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Kinderkriegen in LeverkusenWelche Vorsorge wichtig ist – und was zusätzlich möglich ist

Lesezeit 4 Minuten
Pränataldiagnostikerin Otilia Geist vor einem hochauflösenden Ultraschall-Gerät

Pränataldiagnostikerin Otilia Geist im Klinikum Leverkusen.

Pränataldiagnostik stellt werdende Eltern vor wichtige Fragen. Dr. Otilia Geist vom Klinikum Leverkusen, erklärt, welche Untersuchungen sinnvoll sind.

Für werdende Eltern ist es ein besonderer Moment: Das eigene Baby zum ersten Mal zu sehen. Noch lange, bevor sie es im Arm halten können, auf einem Bildschirm und einem kleinen Schwarz-Weiß-Foto für zu Hause.

„In der Regel sind pro Schwangerschaft drei Unterschalluntersuchungen vorgesehen“, erklärt Dr. Otilia Geist, Gynäkologin in der Pränatalmedizin des Klinikums Leverkusen. Diese finden üblicherweise im dritten, sechsten und achten Monat beim Frauenarzt statt und es wird überprüft, ob das Ungeborene sich altersgerecht entwickelt, ob es sich vielleicht um Mehrlinge handelt und ob es Hinweise auf Entwicklungsstörungen gibt.

Fruchtwasseruntersuchungen werden nur noch relativ selten durchgeführt
Otilia Geist, Pränatalmedizinerin

In letzterem Fall, oder wenn die werdenden Eltern sich noch genauer über die Entwicklung ihres Kindes informieren wollen, werden sie in Leverkusen häufig an Otilia Geist und ihr Team verwiesen. Die Abteilung für Pränatalmedizin im Untergeschoss des Schlebuscher Klinikums ist ein zertifiziertes Zentrum für Ultraschall-Weiterbildung und mit modernsten Ultraschallsystemen ausgestattet.

„Fruchtwasseruntersuchungen werden nur noch relativ selten durchgeführt“, sagt Geist. Über das Fruchtwasser können noch bis zu Geburt mögliche Erbkrankheiten, Gendefekte oder Fehlbildungen des Embryos festgestellt werden. Allerdings birgt das Verfahren auch Risiken für Mutter und Kind.

Wenn Eltern wissen wollen, ob ein Kind an einer solchen Krankheit leidet, sind heute eine Kombination aus einem differenzierten Ultraschall, vieler verschiedener Merkmale und einem Bluttest meist Mittel der Wahl. Ob die Krankenkasse diese Untersuchungen finanziert, hängt häufig davon ab, ob es einen berechtigten Grund dafür gibt. Darüber entscheidet zumeist die zuständige Gynäkologin. Ist die Mutter über 35 Jahre alt, gilt sie als Risikoschwangere, hier werden die zusätzlichen Untersuchungen empfohlen.

„Es gibt ganz unterschiedliche Arten von Eltern“, weiß Otilia Geist aus ihrer langjährigen Erfahrung als leitende Ärztin Abteilung für Pränatalmedizin. „Wenn die Mutter gesund ist, keine Risikofaktoren bestehen und die Schwangerschaft ganz normal verläuft, reichen die Basisuntersuchungen, in denen das auch der allererste Ultraschall, in denen die Schwangerschaft und das Wachstum festgestellt werden.“ Es gibt durchaus Frauen, die das so handhaben oder auch auf die Basis-Ultraschalls bewusst verzichten.

Indikatoren für Trisomie

Untersuchungen, die werdende Mütter relativ häufig zusätzlich zum Basis-Ultraschall machen lassen, sind das Ersttrimester-Screening zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche und das Organscreening in der 20 bis 22 Schwangerschaftswoche. Bei ersterem wird das Ungeborene vor allem auf typische Auffälligkeiten etwa für Trisomie untersucht, so können zum Beispiel die Nackenfalte und das Nasenbein Indikatoren für Chromosomenstörungen sein.

Außerdem wird der Blutkreislauf überprüft, der auf einen Herzfehler hinweisen kann. Zusätzlich ist ein Bluttest möglich. Aus den Ergebnissen sowie dem Alter der Mutter errechnet Geist dann die Wahrscheinlichkeit für gewisse Krankheiten wie zum Beispiel Trisomie 21. „Eine absolute Gewissheit gibt es nicht“, sagt Geist. Aber eben auch kein Risiko durch die Untersuchung.

Schlimm ist, wenn Eltern zu spät feststellen, dass sie dieses Wissen gerne gehabt hätten
Otilia Geist, Pränatalmedizinerin

Und dann ist immer die Frage, was Eltern mit diesem Wissen anfangen. „Manche Eltern sagen: Wir bekommen unser Kind auf jeden Fall, wir wollen gar nicht wissen, wenn etwas nicht in Ordnung sein könnte“, sagt Geist. Und dann gibt es Eltern, die möglichst viel wissen wollen.

Die dann im Falle einer hohen Wahrscheinlichkeit auf einen Gendefekt aber auch entscheiden müssen, welche Konsequenzen sie aus dem Wissen ziehen wollen. Geist findet beides legitim und verständlich. „Schlimm ist, wenn Eltern zu spät feststellen, dass sie dieses Wissen gerne gehabt hätten und nicht über die Möglichkeiten aufgeklärt waren“, sagt die Medizinerin.

Herzfehler früh erkennen

Sinnvoll findet Geist zusätzliche Untersuchungen vor allem dann, wenn dadurch Probleme aufgedeckt werden können, die entweder noch im Mutterleib behandelt werden können oder auf die sich das Krankenhaus bei der Geburt vorbereiten sollte: Vor allem Herzfehler, aber auch Auffälligkeiten im Gehirn, Niere, Lunge oder Blase. „Diese Funktionen müssen klappen nach der Geburt, und wenn ein Arzt vorher schon weiß, dass es Probleme geben kann, ist das sehr hilfreich“, sagt Geist.

Dafür ist das Organ-Screening circa in der 20. Woche vorteilhaft. Bei entsprechenden Indikationen arbeitet die Pränatalmedizin eng mit der Geburtsstation und den Kinderärzten zusammen, auch psychologische Unterstützung wird angeboten.

„Mütter werden tendenziell immer älter, oft ist die familiäre Unterstützung auch nicht mehr so groß, wie es früher einmal war. Dadurch entstehen viele Unsicherheiten“, weiß Geist. Die allermeisten Eltern aber verlassen das Untergeschoss des Klinikums mit dem Ergebnis, dass ihr Kind sich gut entwickelt. Und vielen Schwarz-Weiß-Fotos, die sie in Ehren halten werden.