Das erste Quartal 2024 im Kreis Euskirchen: Das Jahr beginnt mit Protesten und Demos sowie den ersten schrecklichen Unfällen.
JahresrückblickDie Proteste der Bauern im Kreis Euskirchen zeigen Wirkung
Das Jahr beginnt mit Protest. Viele Hunderte Landwirte gehen nicht auf die Straße – sie fahren. Und deshalb geht am Morgen des 8. Januar auf der B 51 bei Blankenheim nichts mehr. Von Tondorf und von Blankenheimerdorf hat sich eine Kolonne aus rund 270 Traktoren, 30 Zugmaschinen von Lastzügen und rund 80 Kleintransportern und Privatautos gebildet.
Durch die mit Protestplakaten ausgestatteten Fahrzeuge, viele üppig illuminiert, mit den Hupen, den Fanfaren und der Musik aus Lautsprechern hätte es etwas von einem imposanten Lichterzug gehabt, wäre da nicht die klare Botschaft gewesen: Die Bauern haben die Nase gestrichen voll von immer höheren Auflagen, einer überbordenden Bürokratie und sinkenden Einkommen. Klarer Adressat ihres Protests: die Ampelkoalition in Berlin, die mit ihren Sparplänen zu Lasten der Bauern das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Zahlreiche Menschen im Kreis Euskirchen solidarisieren sich
Und nicht nur in Blankenheim treibt es die Bauern auf die Straße. Auch an anderen Verkehrsknoten finden Sternfahrten statt. 780 teilnehmende Fahrzeuge zählt die Polizei am 8. Januar insgesamt im Kreis.
400 Menschen stehen nach Schätzung der Polizei auf dem Parkplatz am Erftstadion in Euskirchen. Größtenteils Bäuerinnen und Bauern, aber auch Vertreter anderer Berufsgruppen, die sich solidarisch mit den Landwirten zeigen und denen die Politik der Bundesregierung ebenfalls bitter aufstößt. Dahinter geparkt: Traktoren und Schlepper, versehen mit Plakaten. „Gesetze und Regeln ohne Verstand. Erst stirbt der Bauer, dann das Land“ – so ist es auf einem zu lesen. Belegte Brötchen und Getränke werden gereicht. „Landwirtschaft ist ein wunderschöner Beruf“, sagt der Elsiger Landwirt Thomas Gräf ins Mikro, „wenn uns nur die Politik nicht ständig gegen das Bein pinkeln würde.“
Auf der aufgebauten Bühne stehen die Bundestagsabgeordneten Detlef Seif (CDU) und Markus Herbrand (FDP). Auch die Landtagsabgeordneten Klaus Voussem und Dr. Ralf Nolten (beide CDU) sind da. Dahmen übergibt ihnen eine Resolution. Kern der Botschaft: Nehmen Sie die in den Blick, die heute hier zusammengekommen sind!
Es bleibt nicht bei dem einen Protest. Der eine oder andere Landwirt fährt aus dem Kreis Euskirchen auch nach Berlin – zur ganz großen Kundgebung. Zudem brennen an den Straßen im Kreisgebiet immer wieder Mahnfeuer.
Teilerfolge für die Landwirte und Ermittlungen des Staatsschutzes
Die Proteste haben Erfolg. Im Laufe des Jahres wird die geplante Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung komplett zurückgenommen. Die Vergünstigung beim Agrardiesel wird trotz der Proteste gestrichen, wenn auch in Schritten – zumindest ein Teilerfolg. Im Bundesrat wird im Sommer auch ein neues Düngegesetz gestoppt. Dadurch sollte eigentlich die Nitratbelastung in Gewässern gesenkt werden – einige Länderchefs blockieren das Vorhaben aber. Und die Europäische Union kippt eine geplante Pestizidverordnung. Zugunsten des Artenschutzes hätten Landwirte bis 2030 damit eigentlich den Einsatz von Pestiziden um 50 Prozent verringern müssen – die Kommission unter Ursula von der Leyen knickt aber ein.
Doch es gibt auch Ärger wegen der Proteste. Der Staatsschutz ermittelt gegen einige Landwirte. Der Grund: Eine Versammlung von Landwirten aus Euskirchen und Weilerswist war nicht angemeldet. Polizeisprecher Franz Küpper teilte mit, dass am Donnerstagmorgen gegen 7.15 Uhr Traktoren und Lkw von Euskirchen nach Weilerswist und zurück gefahren seien. Dabei habe es sich um eine Versammlung gehandelt, an der fünf Traktoren und drei Lkw teilnahmen. Da die Versammlung nicht angemeldet gewesen sei, sei Anzeige erstattet worden, berichtet Küpper weiter. Tatsächlich sei dies eine Straftat und der Staatsschutz für die Ermittlungen zuständig.
Doch die Sparpläne der Ampelkoalition in Berlin sind aus Sicht der Landwirte nicht das einzige Ärgernis, mit dem ihr Berufszweig konfrontiert wird. Da ist auch noch der Wolf, der in der Region immer häufiger gesichtet und registriert wird. Und so finden das ganze Jahr über Diskussionsveranstaltungen der Landwirte statt, in denen der Wolf im Mittelpunkt steht.
23 Menschen sterben 2024 auf den Straßen im Kreis Euskirchen
Aus Sicht der Polizei ist das Jahr 2024 ein katastrophales. Im Kreis Euskirchen sterben bis dato 23 Menschen infolge von 19 Verkehrsunfällen. Zum Vergleich: 2023 hatten acht Menschen auf den Straßen im Kreis Euskirchen ihr Leben verloren.
