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BilanzDas Klinikum Leverkusen stabilisiert sich nach einem verlustreichen Jahr

Lesezeit 3 Minuten
Die Zentralambulanz des Klinikums mit Krankenwagen.

Die Zentralambulanz spielt eine zentrale strategische Rolle in der Entwicklung des Klinikums.

Mehr Geld für mehr Personal, mehr Materialeinsatz: 2023 war für das Krankenhaus „unbefriedigend“. Dieses Jahr läuft es besser.

Das laufende Jahr soll besser werden, obwohl die Kosten deutlich steigen werden im Klinikum Leverkusen. Dafür sorgen allein schon die Tarifabschlüsse, die gut 16 Millionen Euro kosten. Mit der Bilanz für 2023, die bald im Finanzausschuss beraten wird, sind der kaufmännische Chef André Schumann und seine ärztliche Kollegin Anja Mitrenga-Theusinger nicht glücklich. Sie beurteilen die Ertragslage des städtischen Krankenhauses „nach wie vor als nicht zufriedenstellend. Sowohl die Umsatz- als auch die Kostenentwicklung werden weiter zu verbessern sein.“

Denn unterm Strich steht ein Defizit von 4,7 Millionen Euro, das ist fast eine halbe Million mehr als 2022. Diese Höhe hat den Alleingesellschafter, die Stadt Leverkusen, zu einer Kapitalspritze von fünf Millionen veranlasst. So wurde verhindert, dass der Verlust von 2023 an die Substanz geht. Die Eigenkapitalrendite lag 2023 bei -6,7 Prozent. Auch das stufen die beiden Geschäftsführer als „unbefriedigend“ ein. Allerdings fällt der Vergleich schwer. Zu viele Sondereffekte gab es, die das Bild verzerren. Die Corona-Pandemie, der Energiepreis-Schock nach Beginn des Ukraine-Kriegs und daraus resultierende staatliche Eingriffe.

Die Erträge sind gestiegen

Die betrieblichen Erträge sind 2023 gegenüber dem Vorjahr um 16,5 auf auf 208 Millionen Euro gestiegen. Das sei gelungen, obwohl die Corona-Pandemie „den Krankenhausbetrieb noch erheblich beeinflusst“ habe, so Mitrenga-Theusinger und Schumann. Vor allem hätten Infektionen unter den Beschäftigten mit entsprechenden Ausfällen nach wie vor die Produktivität negativ beeinflusst. Trotzdem habe man die für 2023 geplanten Leistungsziele „weitgehend erreicht“.

Dr. Anja Mitrenga-Theusinger, medizinische Geschäftsführerin, und André Schumann, kaufmännischer Geschäftsführer.

Sie müssen die Kosten unter Kontrolle halten: Dr. Anja Mitrenga-Theusinger, medizinische Geschäftsführerin, und André Schumann, kaufmännischer Geschäftsführer im Klinikum.

Ganz erheblich profitiert habe das Klinikum von staatlichen Zahlungen, mit denen die extrem gestiegenen Energiepreise abgefedert wurden. Weil die noch nicht abgeschätzt werden konnten, als der Wirtschaftsplan für 2023 erstellt wurde, findet sich dort eine Defizit-Prognose von 11,7 Millionen Euro. Das erinnerte an die ganz schlechten Zeiten des Klinikums um die Jahrtausendwende.

Der Rotstift regiert

Obwohl es weit weniger schlimm kam, regiert im Klinikum der Rotstift. Anfang vorigen Jahres wurde ein Programm aufgelegt, das die Kosten drücken und die Leistung steigern soll.

Indes sind die Kosten spürbar gestiegen. Für Löhne und Gehälter im eigenen Haus gab das Klinikum 2023 mit 97,6 gut sieben Millionen Euro mehr aus als im Jahr davor, obwohl für Tarifangestellte, die keine Ärzte sind, keine Erhöhung anstand – die kam in diesem März. Stattdessen reichte das Klinikum voriges Jahr einen Inflationsausgleich von 2560 Euro für nicht-ärztliche Vollzeit-Beschäftigte aus. Die Ärzte profitierten im Sommer 2023 von einem Tarifabschluss in Höhe von 4,8 Prozent. Ihr Inflationsausgleich lag bei 1250 Euro je Vollzeitkraft. Dazu kamen Neueinstellungen. 1217 Vollzeitstellen bedeuten einen Zuwachs von 62.

Das Klinikum leiht Personal an ihre eigene Servicetochter und das Medi-Lev aus. Das verzerrt die Personalkosten. Insgesamt steigt der Aufwand dieses Jahr auf 132,4 Millionen Euro – nach 116,3 im Jahr 2023. Der Aufwand für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe stieg ebenfalls beträchtlich, von 21,9 auf 26.6 Millionen Euro.

Mit Blick auf diese Kostensteigerungen können Schumann und Mitrenga-Theusinger das Geschäft nicht so weiterlaufen lassen. „Um den Bestand des Klinikums abzusichern, sind intern gesteuerte Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit eingeleitet und bereits umgesetzt worden“, schreiben sie im Geschäftsbericht für 2023. Neben einer weiteren Leistungssteigerung müssten „weiterhin intensiv“ die Kosten gedrückt werden, um das Ergebnis zu verbessern.

Mit der Umsetzung kommt man offenbar besser voran als geplant: In ihrem Geschäftsbericht hatten die beiden Klinikchefs für dieses Jahr noch einen Verlust von rund 2,7 Millionen Euro erwartet. Inzwischen sind sie optimistischer. Das Klinikum soll sogar wieder schwarze Zahlen schreiben.

Gleichzeitig arbeitet man im Klinikum Leverkusen ein Investitionsprogramm ab, das dieses Jahr ein Volumen von 28,3 Millionen Euro hat. 8,4 Millionen kommen von der Bank, 12,7 Millionen sind Fördermittel und Zuwendungen.