Digitale Tafeln, realistische Pflegepuppen und iPads: Das Klinikum möchte junge Menschen von einer Ausbildung im Gesundheitspark überzeugen.
„Investition in die Zukunft“Klinikum Leverkusen eröffnet moderne Pflegeschule
Ein überdimensionaler Schlüssel sorgte im Gesundheitspark für Begeisterung: In einer Zeit des bundesweiten Pflegenotstandes hat das Klinikum Leverkusen ihre neue Pflegeschule eröffnet. Am Freitag, 28. April, übergab Bauleiter Bernd Hartmann der Firma Vollack den symbolischen Türöffner an Frank Hansen, Leiter der Pflegeschule, und Anja Mitrenga-Theusinger, medizinische Geschäftsführerin des Klinikums.
Leverkusen: Moderne Schule für Zukunft der Pflege
Das neue Gebäude sei eine „Investition in die Zukunft“, so Mitrenga-Theusinger: „Die Ausbildung muss attraktiver werden. Die jungen Schülerinnen und Schüler sollen die Wertschätzung und Loyalität erfahren, die sie zur Berufszufriedenheit brauchen.“ Neben der Ausbildung zur Pflegefachkraft sollen in der Pflegeschule bald auch Klinikassistenten geschult und die Qualifikation ausländischer Fachkräfte geprüft werden.
Wie in Leverkusen suchen bundesweit Kliniken händeringend nach Fachkräften. Durchschnittlich kümmert sich eine Pflegekraft um 13 Patientinnen und Patienten gleichzeitig. Das sind mehr als ihre Kollegen in Spanien (12,6), Großbritannien (8,6) und den Vereinigten Staaten (5,3). Das geht aus einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung von 2018 zurück.
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Das Problem wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen: Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen hatte kürzlich vor einer dramatischen Zuspitzung des Fachkräftemangels gewarnt. Aufgrund des demografischen Wandels stehe demnach rund ein Drittel des Pflegepersonals vor dem Renteneintritt. Fachkräfte machten in den letzten Monaten mit zahlreichen Streiks unter anderem auf diese Problematik aufmerksam.
Notfälle an realistischer Silikonpuppe simulieren
Schulleiter Frank Hansen ist sich sicher, dass das neue Schulgebäude junge Menschen anziehen wird: „Wir haben bei der Konzeption der Schulräume zukunftsweisende Technik verbaut, um die Möglichkeiten der schulischen Digitalisierung voll zu nutzen.“ Die drei Klassenräume und ein Fortbildungsraum sind mit digitalen Tafeln und Kameras ausgestattet, sodass auch hybrider Unterricht stattfinden kann. Bis zu 150 Azubis können hier unterrichtet werden, die allesamt mit iPads ausgestattet sind.
In „SkillsLabs“ sind zwei Patientenzimmer nachgestellt. An realistischen Pflegepuppen können so Untersuchungen und medizinische Eingriffe simuliert und einstudiert werden. Stefanie Wollweber koordiniert die internen und externen Einsätze der Auszubildenden. Sie erklärt, was die Silikonpuppen pädagogisch wertvoll macht: „An der Puppe lässt sich der Blutdruck messen, eine Magensonde lässt sich verlegen und Schüler können sogar einen Blasen-Dauerkatheter verlegen.“
Die Silikonpuppe ist durch einen Computer gesteuert. So haben Lehrkräfte die Möglichkeit, die Vitalzeichen je nach „Notsituation“ zu ändern, um schwierige Situationen zu simulieren. „Es gibt den jungen Schülern die Möglichkeit, ihre Berührungsängste mit Patienten zu lösen“, so Wollweber.
Zweiter Bauabschnitt auf Eis gelegt
Hira Nur Gedik weiß die Möglichkeiten an der Pflegeschule zu schätzen. Nach einem freiwilligen Jahr begann sie vor einem Monat ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft: „Die Zusammenarbeit zwischen den Auszubildenden ist super. Es macht auch viel Spaß, mit den indischen Kollegen zu arbeiten, die seit Kurzem hier sind.“ Um die Pflegelücke im Klinikum Leverkusen zu schließen, begannen im April acht junge Inderinnen und Inder die dreijährige Ausbildung im Gesundheitspark.
Die Pflegeschule übernimmt nur die erste Etage des 8,5 Millionen Euro teuren Gebäudes, wovon das Land NRW eine Million Euro finanziert hat. Im zweiten Stock zieht das Gesundheitsamt mit seinem Fachbereich Medizinischer Dienst ein, im dritten das Rechenzentrum und der zahnärztliche Dienst. Im Erdgeschoss befindet sich die Technik und ein offenes Parkdeck.
Es ist erst der erste Bauabschnitt des Neubaus. Der zweite Bauabschnitt wurde auf Eis gelegt, erklärt Schulleiter Hansen: „Es geht ja keinem Krankenhaus in Deutschland gerade finanziell gut. Ein Krankenhaus muss dann schauen, welche Baustellen zuerst bedient werden. Insofern kann ich verstehen, dass die Schule ein Stück weit hinten anstehen muss und erst die Verhältnisse in der Notaufnahme verbessert werden, zum Beispiel.“ Wann der zweite Abschnitt gebaut wird, konnte Hansen nicht sagen.