„Unsere Analyse zeigt, dass sich die Unfallstellen über den gesamten Kreis erstrecken, ohne dass geografische oder bauliche Schwerpunkte erkennbar wären“, sagt Franz Küpper, Pressesprecher der Euskirchener Polizei: „Auch die Art der Verkehrsbeteiligung variiert stark: Sowohl Auto-, Rad- und Motorradfahrer als auch Fußgänger waren betroffen. Jeder Unfall war einzig- und andersartig, und daher lassen sich keine wiederkehrenden Muster feststellen.“
Der erste tödliche Unfall ereignet sich auf der L 33 bei Weilerswist am 13. Januar. Ein Monat später kommt es erneut auf einer Straße im Gemeindegebiet zu einem Unfall. Zwei junge Männer werden auf dem Rückweg von einer Karnevalsveranstaltung in Metternich von einem Auto erfasst. Ein 18- und 20-Jähriger sterben. 21 weitere Tote kommen über das Jahr gesehen noch hinzu.
„Die Ursachen der Unfälle lassen sich häufig auf typische menschliche Fehler zurückführen, wie kurze Unachtsamkeiten, nicht angepasste Geschwindigkeit oder riskantes Fahrverhalten“, berichtet Pressesprecher Küpper: „Diese Faktoren zeigen die Bandbreite der Risiken im Straßenverkehr, ohne jedoch auf eine spezifische Häufung hinzuweisen.“
Ein Ausnahmebereich betreffe Motorradfahrer: „Wir konnten sogenannte Renn- und Risikostrecken identifizieren, auf die wir mit gezielten einsatztaktischen Verkehrsmaßnahmen reagieren werden“, sagt Küpper im Gespräch mit dieser Zeitung.
Trotz eines vorsichtigen Rückgangs bei den Verletztenzahlen bei Unfällen sei der Anstieg der tödlichen Unfälle im Jahr 2024 erschreckend. „Dieses Thema nehmen wir sehr ernst und werden weiterhin alles daransetzen, durch Präventionsarbeit und Verkehrssicherheitsmaßnahmen gegenzusteuern“, so Küpper.
Der Nationalpark Eifel feiert seinen 20. Geburtstag
Denkt man an die Eifel, denkt man auch an den Nationalpark. Die rund 10.000 Hektar Wald, Wiese und Gewässer sind zum Identifikationsmerkmal einer ganzen Region geworden und bilden im Moment noch ein Alleinstellungsmerkmal in NRW. Rund eine Million Besucher lässt sich jährlich von der Naturschönheit des Gebiets faszinieren.
Etliche Schulen in den Kreisen Euskirchen und Düren sowie der Städteregion Aachen sind inzwischen Nationalpark-Schulen. Die Stadt Schleiden hat sich selbst zur Nationalpark-Hauptstadt ernannt. In diesem Jahr hat der Nationalpark seinen 20. Geburtstag gefeiert und mit Michael Lammertz einen neuen Leiter.
Der Nationalpark hat eine Größe von 10.800 Hektar, und mittlerweile sind 57 Prozent dieser Fläche sogenannte Naturdynamikflächen. Dort kann Natur Natur sein, ohne dass der Mensch eingreift. Zu Beginn des Nationalparks waren es erst 37 Prozent. Laut NRW-Umweltministerium leben bereits mehr als 11.200 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten im Nationalpark.
Aus dem ersten Quartal 2024
Dienstag, 9. Januar: Es ist kalt in der Eifel. In Sistig sogar so kalt wie sonst nirgendwo in NRW. Minus 18 Grad werden dort gemessen. In den Kreis Euskirchen kehrt einige Tage später der Winter auch in Form von Schnee zurück. Jeder noch so kleine Hügel wird zur Rodelpiste. Innerhalb weniger Stunde fallen mehr als zehn Zentimeter Schnee.
Samstag, 27. Januar: Es wird Gewissheit, was schon länger befürchtet worden ist: Am Schleidener Krankenhaus stehen Veränderungen an. Die Stationen für Unfallchirurgie, Innere und Geriatrie werden wegfallen. Die Krankenhaus-Planung des Landes wird sich zudem auf die Krankenhäuser in Mechernich und Euskirchen auswirken.
Dienstag, 20. Februar: Die Stadt Schleiden zieht drastische Schritte in Betracht. Weil es der Stadt nach Angaben von Bürgermeister Ingo Pfennings nur in wenigen Fällen gelungen ist, Flächen entlang von Urft und Olef für den Hochwasserschutz zu erwerben, wird eine Enteignung der Acker- und Wiesenflächen geprüft.
Montag, 26. Februar: Ein Sattelschlepper blockiert die Zülpicher Innenstadt. Ein Lkw-Fahrer hatte sich auf sein Navi verlassen und sich an der Münsterstraße festgefahren. Erst mithilfe eines Abschleppunternehmens, viel Geduld und dem Entfernen des einen oder anderen Hindernisses konnte der Lkw aus der misslichen Lage befreit werden.
Donnerstag, 7. März: Greenpeace-Aktivisten besetzen die Silos von Hochwald in Mechernich-Obergartzem. Die Umweltorganisation wirft der Molkerei vor, Milch von Kühen zu beziehen, die auf „grausame Art“ gehalten würden. Der Protest verläuft friedlich. Im Anschluss an die Aktion im Gewerbegebiet schaltet sich der Staatsschutz ein. Zudem erstattet Greenpeace Strafanzeige gegen Hochwald.
Samstag, 16. März: An der Steinbachtalsperre brennen zahlreiche Lichter. Rund 800 Teilnehmer äußern Unverständnis über die Verzögerungen beim Wiederaufbau. Organisiert hat den Protestmarsch zum seit der Flut zerstörten Damm die Bürgerinitiative „Pro Steinbachtalsperre“. Auch Landwirte beteiligen sich am „Lichtermeer“.