Am Donnerstag startet der Straßenkarneval – die Jugendlichen ziehen wieder „zum Brunnen“. So bereiten sich Stadt und Vereine auf die jungen Leute vor.
Leverkusener JugendlicheDie Sorge vor Exzessen im Karneval ist groß
Prinz Marijo I. nimmt Oberbürgermeister Uwe Richrath um 11.11 Uhr in den Luminaden den Rathausschlüssel ab: Dann ist der Leverkusener Straßenkarneval eröffnet. Grün-Weiß Schlebusch veranstaltet parallel den Wieversturm in der Fußgängerzone ihres Stadtteils. Von Freitag bis Montag gehen die Züge, Veilchendienstag findet die Schlüsselrückgabe im Saal Norhausen ab 19 Uhr statt und um 21 Uhr brennt in Schlebusch der Nubbel. Bis dahin: Damen-, Herren-, Kinder-, Kostümsitzungen.
Das ist das traditionelle karnevalistische Rahmenprogramm. Aber dieser Karneval ist nicht der, den Jugendliche feiern. In Opladen und Manfort sind die Bahnsteige in Richtung Köln schon ab morgens voll. Die Jugendlichen, die in Leverkusen bleiben, ziehen in Scharen zum Schlebuscher Lindenplatz: „Zum Brunnen“, wie sie sagen. Die gesamte Fußgängerzone ist dann voll, so auch an den folgenden Tagen. Sie treffen Freunde von anderen Schulen, feiern gemeinsam und trinken Alkohol, manchmal auch zu viel.
Ordnungsamt rechnet mit Tausenden Jugendlichen in Schlebusch
Die Masse der Jugendlichen ist dort immer größer geworden, mit ihnen auch Berge an Glasmüll und die Zahl an Schnittwunden durch Glasscherben. Seit 2011 richtet die Stadt an Weiberfastnacht dort eine Glasverbotszone ein. Das Ordnungsamt rechnet auch in diesem Jahr mit 2000 bis 4000 Feiernden am Donnerstag.
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Vom Sanitätszelt ist bereits ein regelmäßiger Transport ins Krankenhaus vorbereitet. Sieben Toilettenhäuschen, davon eins nur für 50 extern angeforderte Ordner, stehen bereit. Ein Anwohner klagte vergangenes Jahr über „hunderte Wildpinkler“.
Die in der KG Grün-Weiß Schlebusch organisierten Karnevalisten ziehen sich nach ihrem Wieversturm zurück, bewusst, sagt Ehrenvorsitzender Hans-Peter Teitscheid, „wir distanzieren uns von den Auswüchsen.“ Andreas Beljan, Leiter des Schlebuscher Zugs, sagt, die Hemmschwelle zur Aggression sinke immer weiter: „Wir haben schon einiges erlebt, sogar Flaschenwürfe auf Zugteilnehmer.“
Auch die Stadtverwaltung schrieb 2022 von einer „deutlich aggressiver und hemmungsloser wahrgenommenen“ Stimmung. Karnevalssonntag wurde im vergangenen Jahr der Lindenplatz aus Sorge vor Eskalation geräumt.
Karneval in Leverkusen: Familienmeile statt Treffpunkt Jugendlicher
Hans-Peter Teitscheid zeigt aber auch Verständnis: „Die jungen Menschen wollen irgendwo feiern“. In Gesprächen mit Stadt, Ämtern und der Polizei sei schon vor Jahren überlegt worden, Anreize für junge Menschen in anderen Stadtteilen zu schaffen. Damals habe die Polizei abgelehnt, sie habe die Jugendlichen an einem Platz gewollt, um nicht noch mehr Einsatzorte bestellen zu müssen, sagt Teitscheid.
Und auch am Zugweg scheinen sie oft unerwünscht. Für den Opladener Rosenmontagszug trafen sich früher Jugendliche in der Kanalstraße vor der Feuerwache. Heute ist dort eine Familienzone, in die man nur gegen 1 Euro Eintritt kommt. In Opladen und Wiesdorf gebe es laut Loef seitdem keine Probleme mehr. „Was wir nicht toll finden ist, wenn Jugendliche meinen: Karneval gleich Trinken“, sagt Thomas Loef, Geschäftsführer des Komitees Opladener Karneval (KOK).
Er begrüßt die vielen auch jungen Zuschauenden aber grundsätzlich. Im Festzelt auf dem Opladener Marktplatz veranstaltet das KOK Freitag eine Oberstufenparty und auch Samstag ist das Publikum schon seit Jahren durchmischt. Loef sagt, dort würden Jugendliche sich auch sicher vor „Föttchesföhlern“ fühlen. Damit umschreibt er sexuelle Übergriffe. Im Festzelt achte man auf die jungen Frauen. Und er sagt, es müsse mehr dieser Angebote für die junge Zielgruppe an Karneval in Leverkusen geben.