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An Schulen in NRWDas müssen Sie über die neuen Corona-Schnelltests wissen

Lesezeit 3 Minuten

Selbsttests sollen Schulen sicherer machen.

Düsseldorf – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will den Schulen ermöglichen, Schnelltests durchzuführen. Wie das NRW-Gesundheitsministerium am Freitag bekanntgab, soll mit dem Verfahren nach den Weihnachtsferien begonnen werden. Bis dahin sollen die rechtlichen Fragen abgeklärt sein. Experten beurteilen den Vorstoß.

Ist die Einführung von Schnelltests vernünftig?

„Funktionierende neue Teststrategien sind grundsätzlich zu begrüßen“, sagte Stefan Belau, Landesvorsitzender der Bildungsgewerkschaft VBE in NRW, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Art und Weise der Ankündigung sei aber problematisch, weil es noch viele offene Fragen gebe und Erwartungen geweckt werden könnten. Schließlich seien die Schnelltests nicht von heute auf morgen verfügbar.

Alles zum Thema Jochen Ott

Was ist der größte Vorteil an den Schnelltests?

„Jeder Tag, an dem kein Unterricht erteilt werden kann, ist ein Verlust. Wenn schnell Klarheit darüber herrscht, ob ein Lehrer infiziert ist oder nicht, lassen sich unnötige Ausfallzeiten vermeiden“, sagte Sven Christoffer, Chef des Verbands „LehrerNRW“ . Negativ getestete Lehrer und Schüler könnten dann nach fünf Tagen wieder in den Unterricht zurückkehren. Maike Finnern, Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW, erklärte: „Beschäftigte in Schulen und Kitas brauchen umfassenden Infektionsschutz. Schnelltests, die sie selber durchführen können, können ein effektiver Beitrag zu einer umfassenden Teststrategie sein.“

Sollten Lehrer die Tests durchführen?

„Nein. Die Lehrer sind in diesen Zeiten schwer belastet. Sie müssen sich nicht nur um die Schüler im Präsenzunterricht kümmern, sondern auch um diejenigen, die in Quarantäne sind“, sagte Sven Christoffer. Das sei nicht zeitgleich möglich.

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„In den Pausen sind jetzt mehr Kollegen als sonst für die Aufsicht nötig, weil die Klassen möglichst getrennt werden sollen. Daher haben die Lehrer nicht die Zeit, jetzt als Hilfsmediziner eingesetzt zu werden. Sie haben genug zu tun“, so der Vorsitzende von „LehrerNRW“.

Wer käme dann für die Durchführung in Frage?

„Das ist die Aufgabe der Schulträger. Sie sollten entweder Personal abstellen oder neue Mitarbeiter einstellen, um die Tests machen zu können. Wenn eingewiesenes Personal die Tests in Serie durchführt, ist sichergestellt, dass es zu zuverlässigen Ergebnissen kommt“, so Christoffer.

Wie oft sollten die Tests durchgeführt werden?

„Jede Schule sollte einmal pro Tag Besuch von einem Testteam bekommen. Unregelmäßige Testungen würden dem Ziel, schnelle Ergebnisse zu erhalten, widersprechen“, erklärte der Chef von „LehrerNRW“.

Werden die Schulen damit sicherer?

Das ist das Ziel. Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD, sagte dazu: „Ich begrüße jede Maßnahme, die Pandemie einzudämmen. Jedoch warne ich davor, sich damit in Sicherheit zu wähnen. Die Schnelltests alleine schützen nicht vor einer Infektion und ersetzen kein Konzept.“

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern?

Das ist ein wichtiger Punkt, der noch geklärt werden muss. „Nach einem positiven Test muss die Meldekette zum Gesundheitsamt sichergestellt werden“, sagt Mehrdad Mostofizadeh, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen. Sonst könnten die notwendigen Quarantäne-Anordnungen nicht durchgeführt werden.

Reicht ein Video-Tutorial oder sollte persönlich geschult werden?

„Das wird wohl auch abhängig von den beschafften Schnelltests sein und ebenso vom vorgesehenen Einsatzfeld“, sagte VBE-Landeschef Belau. „Wichtig ist, dass die Schulungen gut und verständlich sind.“

Was ist der größte Kritikpunkt?

Die niedergelassenen Ärzte warnen vor dem Gebrauch von Corona-Selbsttests durch medizinische Laien. Dadurch steige das Risiko fehlerhafter Negativ-Ergebnisse und damit die Gefahr durch Super-Spreader, die sich dann „in trügerischer Sicherheit wiegen“, erklärte Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV-Virchowbundes. Selbstabstriche würden „Menschenleben gefährden, anstatt sie zu schützen“. Der Ärzteverband sieht die Gefahr, dass Selbsttests „die momentan lebenswichtigen Kontaktbegrenzungen“ aushebeln könnten, weil Menschen mit negativem Test sich an die Regeln nicht mehr gebunden fühlen würden.