Leverkusen – „Nanu?! Die Schüleraktivisten von den Freitagsdemos sind aber schnell gealtert“, dachte sich wohl so manch einer, der am Freitag um 11 Uhr über den Friedrich-Ebert-Platz in Wiesdorf lief, wo knapp 30 Demonstranten unter Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen eine Mahnwache abhielten. Anlässlich des globalen Klimastreiks hat sich die „Fridays For Future“ Jugendbewegung nämlich mit den „Adults For Future“ und „Christians For Future“ zusammengetan, die den Streik für die Schüler übernommen haben.
Das weltweite Motto „#NoMoreEmptyPromises“, also „keine leeren Versprechen mehr“, wurde mit einer Mauer aus mit Forderungen bemalten Pappkartons umgesetzt. „Wald statt Asphalt“, „ÖPNV statt Autobahn“ bestimmten das Bild. Um welche nicht eingehaltenen Versprechen es geht, erklärt Kade Schreckenberg: „Es geht hauptsächlich um das Pariser Klimaschutzabkommen und darum, die Verantwortlichen daran zu erinnern, dass dringender Handlungsbedarf besteht.“
Klima-Notstand
Die 20-jährige Studentin, die den Protest organisiert, betont: „Seit eineinhalb Jahren haben wir den Klima-Notstand in der Stadt. Wir müssen uns wirklich, bei allem was wir tun, fragen, welche Auswirkungen unser Handeln auf das Klima hat und uns dann auch danach richten. Wir haben doch alle das gleiche Ziel: Allen eine gute Zukunft zu ermöglichen.“
Kirsten Pößdorf von den „Adults For Future“ reichen die Gesetze bei Weitem nicht aus. Sie kritisiert vor allem die fehlende Umsetzung: „So wurde selbst in einem vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Gutachten der Verkehr als größter Klimakiller bewertet und es sollen trotzdem noch weitere 850 Kilometer Autobahn gebaut werden, auch hier bei uns.“ Auch Teil des Themas sind für sie Radwege: „Fahrradfahrer haben die Stadt nur mit ausreichend bewertet, obwohl sich das hier fahrradfreundliches Leverkusen nennt.“
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Omnipräsente Autobahn
Das Autobahnthema ist, egal wen man fragt, natürlich omnipräsent. Auch für die Bundestags Direktkandidatin der Grünen Leverkusen, Nyke Slawik. „Wir setzen uns dafür ein, dass es eine klimafreundliche Verkehrswende gibt, mit allem was dazu gehört, denn die Emissionen durch den Verkehr sind seit den 90er Jahren nicht gesunken und da muss dringend was geschehen“, erklärt die 27-jährige wissenschaftliche Landtags Mitarbeiterin. David Dettinger ist Oberstufenschüler und einer der wenigen vor Ort, die noch zur Schule gehen.
Kein Politiker-Dialog
Bürgerbeteiligung sei nach ihm der Schlüssel: „Wir sehen, dass das Klimathema von der Bevölkerung ausgeht und weniger von der Politik. Ein gutes Werkzeug sind die Bürgerräte.“ Dafür, dass sich die Bewegung als von Parteien unabhängig versteht, strahlen dem Betrachter verdächtig viele Sonnenblumen auf den Masken der Teilnehmer entgegen. Dettinger, der selbst Vorstandsmitglied der Grünen Jugend Leverkusen ist, findet es schade, dass keine Politiker von anderen Parteien da sind, mit denen man in den Dialog treten könne.
Dass sich die Bewegung mit ihrem Motto an Werkzeugen des Populismus bedient, nimmt Michael Schreckenberg in Kauf: „Manchmal muss man ein bisschen populistisch sein, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Mit dem provokanten Motto laden wir auch einfach zu einer Unterhaltung ein.“