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JahresrückblickBislang gibt es kaum Probleme mit dem Wolfsrudel im Kreis Euskirchen

Lesezeit 7 Minuten
Vier Wölfe eines Rudels im Nationalpark Eifel, fotografiert aus großer Entfernung.

Mehrere Wölfe eines Rudels hat der Dreiborner Fotograf Christian Weck Mitte Juli im Nationalpark Eifel fotografiert.

Das zweite Quartal 2024 im Kreis Euskirchen: Die Rückkehr des Wolfs wird unter Tierhaltern diskutiert. In Dahlem kommt es zu Überschwemmungen.

Sichtbeobachtungen, Funde von Kot- und Urinspuren sowie Risse von Wild- und Nutztieren: Insgesamt 90 Wolfsnachweise listet das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, kurz Lanuv, seit Anfang 2021 für den Kreis Euskirchen auf. 81 dieser Nachweise stammen aus dem Jahr 2024 – die Diskussion um die Rückkehr des Raubtiers hat im ablaufenden Jahr noch einmal deutlich an Schärfe und Dringlichkeit zugenommen.

Denn während Naturfreunde sich oft darüber freuen, dass sich der Wolf wieder in einigen Wäldern der Eifel angesiedelt hat, geht bei Tierhaltern die Sorge um, wie sie ihre Schafe, Ziegen, Ponys und Rinder vor dem Zugriff des Wolfs schützen können. Als im April auf einer Weide zwischen Scheven und Kalenberg drei Schafe und sechs Lämmer nachweislich von einem Wolf gerissen werden, kochen die Emotionen hoch. In der Folge kommt es in Blankenheim-Rohr zu einer Kundgebung, auf der Landwirte fordern, den Schutzstatus des Wolfs zu lockern: Eine Bejagung solle ermöglicht werden, um die Weidetiere zu schützen.

Wolfsrudel mit zwölf Tieren im Umfeld des Nationalparks Eifel bestätigt

Im Sommer wird dann bestätigt, dass sich im Umfeld des Nationalparks Eifel ein mindestens zwölf Tiere zählendes Rudel mit sieben Welpen und drei Jährlingen niedergelassen hat. Dem Fotografen Christian Weck aus Dreiborn gelingen entsprechende Fotoaufnahmen in der Nähe seines Wohnorts.

Doch was viele befürchtet hatten, tritt nicht ein: Eine Zunahme von Nutztierrissen kann in der Umgebung nicht festgestellt werden. „Man muss sagen, dass von dem Rudel bislang keine Nutztierrisse im Umfeld des Nationalparks Eifel bekannt sind“, berichtet Tobias Wiesen von der Nationalparkverwaltung im Sommer – und dabei ist es seitdem auch geblieben.

Am 1. November konnten bei einer getöteten Ziege und zwei verletzten Schafen in der Gemeinde Blankenheim Spuren eines Wolfs nachgewiesen werden, der Riss eines Rinderkalbs am 9. November im Stadtgebiet von Bad Münstereifel wird derzeit noch vom Lanuv untersucht. Ansonsten gibt es zwar etliche Wolfssichtungen, aber keine weiteren Risse von Nutztieren.

EU hat Schutzstatus des Wolfs inzwischen herabgestuft

Ein Entgegenkommen gab es mittlerweile trotzdem von der Politik: Eine Bejagung von auffälligen Wölfen solle künftig leichter möglich sein, weil sich die Bestandszahlen des Wolfes in den vergangenen Jahren so entwickelt haben, dass diese Entscheidung „aus Sicht des Naturschutzes verantwortbar und aus Sicht der Weidetierhalter notwendig“ sei, heißt es dazu im Herbst von Bundesumweltministerin Steffi Lemke.

„Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt dann auch Helmut Dahmen, Chef der Kreisbauernschaft Euskirchen: „Wir dürfen uns da aber trotzdem keine falschen Illusionen machen: Es wird noch Jahre dauern, bis alle Probleme, die die Rückkehr des Wolfs mit sich bringt, gelöst sein werden.“


Ein nasses Frühjahr und ein Regenrekord in der Nordeifel

Zweihundert Gießkannen à zehn Liter – so viel Regen kam in diesem Jahr in der deutschen und ostbelgischen Eifel sowie im Hohen Venn vom Himmel. Das Jahr 2024 ist somit in Sachen Jahresniederschlagsmenge auf sicherem Weg, einen Allzeitrekord aufzustellen.

