- Applaus für medizinisches Personal ist Vergangenheit, heute haben Mitarbeiter am Klinikum Leverkusen mit aggressiven Besuchern zu kämpfen.
- Welche unglaublichen Anfeindungen die Mitarbeiter derzeit erleben, erzählt Pflegemanagerin Christiane-Michaela Kutsch.
Leverkusen – Es ist nicht lange her, dass von den Balkonen der Stadt abendlicher Applaus für den großen Einsatz des medizinischen Personals schallte. Heute bekommen Mitarbeiter im Klinikum teilweise ganz andere Töne zu hören. Unverständnis, das immer häufiger in Beschimpfungen oder gar Drohungen mündet. Der Grund sind die strengen Hygienemaßnahmen und Besucherbeschränkungen am Klinikum. Und die nachlassende Bereitschaft einiger Besucher, sich daran zu halten.
Frustrierende Diskussionen
Ein Beispiel hat Pflegemanagerin Christiane-Michaela Kutsch am Wochenende erlebt. „Ein Vater kam am Samstag mit seiner Tochter, um seine Frau zu besuchen. Beide ohne Maske.“ Die Pfleger hätten sie zunächst über die Maskenpflicht aufgeklärt und dann darüber, dass eigentlich nur ein Besucher pro Patient gestattet ist. Ausnahmsweise durfte sie die Mutter auf dem Gang treffen, dann hätte die Patientin aber auf einmal keine Maske mehr auf gehabt und bei allen herrschte großes Unverständnis über die Maßnahmen.
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„Es ist einfach frustrierend für die Pflegekräfte, dass sie so viel Zeit in die immer gleichen Diskussionen investieren müssen, die sie viel besser am Patientenbett verbringen könnten“, sagt Kutsch. Der Pflegenotstand sei ja bekannt und die Regeln an allen Eingängen und auf großen Bannern nicht zu übersehen. Die Strategie des Klinikums findet Kutsch gut, nur dadurch sei man bislang so gut durch die Krise gekommen. „Und anstatt dass weiter alle an einem Strang ziehen, wird dagegen gearbeitet.“ Natürlich gebe es immer noch viele Besucher, die sich vorbildlich verhalten. Aber die Zahl der Renitenten hätte mit den Lockerungen im gesellschaftlichen Leben deutlich zugenommen.
Besucher brüllt laut rum
Von Fällen in denen Mitarbeiter schon regelrecht bedroht wurden, berichtet Klinikumssprecherin Sandra Samper-Agrelo: „Eine Pflegerin hat einen Besucher im Gebäude freundlich darauf hingewiesen, die Maske nicht nur vom Handgelenk baumeln zu lassen. Der Mann hat daraufhin so laut rumgebrüllt, dass die Mitarbeiterin sich nicht mehr getraut hat, noch etwas zu sagen. Es war gerade kein anderer Kollege da und sie hatte Angst.“
Hygieneregeln am Klinikum
Die Maskenpflicht gilt auf dem gesamten Gelände des Klinikums, auch im Park.
Für Besucher gelten die Besuchszeiten von 15 bis 19 Uhr, erlaubt ist ein Besucher pro Patient und Tag für eine Stunde. Besucher und Patienten müssen eine Maske tragen.
Zu Sprechstunden sollen Patienten alleine kommen, Begleitung ist nur erlaubt, wenn Patienten Hilfe benötigen.
„Im Krankenhaus befinden sich viele Menschen die zur Risikogruppe gehören und die es sich – anders als bei einem Restaurantbesuch – auch nicht ausgesucht haben, hier zu sein“, erklärt Pressesprecherin Sandra Samper-Agrelo die strenge Maskenpflicht. „Unsere Patienten vertrauen darauf, dass wir sie vor einer Ansteckung schützen.“ Die eingeschränkte Besucherzahl soll das Risiko minimieren und die Rückverfolgbarkeit im Falle einer Infektion erleichtern. (stes)
Besonders groß ist das Unverständnis über die Maskenpflicht im Park, obwohl das besondere Schutzbedürfnis Kranker wohl keine weiteren Erklärungen bräuchte. „Und wenn Mitarbeiter nach einer langen Nachtschicht im Park beschimpft werden, weil sie Besucher bitten, Masken aufzusetzen, dann ist das frustrierend“, sagt Samper-Agrelo.
Das Vater-Tochter-Gespann kam am Sonntag übrigens wieder. Zwar mit Maske. Aber wieder zu zweit.