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Ohne Eignungstest in den UnterrichtViele Erstklässler sind nicht schulreif

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Kinder auf dem Weg in den Unterricht.

Düsseldorf – Die Gesundheitsämter in NRW kommen nach der Corona-Pandemie mit den Schuleingangsuntersuchungen nur schwer wieder in Tritt. Eine Sprecherin der Stadt Köln bestätigte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass im Schuljahr 2022/23 nur 75 Prozent der Erstklässler getestet wurden. Im Jahr zuvor waren es nur 25 Prozent. „Grund dafür war der Einsatz des Personals des schulärztlichen Dienstes in der Corona-Pandemie“, hieß es. In der Hochphase seien alle 26 Schulärzte in den Kampf gegen Covid eingebunden gewesen.

Nun, im dritten Jahr der Pandemie, sind die Personalengpässe aber offenbar in vielen Gesundheitsämtern noch nicht behoben. Die sei unverständlich, schließlich finde die Kontaktpersonennachverfolgung „so gut wie nicht mehr statt“, heißt es in einem Antrag der FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. „Kinder- und Jugendärzte schlagen bereits Alarm, dass teilweise Kinder eingeschult würden, die noch nicht schulreif seien“ kritisiert Yvonne Gebauer, Sprecherin für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

Fehlstart in die Schullaufbahn

„Diesen und vielen anderen Kindern bleibt durch die ausgefallenen Untersuchungen eine notwendige Unterstützung somit gleich zu Beginn ihrer Schullaufbahn verwehrt“, fügt die frühere Schulministerin hinzu. Die Kölner Zahlen seien „armierend“ und ließen die Vermutung zu, dass auch in vielen anderen Kommunen in NRW ähnliche Zustände vorherrschten.

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Die frühere Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) im Landtag.

Auch Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, übt harsche Kritik. „Der Ausfall der Schuleingangsuntersuchungen ist ein weiterer Ausdruck der Bildungskatastrophe, in die NRW immer tiefer hineinsteuert“, sagt die Landtagsabgeordnete aus Wuppertal. Denn bei Kindern, die trotz fehlender Schulreife eingeschult werden, würden gesundheitliche Einschränkungen und ein Förder- oder Therapiebedarf nicht oder nur verspätet entdeckt. Kinder, die bereits mit fünf Jahren eingeschult werden, müssten die frühesten Termine für die Schuleingangsuntersuchungen erhalten, hieß es.

Priorisierte Untersuchungen

Dem NRW-Gesundheitsministerium von Karl-Josef Laumann (CDU) ist das Problem bekannt. Genau Zahlen über die ausgefallenen Untersuchungen lägen aber derzeit nicht vor, erklärt ein Sprecher. Die Erlaubnis, Schulärzte für die Pandemiebekämpfung abzuziehen, sei mittlerweile wieder zurückgezogen worden.

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NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann 

Bei der Schuleingangsuntersuchung müssen die Kinder zeigen, ob sie altersgerecht entwickelt sind. Sie müssen unter anderem Formen erkennen, einfach Sätze bilden, Farben benennen und auf einem Bein hüpfen.

Das NRW-Gesundheitsministerium hatte den Gesundheitsämtern in der Pandemie erlaubt, eine Priorisierung bei den Tests vorzunehmen. So seien Kinder, bei denen aufgrund „von Hinweisen seitens der Kindertageseinrichtungen oder der Eltern ein erhöhter Förderbedarf festgestellt oder vermutet wurde“, bevorzugt zu den Schuleingangsuntersuchungen eingeladen worden.

Lehrer klagen über mangelnde Sprachkompetenz

Das Gesundheitsministerium ist offenbar der Auffassung, damit das Schlimmste verhindert zu haben. „Angesichts der durchgeführten priorisierten Schuleingangsuntersuchungen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass Kinder, die noch nicht ,schulreif‘ sind, auch nicht verfrüht eingeschult wurden“, teilt der Laumann-Sprecher mit.

Einige Grundschullehrer in NRW sind da allerdings anderer Auffassung. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, beklagen sie eine mangelhafte Sprachkompetenz bei vielen Erstklässlern. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnte, durch fehlende Schuleingangsuntersuchungen würden Kindern die notwendige Unterstützung gleich zu Beginn ihrer Schullaufbahn verwehrt und somit Chancen für ihre Entwicklung genommen.

Untersuchungen sollen nächstes Jahr wieder flächendeckend stattfinden

Die Durchführung von Schuleingangsuntersuchungen ist im Schulgesetz von NRW vorgeschrieben. Den Vorschlag, die ausgefallenen Tests nachzuholen sieht das Gesundheitsministerium kritisch. „Stattdessen sollten gezielte und passgenaue Angebote, beispielsweise im Rahmen von Schulsprechstunden, unterbreitet werden, die insbesondere in Schulen mit einem bekanntermaßen hohen Anteil an belasteten Familien etabliert werden können“, hieß es.

Meral Thoms, Sprecherin für Gesundheitspolitik der Grünen im Landtag, verlangt konkrete Maßnahmen: „Wir wollen, dass jedes Kind die Chance auf einen gesunden Start ins Schulleben hat“, sagte die Politikerin aus Tönisvorst dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Schuleingangsuntersuchungen hätten einen festen Platz in der Schul- und Gesundheitspolitik in NRW. „Deshalb ist es unser Anspruch, dass sie für das kommende Schuljahr wieder möglichst flächendeckend stattfinden.“

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Wichtig sei darüber hinaus, dass gezielte Angebote für Nachuntersuchungen aus dem letzten Schuljahr gemacht würden, beispielsweise für Familien, die keine Kinderärztin oder Kinderarzt hätten und unsicher in Bezug auf den Entwicklungsstand ihrer Kinder seien. „Für uns ist auch wichtig, dass neben der schulärztlichen Stellungnahme auch die Entscheidung der Eltern, ob ihr Kind zum vorgeschlagenen Zeitpunkt eingeschult wird, berücksichtigt wird“, so Thoms.