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StarkregenschutzAnwohner in Scheven müssen auch drei Jahre nach der Flut weiter warten

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt den Durchlass durch den Bahndamm und einen offenen, mit Steinen angelegten Graben. Durch ihn läuft das Wasser in ein Rohr, das durch ein Gitter geschützt ist.

Der Bereich zwischen dem Durchlass (l.) und dem Einlauf (r.) soll nach der neuen Planung verrohrt werden.

Peter Schildgen aus Scheven und einige Nachbarn haben seit Jahren Probleme bei Starkregen. Niemand weiß, wann sich daran etwas ändern wird.

Peter Schildgens Geduld ist erschöpft: „Seit der Flut vor drei Jahren hat sich nichts getan. Ich werde stets vertröstet.“ Schildgen wohnt unterhalb des Bahndamms in Scheven, wo ihm bei Starkregen, wie einigen Nachbarn auch, Hangwasser von den Anhöhen hinter dem Damm in die Gärten und Keller läuft. Deshalb war geplant, den Durchlass durch den Damm zu verschließen und das Wasser an anderer Stelle abzuleiten. Doch die Planung wurde verworfen, wie Schildgen jetzt von der Redaktion erfuhr.

Nach Angaben von Eduard Zubiks, Teamleiter Bauen bei der Gemeinde, war diese Lösung aus Kostengründen nicht umsetzbar. Deshalb habe man umplanen müssen. Der neue Entwurf gehe jetzt zur Abstimmung an die Untere Wasserbehörde beim Kreis Euskirchen und danach an die Bezirksregierung Köln. Wann das Vorhaben umgesetzt wird, konnte Zubiks nicht sagen: „Wir müssen warten, bis die Stellungnahmen vorliegen.“

Schmutzwasserkanal kann starke Niederschläge nicht aufnehmen

An dem Problem war in der Vergangenheit schon mehrfach herumgedoktert worden. Schildgen erinnert sich, dass es beim Hausbau Anfang der 1980er-Jahre noch einen Graben gegeben habe, mit dem das Wasser von den Anhöhen direkt von dem Durchlass in den Bleibach geleitet worden sei. Der Graben sei aber später zugeschüttet worden.

„Seitdem läuft das Wasser durch eine offene Rinne in ein Rohr und dann weiter in den Schmutzwasserkanal“, sagt der Rentner. Doch bei dieser Lösung gebe es zwei Probleme: Zum einen sei der Schmutzwasserkanal bei starken Niederschlägen nicht groß genug, um das Wasser aufzunehmen. Es komme zu einem Rückstau, was dazu führe, dass Kanaldeckel hochgedrückt würden.

Peter Schildgen hält einen vollen Aktenordner.

Die Unterlagen füllen bei Peter Schildgen schon einen ganzen Aktenordner.

Zum anderen gibt es an dem Einlauf zum Rohr ein Gitter, das sich gerade im Herbst immer wieder mit Blättern und anderem Material zusetzt. Viele Blätter stammen von einem großen Walnussbaum, der auf einem Grundstück der Gemeinde steht. Dessen Äste ragen bis zu zehn Meter auf die Grundstücke der Anwohner und müssten beigeschnitten werden.

Das würde Schildgen helfen, der Flut von Blättern besser Herr zu werden. „Ich mache den Rost regelmäßig sauber, und der Bauhof ist auch jede Woche vor Ort“, so Schildgen. So könne verhindert werden, dass sich der Ablauf zusetze. „Das kann langfristig aber keine Lösung sein.“

Drei Pumpen sollen bei Starkregen den Keller trocken halten

„Mehrere Mitarbeiter des Bauamts haben sich die Situation x-mal angesehen. Auch mehrere Bürgermeister waren hier. Einmal wurde vor vielen Jahren ein größeres Rohr verlegt, das mehr Wasser in den Kanal abführen kann“, berichtete Schildgen. Ansonsten sei aber nichts passiert. Er wolle keinen Krach mit der Gemeinde, betont der Schevener mehrfach: „Aber wir brauchen eine Lösung.“

Immer wieder gebe es kritische Situationen, weil die Niederschläge stärker geworden seien. „Bei jedem Starkregen haben wir Probleme.“ Der Schevener hält zwar drei Pumpen vor, die das Wasser durch Feuerwehrschläuche ableiten und so den Keller trocken halten sollen. Doch wenn wie bei der Flut der Strom ausfällt, stellen die ihren Dienst ein. Deshalb hat er sich ein Notstromaggregat zugelegt. Trotzdem müsse man jedes Mal genau überlegen, ob man beispielsweise in Urlaub fahre.

Gemeinde Kall erhielt zwei Vorschläge eines Ingenieurbüros vorgelegt

Schildgen hatte sich selbst Gedanken gemacht und der Gemeinde zwei Vorschläge samt einer Kostenschätzung unterbreitet. Hinter dem Bahndamm gebe es zwei Senken mit je einem Durchlass. Schildgens Planer schlug vor, die Senke oberhalb seines Hauses mit Erde zu verfüllen und das Wasser zu dem anderen Durchlass umzuleiten. Der zweite Durchlass sei an einen Graben angeschlossen, der das Wasser fernab von Häusern sofort in den Bleibach leiten könne.

Alternativ solle das Wasser jetzt unmittelbar hinter dem Durchlass in einem Rohr aufgefangen und in einen neu verlegten, rund 120 Meter langen Kanal in den Bleibach abgeleitet werden. „Die beiden Vorschläge des Ingenieurbüros liegen der Gemeinde seit drei Jahren vor.“

„Bei dem Vorhaben handelt es sich um eine Präventivmaßnahme, die im Wiederaufbauplan steht und noch nicht von der Bezirksregierung genehmigt ist“, erklärte Zubiks. Vermessungsdaten des Geländes hätten gezeigt, dass die ursprüngliche Planung nicht umzusetzen sei: „Das ist sehr kompliziert und mit einem enormen Aufwand verbunden.“

Aus diesem Grund werde jetzt der alternative Entwurf verfolgt, bei dem das Wasser in ein Rohr geführt und dann mit einem Regenwasserkanal in den Bleibach abgeleitet wird. Dem Entwurf müsse nun die Untere Wasserbehörde zustimmen. Dann werde er an die Bezirksregierung geschickt. „Da die Planung verändert wurde, müssen wir aber auch noch einmal mit der Deutschen Bahn AG sprechen“, so Zubiks.

„Ich hätte auch gerne eine schnellere Realisierung“, sagte Zubiks. Er hofft, dass bis Januar die Einschätzung der Wasserbehörde vorliegt: „Ich weiß nicht, wie lange die Bezirksregierung braucht.“ Es sieht aber so aus, als würde die Geduld von Peter Schildgen wohl noch weiter auf die Probe gestellt werden.