Noch gibt es keine Streiks: IGBCE-Mitglieder aus dem Chempark protestierten in der Mittagspause.
Chemie in LeverkusenGewerkschaft will mehr Lohn für ihre Mitglieder aushandeln
Eine Sache war bisher immer ziemlich bequem als Arbeitnehmer: Eine erstrittene Tariferhöhung kam bei jedem eins zu eins an. Egal, ob man Mitglied in einer Gewerkschaft war, oder nicht. Das könnte sich in der Chemieindustrie jetzt bundesweit ändern. Eine Forderung der Arbeitnehmer in der laufenden Tarif-Verhandlung ist, dass Gewerkschaftsmitglieder gegenüber den Nicht-Mitgliedern bei der Bezahlung besser gestellt werden sollen. Die Begründung: Sie machen durch ihr Engagement und vor allem ihre Beiträge möglich, dass überhaupt von den Arbeitnehmern druckvoll verhandelt werden kann. Der laufende Tarifvertrag und damit die Friedenspflicht endet am 30. Juni 2024, vorher sind Streiks ausgeschlossen.
Bayer-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Heike Hausfeld sagte, dass die Arbeitnehmer in der laufenden Verhandlung keinen Tarifvertrag ohne diese Besserstellung der IGBCE-Mitglieder (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) akzeptieren würden. Sie ist eine derer, die den neuen Vertrag aushandeln. Zweimal trafen sich die Verhandler schon, bisher ergebnislos, in der kommenden Woche soll ein neuer Versuch zur Einigung in Bad Breisig gemacht werden. Mehrere hundert Arbeitnehmer auf dem Platz an der Kaiser-Wilhelm-Allee zwischen Kasino und Tor 2 quittierten das mit lautem Applaus – wenig verwunderlich, denn sie gehören zu denen, die jeden Monat ihren Beitrag an die IGBCE überweisen: ein Prozent vom Bruttolohn.
Solche Besserstellungen gebe es bereits bei einigen Haustarifverträgen, sagt Nina Melchers, die IGBCE-Bezirkschefin in Leverkusen. Eine Kernaussage auf der Veranstaltung in der Mittagspause am Platz, auf dem früher der Haupteingang des Bayerwerks war, lautete: Die wirtschaftliche Lage bessere sich gerade wieder und die Preise im Supermarkt seien nach einem eigenen Testkauf durch Kollegen alleine seit 2022 um fast 40 Prozent gestiegen. Neben der Forderung nach der Besserstellung gehe es deshalb um sieben Prozent mehr Lohn, der sei mehr als angemessen, sagt Nina Melchers. Sie betreut 63 Leverkusener Betriebe von ihrem Büro an der Hauptstraße aus.
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Verhandlerin Heike Hausfeld sagte, das dickste Brett, das bei der Verhandlung zu bohren sei, sei tatsächlich die Besserstellung der Gewerkschaftsmitglieder, in der Frage sträubten sich die Arbeitgeber extrem, das sei eine ideologische Frage für die Gegenseite.
Kein Wunder: In den vergangenen Jahren mussten Gewerkschaften einen schweren Mitgliederschwund und damit eine Schwächung hinnehmen; wenn ihre Mitglieder künftig besser bezahlt würden, als die nicht organisierten Kollegen, würde sich das ganz sicher auf die Mitgliederzahlen auswirke, auch in Leverkusen.