In Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund begrüßen Babylotsen frisch gebackene Eltern am Klinikum Leverkusen und bieten praktische Hilfe an.
Projekt BabylotsenFrühe Hilfe für Leverkusener Eltern jetzt schon auf der Geburtstation
Es gibt schon viele Hilfsangebote für junge Familien in Leverkusen: „Welcome“-Engel besuchen die frisch gebackenen Eltern zu Hause, von „Willkommen, kleines Baby“ gibt es eine Geschenktasche mit nützlichen Dingen und Tipps, in den Stadtteilläden wird alles von der Spielgruppe bis zur Krisenberatung angeboten. Alles ist gebündelt im Netzwerk „Frühe Hilfen“.
Doch all das beginnt zumeist erst, wenn Eltern mit ihren Neugeborenen nach Hause kommen. „Zuallererst sind sie aber hier, bei Ihnen“, sagt Michael Küppers, Leiter des Fachbereichs Kinder und Jugend, in die Richtung von Mitarbeiterinnen der Geburtshilfe im Klinikum Leverkusen. „Die frühen Hilfen sind ein Leuchtturm, aber dieses Stückchen hat uns noch gefehlt.“ Und diese Lücke im System der flächendeckenden Hilfe für junge Eltern wurde jetzt geschlossen.
Hebamme, Kinderarzt, Elterngeldantrag
Mit Christine Kallwass ist jetzt die erste offizielle Babylotsin am Klinikum in Einsatz. Angestellt ist sie beim Kinderschutzbund, der die inhaltliche und personelle Zuständigkeit für das Projekt trägt. Kallwass besucht alle frisch gebackenen Eltern am Klinikum. „Ich frage zunächst, wie es ihnen in der neuen Situation geht und dann, ob sie irgendwelche Fragen haben oder Hilfe benötigen“, erklärt Kallwass. Ein häufiges Problem ist, dass die Eltern noch keine Hebamme gefunden haben, die sie in den ersten Wochen zu Hause besucht und nach dem Baby schaut. Hier kann Kallwass vermitteln.
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Auch, wenn die Eltern sich noch nicht für einen Kinderarzt entschieden haben, schließlich stehen in den ersten Wochen mehrere Untersuchungen an. Das alles kann junge Eltern überfordern und verunsichern. Von bürokratische Hürden rund um Geburtsurkunden und Kindergeld ganz zu schweigen.
Postnatale Depressionen können jede Frau treffen
Die Geburt und die neue Verantwortung einer Familie ist für viele Frauen ein einschneidendes Erlebnis. Am Klinikum Leverkusen kümmern sich schon länger zwei Mitarbeiterinnen der psychosozialen Elternberatung um die Frauen. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf jenen, die besondere Probleme haben: Frühgeburten, Kinder mit gesundheitlichen Problemen oder Behinderungen, Mütter mit gesundheitlicher Vorbelastung oder traumatischen Geburtsverläufen.
„Aber wenn man Kategorien von Frauen im Kopf hat, nach denen man meint, kategorisieren zu können, wie sie mit der neuen Situation umgehen, kann man die direkt über Bord werfen“, sagt Psychologin Petra Eckstein. Postnatale Depressionen können jede Frau treffen. Für Eckstein sei es eine Entlastung, dass sie nun wisse, dass die Babylotsen mit allen Frauen sprechen und auch die Möglichkeit haben, bei Bedarf über den Klinikaufenthalt hinaus mit Ihnen Kontakt zu halten.
Nach der Schließung der Geburtsstation im St. Remigius Krankenhaus Opladen steigen die Geburtenzahlen am Klinikum Leverkusen immer weiter. „Ich denke, in diesem Jahr steuern wir auf die Zahl von 2100 Geburten zu“, sagt Ines Beyer, Direktorin der Frauenklinik. Umso wichtiger sei ein funktionierendes System an niederschwelligen Hilfen, das schon dort beginnt, wo die Kinder zum ersten Mal das Licht der Welt erblicken.
Der Stadtrat hat dem Projekt Babylotsen zunächst für fünf Jahre die Finanzierung einer Vollzeitstelle aus dem städtischen Haushalt im Etat der „Frühen Hilfen“ zugesagt. Der Kinderschutzbund hat diese Stelle auf zwei Teilzeitstellen aufgeteilt, von denen eine Christine Kallwass innehat. Die zweite Stelle wird in Kürze besetzt. Eigentlich war bereits eine Mitarbeiterin dafür vorgesehen. Doch diese wurde dann selbst schwanger. Über das Angebot der Babylotsen wird sie wohl nicht mehr aufgeklärt werden müssen.