Leverkusen – Es ist ja nun nicht so, dass der „Tiger“ in Leverkusen noch nie ein Thema gewesen wäre. Im Gegenteil: Das Gemälde stammt aus der Hand des Kölners Gerhard Richter, der es 1965 malte. Gerhard Richter gilt ohne Wenn und Aber als populärster und – was den Wert seiner Arbeiten angeht – teuerster noch lebender Künstler dieses Planeten. Sein „Tiger“ wiederum befindet sich seit den 60er Jahren im Besitz des Museums Morsbroich und somit der Stadt Leverkusen.
Und schon 2014 wurde in eben dieser öffentlich hin und her diskutiert, ob man die mittlerweile chronisch klamme Stadtkasse durch einen Verkauf des Bildes, der zweifelsohne einen Menge Geld – geschätzt wurden seinerzeit bereits bis zu 20 Millionen Euro – einbringen würde, nicht wieder füllen könne. In anderen Städten – Bonn und Krefeld etwa – hatte es in der Vergangenheit schließlich ähnliche Überlegungen mit entsprechender Kunst gegeben.
Ein paar Jahre herrschte nun Ruhe um den „Tiger“. Bis Kulturdezernent Marc Adomat das Thema nun vollkommen überraschend wieder zur Sprache brachte.
Überraschung am Ende
Am Ende der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses – beim Tagespunkt: „Bericht des Dezernenten“, der normalerweise eher unspektakulärer Natur ist – kündigte er an, zum „Tiger“ Stellung nehmen zu wollen, da zuletzt von einem angeblichen Verkauf die Rede gewesen sei. „Es wurde nie beabsichtigt, den „Tiger“ zu verkaufen. Auf gar keinen Fall wird das Bild veräußert.“ Weder er noch der OB noch sonst wer in der Verwaltung habe dies je geplant oder werde dies je planen.
Es war ein Beitrag, der auf die Kultur dieser Stadt bezogen nicht weniger als eine zumindest kleine symbolische Bombe zündete – vor allem, weil er offenbar auf interne Diskussionen zwischen der Stadtspitze und den Parteien abzielte, die bei Ausschüssen und Ratssitzungen entsprechend normalerweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit angesprochen werden.
Gerüchte existieren
Fakt ist: Es existieren tatsächlich aus kommunalpolitischen Kreisen stammende Hinweise darauf, dass OB Uwe Richrath – und angeblich nicht nur er, sondern auch Mitglieder der SPD – einen Verkauf in Erwägung ziehe oder zumindest in jüngerer Vergangenheit gezogen habe.
Roswitha Arnold (Grüne) als Vorsitzende des Kulturausschusses, dessen Mitglieder solche Pläne besonders tangieren, bringt das in Aufruhrt: „Sollte so etwas jemals geschehen, werden wir alles versuchen, um das zu verhindern.“ Ein Museum wie das in Morsbroich sei keine Galerie. Sprich: Es gehe bei einem solchen Haus nicht darum, es durch Verkäufe von Kunst zu finanzieren. Zudem gehöre ein Werk wie das von Richter nicht der Stadt, sondern „den Bürgerinnen und Bürgern.“ Und: Laut Gesetz habe ein Museum einen klaren Auftrag. Und der laute: Es solle Kunst präsentieren, vermitteln – und bewahren.
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„Es verbietet sich“
Insofern: „Es verbietet sich, über einen Verkauf nachzudenken.“ Auch dem in diesem Falle gerne geäußerten Argument, dass das Geld dann aber doch dem Kulturetat zugeschrieben werden, erteilt Arnold eine Absage: „Das Geld würde in den Gesamthaushalt einfließen – und nicht etwa der Kultur zugeschlagen.“
Adomat betont auf Nachfrage übrigens einmal mehr: „Es gibt zwar immer wieder Kaufinteressenten. Aber den Gerüchten erteilen wir eine klare Absage. Daher auch mein Beitrag im Ausschuss. Der „Tiger“ ist das Bild der Stadt schlechthin. Und er befindet sich in öffentlichem Besitz. Allein deshalb ist ein Verkauf gar nicht möglich.“