Die Zeitblende im Freilichtmuseum Kommern vermittelte den Besuchern hautnah das Lebensgefühl des Jahres 1974.
Zeitblende 1974Gäste und Akteure tauchen im Freilichtmuseum in die farbenfrohen 70er ein
Schweißperlen der Anstrengung und Regentropfen rannen über das Gesicht von Tobias Schmitz, als er in einem Pavillon Schutz vor dem wechselhaften Wetter suchte. Gerade noch stand er allein auf der großen Tanzfläche vor der Musikbühne auf dem Marktplatz Rheinland im LVR-Freilichtmuseum Kommern und hatte mit seiner Tanzvorführung alle Blicke auf sich gezogen. In diesen Minuten, so schwärmte der leidenschaftliche Fan der 1970er-Jahre, nehme er die äußeren Umstände gar nicht mehr wahr, sondern genieße einfach die Musik und den Augenblick.
Mit begeistertem Applaus belohnten die umstehenden Besucher den Auftritt, mit dem Schmitz die Zeitblende 1974 bereicherte. „Diese Zeit war aus meiner Sicht in vielerlei Hinsicht der Höhepunkt der Menschheit“, schwärmte der Kommerner: „Die Menschen waren offen, gesellig und kommunikativ. Das gesamte Auftreten war freizügig und locker, so dass sich auch Männer mit der Wahl ihrer Mode ausdrücken konnten.“ Besonders die Farbenvielfalt, die sich nicht nur in der Kleidung, sondern auch an den Tapeten zahlloser Wohnungen widerspiegelte, begeistert Tobias Schmitz bis heute.
Zeitgenössisches Ambiente statt modernem Einheitsgrau in Kommern
„Es ist für mich ein Ausdruck von Kreativität und sicherlich auch förderlich für das eigene Wohlbefinden, im Gegensatz zu dem Einheitsgrau von heute. Das alles hier im Freilichtmuseum ausleben zu können, ist für mich natürlich ein großartiges Gefühl, und ich bin froh, mit meinen Auftritten und der Inneneinrichtung zu einem stimmungsvollen Ambiente beitragen zu können“, so Schmitz weiter.
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Auch mit einer großen Auswahl an Möbelstücken, die Tobias Schmitz ins Museum geschafft hatte, brachte er seine Begeisterung für dieses Jahrzehnt zum Ausdruck. Und das gefiel auch den Gästen. „Wir besuchen schon seit einigen Jahren immer sehr gerne die Zeitblenden hier im Freilichtmuseum und sind jedes Mal wieder begeistert, was hier alles präsentiert wird“, freute sich Caroline Wendel: „Nicht nur die Gebäude selbst, sondern auch die Art, wie sie hier mit Leben gefüllt werden, ist wirklich beeindruckend und immer einen Besuch wert.“
Bei der Zeitblende im Freilichtmuseum kommt es auf die Details an
Tatsächlich hatten sich die Organisatoren des LVR-Freilichtmuseums nicht auf bestimmte Aspekte des Jahres 1974 beschränkt, sondern wollten den Alltag der Menschen darstellen. Ein großer Autokorso mit rund 200 Fahrzeugen, die bereits vor 50 Jahren auf den Straßen unterwegs waren, gehöre ebenso dazu wie die passende kulinarische Verpflegung der Gäste mit Milchreis und Bowle, berichtete der wissenschaftliche Referent des Museums, Daniel Manner: „Wir haben insgesamt über 40 Themen, mit denen wir die Zeitreise für unsere Gäste lebendig gestalten wollen. Dies reicht von der gespielten Geschichte durch unsere Mitarbeiter bis zu der Musikauswahl auf der Bühne. Alles soll stimmungsvoll in die Zeit vor 50 Jahren passen.“
So berichteten auch die auf dem gesamten Gelände angebrachten Informationstafeln nicht nur über das politische Geschehen oder die RAF, sondern auch über die Entstehung der Überraschungseier oder der plüschigen Monchichis. „Auf den Fernsehern in unseren Schauwohnungen läuft das Finale der Fußballweltmeisterschaft und zahlreiche Bilder auf Leinwänden zeigen Urlaubserlebnisse aus den 1970er-Jahren“, so Manner: „Überall gibt es etwas zu entdecken, und alles hätte so auch schon vor 50 Jahren ablaufen können.“
Camper verbrachten einen Kurzurlaub im historischen Wohnwagen
Auch die Urlaubsgefühle beschränkten sich nicht nur auf einige Fotos. Rund um die Baugruppe Niederrhein hatten sich zahlreiche Gäste mit ihren Wohnwagen postiert, die einen Kurzurlaub im Stile der Zeitblende genossen. „Seit zwölf Jahren sind wir Stammgäste bei diesen Veranstaltungen im Museum und freuen uns immer wieder, den Wohnwagen nutzen zu können“, erklärte Thomas Hansen.
Zwei Jahre habe er an der Restaurierung des orangefarbenen Fahrzeugs gearbeitet und genieße seitdem jeden Augenblick, den er mit seiner Frau Hildegard in diesem Gefährt verbringen könne. „Es ist ein ganz anderes Gefühl, auf diese Weise zu reisen und Urlaub zu machen. Hier Jahr für Jahr so viele Gleichgesinnte zu treffen und sich über die gemeinsame Leidenschaft austauschen zu können, ist für uns alle ein großer Gewinn, den wir hoffentlich noch viele Jahre teilen können.“