„In Eifel und Venn verzeichneten unsere Regenmesser in diesem Jahr bislang Niederschlagsmengen zwischen 1800 und 1940 Liter je Quadratmeter – je nach Messgerät. Dass die 2000-Liter-Marke in diesem Jahr noch fällt, ist sehr wahrscheinlich“, sagte der Klimatologe Dr. Karsten Brandt, der die Wetterstation am Weißen Stein in Udenbreth betreibt, bereits Ende November. Und auch im Dezember hat sich dieser Trend noch fortgesetzt.

Der Netto Markt in Dahlem und der davor liegende Parkplatz stehen unter Wasser.

Der Dahlemer Netto-Markt wurde im Mai bei einem Starkregenguss unter Wasser gesetzt – wie schon bei der Flut 2021.

Schon im Frühjahr war abzusehen, dass die hohen Niederschlagsmengen Probleme bereiten würden: Die Landwirte hatten Schwierigkeiten, für die Heuernte ein paar trockene Tage zu erwischen. Und bereits Anfang Mai hatten starke Regenfälle vor allem in der Gemeinde Dahlem für Überschwemmungen und vollgelaufene Keller gesorgt.

In Sachen Hochwasserschutz haben die Gemeinden noch viel zu tun

Am 2. Mai hatte der Regen auch den Parkplatz und den Netto-Verbrauchermarkt unter Wasser gesetzt. Der Grossebach, der, von der Dahlemer Binz kommend, hier normalerweise in einer Senke und im Bogen Anliegergrundstücke und das Marktgelände umfließt, konnte die Wassermassen nicht mehr bändigen. Es war die zweite Überflutung des Supermarkts in drei Jahren, denn auch im Juli 2021 war der Bereich schon einmal betroffen.

Inzwischen hat der Markt nach einer umfassenden Sanierung mit neuen Kühltheken und Regalen seine Pforten wieder für die Kundschaft geöffnet. Es bleibt jedoch die Gewissheit, dass es noch viel zu tun gibt in Sachen Hochwasserschutz. Die Städte und Gemeinden im Kreis Euskirchen arbeiten mit Hochdruck an der Realisierung der Schutzkonzepte. Viele Maßnahmen, zum Beispiel der Bau von Regenrückhaltebecken, werden aber noch Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, in Anspruch nehmen.


Aus dem zweiten Quartal 2024: 100 Feldhamster, die Europawahl und Nordlichter über Euskirchen

Mittwoch, 3. April: Bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für das Jahr 2023 muss Ulrich Linden, Leiter der Direktion Kriminalität, eine Zunahme der Straftaten auf insgesamt 11.733 Fälle (+8,5 Prozent) vermelden: „Das macht einen Zuwachs von 923 Straftaten.“ Vor allem Ladendiebstähle und Körperverletzungen nahmen zu.

Sonntag, 7. April: Seit rund 30 Jahren ist der historische „Jahrmarkt anno dazumal“ eine feste Größe im Jahresprogramm des Kommerner Freilichtmuseums. An den zehn Tagen rund um Ostern wurden in diesem Jahr allerdings „nur“ rund 40.000 Gäste bei der Museumskirmes gezählt: Das schlechte Wetter in der Karwoche war schuld.

Beim Jahrmarkt anno dazumal im LVR-Freilichtmuseum Kommern verfolgen zahlreiche Besucher die Darbietungen von zwei Artisten auf Stelzen.

Der Jahrmarkt anno dazumal im LVR-Freilichtmuseum Kommern ist auch nach fast 30 Jahren immer noch ein Besuchermagnet.

Montag, 8. April: Nach dem Spatenstich beginnen im April die Arbeiten zum Bau der Grundschule in Firmenich. Die Stadt Mechernich investiert 22,5 Millionen Euro in den Neubau von Schule und Sporthalle am neuen Siedlungsschwerpunkt. Im Herbst wurde Richtfest gefeiert, 2025 soll der Unterricht beginnen.

