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Kommentar

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Auf die politische Kompetenz junger Eltern kann diese Gesellschaft nicht verzichten

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Ein kleiner Junge schiebt einen Puppenwagen, neben ihm läuft seine Mutter mit einem Kinderwagen.

Die allermeisten Menschen in NRW haben Kinder. Vertreten werden sie in den Parlamenten aber in der Mehrzahl von Menschen ohne Kinder.

Eine Gesellschaft, die zum allergrößten Teil aus Familien besteht, braucht die Lösungskompetenz junger Mütter und Väter. Was sich ändern muss, um ihnen den Weg in die Politik zu erleichtern.

Gerade während der Pandemie wurde es deutlich: Gesetze für Kinder und Familien vom Schreibtisch aus zu machen, ist die eine Sache. Eine ganz andere ist es, selbst Kinder zu haben und so täglich am eigenen Leib die Konsequenzen derlei Gesetze zu spüren. Kitas und Schulen zu schließen erschien vielen kinderlosen Politikern damals im ersten Moment als der einzig richtige Weg, während Politikern, deren unbetreute Kinder plötzlich zu Hause das Büro auf den Kopf stellten, relativ früh dämmerte: Homeoffice und Kleinkindbetreuung gleichzeitig, das ist auf Dauer ein Weg, der im Chaos und in kollektiver Erschöpfung endet.

Studien haben ergeben, dass bestimmte politische Themen hauptsächlich von denjenigen Volksvertretern auf die Agenda gesetzt werden, die selbst betroffen sind. Rassismus oder Sexismus wird in Parlamenten, die ausschließlich von weißen Männern besetzt sind, deshalb beispielsweise immer eine untergeordnete Rolle spielen. Mit Gesetzen für Kinder und Familien verhält es sich ähnlich. Gerade Frauen, vor allem Mütter, setzen sich hier in besonderer Weise ein. Eine Volksvertretung, die in allen Bevölkerungsgruppen Akzeptanz finden will, tut deshalb gut daran, auch alle Bevölkerungsgruppen und deren Anliegen zu repräsentieren. Auch die von Vätern und Müttern.

Keine Kita im Landtag, keine Elternzeit für Abgeordnete

Während aber knapp 80 Prozent aller erwachsenen Deutschen Kinder haben, fallen sowohl im Landtag von NRW als auch im Kölner Stadtrat nicht einmal die Hälfte der Sitze an Eltern. Mütter sind dabei noch weit schlechter repräsentiert als Väter. Das liegt vor allem daran, dass die Vereinbarkeit von politischem Engagement und Familie unbefriedigend geregelt ist: Der Landtag bietet keine Kita, Elternzeit ist für Abgeordnete gar nicht vorgesehen, Sitzungsmarathons dauern oft bis in den späten Abend hinein, eine Teilnahme an Abstimmungen per Video verbietet das Gesetz.

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Claudia Lehnen

Claudia Lehnen

Claudia Lehnen, geboren 1978, ist Chefreporterin Story/NRW. Nach der Geburt ihres ersten Kindes begann sie 2005 als Feste Freie beim Kölner Stadt-Anzeiger. Später war sie Online-Redakteurin und leitet...

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Das alles muss sich ändern. Die Parteien stehen in der Pflicht, sich vermehrt darum zu bemühen, Eltern und vor allem Müttern den Weg in die Politik zu erleichtern. Nicht als Selbstzweck und um Politikerinnen und Politikern das Leben zu erleichtern. Sondern um zu verhindern, dass eine große Bevölkerungsgruppe von der Möglichkeit, sich politisch zu engagieren, ausgeschlossen wird.

Fehlende Kitaplätze, Lehrermangel, Bildungs- und Gesundheitsungerechtigkeit, Zeitknappheit, zu wenig Unterstützung für Alleinerziehende: Die Sorgen von Eltern und Kindern im Land sind zahlreich. Auf die Erfahrung und die Lösungskompetenz gerade junger Eltern kann eine Gesellschaft, die zum allergrößten Teil aus Menschen mit Familien besteht, da nicht verzichten.