Leverkusen – Über negative Zahlen freut man sich häufig nicht wirklich, ob jetzt Minustemperaturen im Winter oder beim Blick aufs Konto – für Peer Wernicke sorgt der Blick auf die minus drei für Freude: Das ist sein aktuelles Handicap beim Golfparcours in Leverkusen. Und diese Zahl bedeutet: Er ist richtig gut.So gut, dass der 15-Jährige aus Schlebusch im Nationalkader aufgenommen und zum dritten Mal NRW-Meister seiner Altersklasse wurde, in der Ersten Bundesliga spielt und zwölfter bei der Deutschen Meisterschaft wurde. Eine neue Chance sich zu verbessern hat er im August.
Zum Golfen ist er über seine Großeltern gekommen, die passionierte Spieler sind und ihrer Tochter nebst Schwiegersohn und Enkel doch mal gefragt haben, ob sie nicht die „Platzreife“ machen wollen, was einem Einstiegskurs gleichkommt. Sieben Jahre war Peer da alt, in Pulheim auf dem Rasen bestand er seine Feuertaufe. Bei einem Juist-Urlaub mit den Großeltern kam dann sein „Aha-Erlebnis“: Der Trainer seiner Oma und seines Opas nahm an den „Senior British Open“ teil, der damals Neunjährige verfolgte das Turnier über die Mattscheibe und war sich danach sicher: „Ich will Golf-Profi werden.“
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Jetzt, sechs Jahre später, steht er auf dem Rasen des Golfclubs Leverkusen, wo er unter der Woche trainiert und packt einen seiner 14 Schläger aus. Offiziell tritt er für Hubbelrath, einen Club in Düsseldorf an, trainiert wird in Leverkusen.
In Nicht-Corona-Zeiten ist er fast täglich hier nach seinem Unterricht am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, das ihn auch immer mal wieder für weiter weg liegende Turniere beurlaubt. Als die Anlage, die offiziell auf Kölner Gebiet liegt, aufgrund der Pandemie geschlossen war, übte der Teenager stattdessen im Garten seines Elternhauses in der Waldsiedlung. Er habe kleine Netze aufgestellt und zumindest kurze Schläge üben können, erzählt er. Dass dabei auch ein Ball seinen Weg in den Fassadenputz des Nachbarhauses gefunden hat, blieb nicht aus, steuert Peers Vater schmunzelnd die Anekdote bei. Er unterstützt seinen Sohn, „als Chauffeur und Reisebüro“, sagt Markus Wernicke lachend, betont aber, dass die Golfleidenschaft seines Sohnes aus ihm heraus komme.
Bei Golf geblieben
Peer hat schon viele Sportarten durch: Er hat es mal mit Fußball, Tennis und Leichtathletik probiert – beim Golfen ist er geblieben. Nach dem Abi will er versuchen, ein Stipendium für ein Golf-College in den USA zu ergattern. Plan B für ihn? Er mag die Fächer Sport und Englisch, konkrete berufliche Vorstellungen hat er aber noch nicht.Dass der Sportart nach wie vor etwas Elitäres anhaftet, will der 15-Jährige so nicht sehen: „Golf ist immer populärer geworden, gerade durch Corona“, findet er. Vorteil dieser Sportart in Pandemiezeiten: Man kann sie an der frischen Luft ausüben.
Ende Juli wird Peer auf der „European Young Masters“ in Finnland antreten. „Das ist die inoffizielle Europameisterschaft“, erklärt er, „mein Saison-Highlight“.Was er an seinen Ruhetagen macht, die er sich zwischen den stundenlangen Trainingszeiten gönnt? „Freunde treffen, Fernsehen gucken“.So sehr er Golf auch liebt, als die Anfrage kam, ob er nicht in ein Internat in St. Leon-Rot, dem Bundesstützpunkt für Golf, wechseln möchte, hat er abgelehnt, und wollte lieber in Leverkusen bleiben. Nach den Sommerferien kommt er in die zehnte Klasse, Oberstufe. Ob er dann weiterhin so intensiv trainieren kann, wird sich zeigen. Das Ziel hat er fest im Blick.