Samstag, 13. April: Seinen zehnten Geburtstag hat der Zülpicher Seepark in diesem Jahr gefeiert. Eröffnet zur Landesgartenschau 2014, ist aus dem Gelände inzwischen ein beliebtes Ziel für Einheimische und Gäste geworden. Viele verschiedene Freizeitangebote, Konzerte und Ausstellungen locken jedes Jahr Tausende Besucher an.

Auf dem Platz vor der Galeria-Filiale in Euskirchen sind viele Passanten zu sehen.

Die Euskirchener Galeria-Filiale ist nicht von den Schließungen im Jahr 2024 betroffen.

Samstag, 27. April: Erleichterung in Euskirchen: Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt 16 seiner 92 Filialen zum 31. August dieses Jahres – die Euskirchener Filiale ist nicht betroffen, wie pünktlich zum Stadtfest bekanntgegeben wird. Das Unternehmen ist seit 1974 in Euskirchen ansässig.

Dienstag, 30. April: Der kleine Geselle, der etwas unsicher in die Welt blickt ist einer von 100 Feldhamstern, die auf einem Feld bei Zülpich-Geich ausgesetzt werden, um sich ihren angestammten Lebensraum zurückzuerobern. Partner im Hamsterprojekt sind der Kreis, die Biostation und Landwirte, die Flächen zur Verfügung stellen.

Landrat Markus Ramers schaut auf einen Feldhamster, der in einer Klarsicht-Box eingesperrt ist.

Beim Ortstermin in Geich bestaunt Landrat Markus Ramers einen der Feldhamster.

Dienstag, 7. Mai: Das Feuerwehrgerätehaus in Kall war ohnehin sanierungsbedürftig, die Flut 2021 hat ihm den Rest gegeben. Doch der Neubau wird sehr teuer. Rund 19 Millionen Euro muss die Gemeinde investieren. Entstehen soll der Bau unterhalb des Friedhofs in Kall.

Samstag, 11. Mai: Polarlichter über dem Kreis Euskirchen – dieses Naturschauspiel bietet sich nicht alle Tage. Und in der Intensität wie in diesem Mai gab es sie wohl in den vergangenen 20 Jahren nicht über Euskirchen zu sehen. Die besonders heftigen Sonnenstürme waren für das Phänomen verantwortlich.

Polarlichter schimmern am Euskirchener Himmel über der Billiger Kirche.

Im Mai waren beeindruckende Polarlichter am Himmel über Euskirchen und der Nordeifel zu sehen.

Mittwoch, 15. Mai: Die Eifelspur „Soweit das Auge reicht“ zwischen Bergbaumuseum Mechernich, Bergheim und Lorbach wird per Internetvoting zum „Wanderweg des Jahres“ in der Nordeifel gekürt. Mit nur sechs Stimmen Vorsprung liegt die Route vor dem Weg „Auf den Spuren der Raubritter“ in der Gemeinde Hellenthal.

Sonntag, 9. Juni: Bei der Europawahl ist die CDU mit mehr als 37 Prozent klarer Wahlsieger im Kreis. Die Verluste der Grünen, die nur noch auf 9,6 Prozent kommen, sind dramatisch. Dagegen hat vor allem die AfD kräftig hinzugewonnen und fährt das zweitbeste Ergebnis ein. Mit knapp 15 Prozent liegt sie noch vor der SPD (13,5 Prozent).

Freitag, 14. Juni: Das DFB-Team versetzt bei der Fußball-Europameisterschaft auch die Fans im Kreis Euskirchen in Hochstimmung. Am Europakreisel in Euskirchen werden die Erfolge begeistert gefeiert. Vor Ort bei den Spielen in Köln sind unter anderem Laurie Simon, Roland Huppertz und Jörg Piana als Volunteers Ansprechpartner für die Fans.

Mittwoch, 19. Juni: Versuchten Mord in 15 Fällen und weitere Straftaten wirft die Staatsanwaltschaft Bonn einem 34 Jahre alten Mann aus dem Münstereifeler Ortsteil Holzem vor. Er soll dort unter anderem versucht haben, seine Ehefrau und die drei gemeinsamen Kinder umzubringen. Der Prozess beginnt 2025 in Bonn.