „Wir wissen, dass es in praktisch jedem Haushalt Möglichkeiten gibt, auch ganz ohne Investitionen und ohne Komforteinbußen Energie einzusparen. Dafür ist eine Erhöhung der Unterstützung für die Verbraucherzentralen dringend geboten“, heißt es in einem Antrag der Grünen-Landtagsfraktion für die kommende Plenarwoche.