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Keine Masken an Schulen„Ablauf der Abi-Prüfungen ist gefährdet"

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Maskenstreit

Viel Streit über das Ende der Maskenpflicht an Schulen

Düsseldorf/Köln – Am Montag fällt in weiten Teilen des öffentlichen Lebens die Maskenpflicht – auch an den Schulen im Land. Das ist eine Vorgabe der Bundesregierung, festgelegt im Infektionsschutzgesetz. Und so erklärte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer am Mittwoch im Fachausschuss des Düsseldorfer Landtags, dass sie sich an Gesetz und Ordnung zu halten habe: „Und das habe ich getan.“ Zuvor hatte sie in einem Interview mit der Rheinischen Post betont, dass es den Schulen nicht gestattet sei, für die letzte Woche vor den Osterferien eine schulinterne Maskenpflicht auszusprechen.Einige Schulen empfehlen nun zumindest, die Masken aufgesetzt zu lassen. Denn bei vielen Schülern, Lehrern und Eltern ist die Sorge groß, dass die Infektionszahlen sonst so kurz vor den Ferien noch einmal drastisch ansteigen. Krank ins Bett, statt raus ins frische Grün, wer will das schon? Andere Schulen, etwa das Landrat Lucas-Gymnasium in Leverkusen, haben sich der Neutralität verschrieben. Wer möchte, kann gerne weiter Maske tragen, aber eine Empfehlung gibt es nicht. „Ich bin dreimal geimpft und frisch genesen, und das trifft gefühlt auf 80 Prozent unserer Schülerschaft zu“, sagt Susanne Oertel, in Leverkusen Sport- und Biologie-Lehrerin. Sie fühle sich geschützt und werde die Maske nur noch dann tragen, wenn sie keinen ausreichenden Abstand zu anderen einhalten kann.

Unterrichtsausfall durch Quarantäne

Aus gesundheitlicher Sicht sieht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte NRW die Abschaffung der Maskenpflicht nicht kritisch. „Wir hätten vor dem Hintergrund der hohen Infektiosität der Omikron Variante aber auch keine Probleme mit einer Verlängerung gehabt“, sagt Sprecher Axel Gerschlauer am Mittwoch. Allerdings, und das sei wichtig zu betonen: „Nicht aus Angst vor Erkrankung der Kinder, bei denen wir ja nach wie vor zumeist sehr milde Verläufe sehen, sondern vor dem Hintergrund des drohenden Unterrichtsausfalls, wenn sich laufend Lehrkräfte in die Quarantäne begeben müssen.“

Sabine Mistler, die Vorsitzende des Philologenverbandes NRW, erklärt: „Wir wünschen uns sehr, in eine gewisse Normalität zurückzukehren.“ Die Abschaffung der Maskenpflicht zum jetzigen Zeitpunkt bei den noch immer hohen Corona-Infektionszahlen kritisiert sie dennoch: „Wir wollen den Schülerinnen und Schülern der Abschlussjahrgänge ein reguläres Ende ihrer Schullaufbahn ermöglichen, aber wir sehen den reibungslosen Ablauf der Prüfungen gefährdet.“

Alles zum Thema Jochen Ott

SabineMistler

Sabine Mistler

Direkt nach den Osterferien starten die Abiturprüfungen, doch aktuell kämpfen die Schulen noch mit den Folgen der gerade abebbenden Corona-Welle. Oertel vom Landrat Lucas-Gymnasium berichtet von 330 Klausuren, die nachgeholt werden müssten. „Manche Schüler müssen fünf Klausuren nachschreiben, das ist natürlich furchtbar“, sagt sie. Beim 5000-Meter-Lauf im Rahmen des Sport-Leistungskurses seien am Mittwoch nur 25 von 50 Prüflingen dabei gewesen – viele mussten aussetzen, weil sie nach einer Corona-Infektion noch nicht wieder belastbar sind.

„Das Schuljahr ist sehr kurz, wir haben nicht viele Verschiebemöglichkeiten nach hinten“, sagt Mistler. Sollten die Infektionszahlen durch das Ende der Maskenpflicht also wie befürchtet wieder in die Höhe schießen, dann gerieten Schülerinnen und Schüler und auch die Lehrkräfte unter enormen Druck.

Positiver Trend durch fehlenden Schutz in Gefahr

Jochen Ott, Schulsprecher der SPD-Landtagsfraktion, sagte am Mittwoch zum Ende der Maskenpflicht an den Schulen: „Ich halte das für einen schweren Fehler.“ Ministerin Gebauer hielt mit aktuellen Zahlen dagegen: Demnach sei zum Stichtag 23. März in NRW keine Schule aufgrund von Corona vollständig geschlossen gewesen. An 80 Schulen sei in Präsenz und in Distanz unterrichtet worden, in der Vorwoche sei das noch an 100 der Fall gewesen. Es seien 6636 bestätigte Corona-Fälle unter den Lehrkräften gemeldet worden (Vorwoche: 7044). Bei den Schülern sah es so aus: Pandemiebedingt konnten 4,0 Prozent nicht am Präsenzunterricht teilnehmen (Vorwoche: 4,4 Prozent).

Gebauer wertet den positiven Trend als guten Grund für ein Ende der Maskenpflicht. Das Schulministerium erklärte am Mittwoch auf Nachfrage noch einmal: „Dieser Schritt ist angemessen. Die Gesundheitsgefährdung bemisst sich nicht mehr nur auf der Grundlage von Inzidenzen, sondern ebenfalls auf der Betrachtung der Schwere der Krankheitsverläufe und der Anzahl der Krankenhauseinweisungen.“

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Hinzu komme eine hohe Impfquote bei Lehrkräften, die zuletzt bei fast 96 Prozent gelegen habe, und bei den Zwölf- bis 17-Jährigen, die laut dem Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Institutes 68,0 Prozent betrage. Dass auch Geimpfte sich immer wieder mit der Omikron-Variante infizieren, deutliche Krankheitssymptome zeigen und lange ausfallen, lässt das Ministerium bei seiner Argumentation außer Acht.

SPD-Sprecher Ott sieht den aktuell positiven Trend durch den Wegfall der Masken gefährdet. Und Sabine Mistler stellt fest, dass die Schulen und die Schülerinnen und Schüler nun zwangsläufig selbst Verantwortung übernehmen müssten. Allerdings sei das mit der Freiwilligkeit des Masketragens so eine Sache. Als die Pflicht im vergangenen November an den NRW-Schulen schon einmal ausgesetzt war, habe sich gezeigt: „Da kann ein Gruppenzwang in beide Richtungen entstehen, das hat zu sozialen Reibungen geführt.“ Und das können die ohnehin arg gebeutelten Schulen aktuell am wenigsten gebrauchen.