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Regionale-ProjektMehr als 18 Millionen Euro fließen ins Schloss von Hückeswagen

Lesezeit 4 Minuten
Die Grafik zeigt eine Ansicht des Schlosses mit neuem Haupteingang.

Das Schloss erhält einen neuen Haupteingang.

Die Stadt Hückeswagen will ihr Schloss umbauen und öffentlich zugänglich machen. Es ist Oberbergs größtes Projekt der Regionale 2025.

„Das ist ein Jahrhundertprojekt“, sagt Dietmar Persian, Bürgermeister von Hückeswagen, und darauf ist er auch ein wenig stolz. Das Schloss, Wahrzeichen der Stadt und Namensgeber der „Schlossstadt Hückeswagen“, wird in den kommenden zweieinhalb Jahren generalsaniert und komplett umgebaut. Es soll künftig nicht nur als Sitz der Stadtverwaltung dienen, die Räume sollen auch für die Öffentlichkeit nutzbar sein — für Vereine, Volkshochschulkurse und Events.

Gebaut wird zudem ein neuer Großparkplatz mit rund 50 Parkplätzen am Fuß des Schlosses, auf dem Grundstück der alten Feuerwache. „Das Motto lautet ‚unser Schloss für alle‘“, erklärt der Bürgermeister. Eine ursprüngliche Idee, das imposante Gebäude zu einem Hotel umzubauen, haben man deshalb wieder verworfen.

Die Grafik zeigt, wie der große Saal künftig aussehen soll.

Das Heimatmuseum und der darüber liegende Ratssaal werden zu einem Saal umgebaut

Rund 18,3 Millionen Euro Fördergeld sollen dafür in den kommenden Jahren, im Rahmen der Regionale 2025, nach Hückeswagen fließen. Keine andere Kommune in Oberberg hat ein ähnlich großes Projekt. „Die Zusammenarbeit mit der Regionale-Agentur läuft hervorragend“, lobt Persian. Im Juni erhielt das Projekt den begehrten „A-Stempel“. Das Land NRW und der Bund stellen Städtebaumittel zur Verfügung, weitere Millionen kommen über das Efre-Förderprogramm der Europäischen Union zur Stärkung des ländlichen Raums.

Was aktuell noch fehlt, ist der Förderbescheid der Bezirksregierung Köln, doch der dürfte in den kommenden Wochen eintreffen. Dazu kommt ein Eigenanteil der Stadt Hückeswagen von rund 4,2 Millionen Euro. Im Stadtrat gebe es breite Zustimmung zu dem Schlossumbau, so Persian, nur die AfD und die Freien aktiven Bürger (FAB) seien dagegen.

Die ältesten Teile des Schlosses stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert

Bei einem Rundgang durch das denkmalgeschützte Schloss, dessen älteste Teile noch aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammen, wird der Sanierungsbedarf deutlich. Der Ratssaal, im 1. Stock über dem Heimatmuseum gelegen, stammt aus den 1920er Jahren. Doch seit 2016 darf er nicht mehr für Sitzungen genutzt werden, weil ein vorgeschriebener zweiter Fluchtweg fehlt. Seitdem tagt der Rat in einer Schule – der große Saal steht leer.

Bürgermeister Dietmar Persian zwischen Umzugskartons.

Bürgermeister Dietmar Persian zwischen Umzugskartons.

Direkt darunter sind die Räume des ehemaligen Heimatmuseums untergebracht. Das Museum wurde Anfang 2024 geschlossen, weil die Brandmeldeanlage defekt war. Jetzt stapeln sich dort die Umzugskartons, das Museumsinventar wird erst einmal eingelagert. Später, nach Abschluss des Schlossumbaus, soll es wieder einen Raum zur Heimatgeschichte geben, aber kein Museum mehr. Stattdessen hat sich in Hückeswagen eine private Initiative gegründet, die auf eigene Faust ein Heimatmuseum einrichten will. „Wir unterstützen das nach Kräften“, sagt Persian.

Hückeswagen: Im Schloss soll auch ein Café eingerichtet werden

Die Zwischendecke zwischen Heimatmuseum und Ratssaal soll entfernt werden, so entsteht ein großzügiger und heller, barrierefrei zugänglicher Saal, der multifunktional genutzt werden kann – sowohl für Ratssitzungen, als auch für Konzerte. Die Stadt Hückeswagen will diesen Saal auch an private Interessenten vermieten, zum Beispiel für Firmenevents. Die Terrasse davor soll ebenfalls genutzt werden, zusätzlich soll im Schloss ein Café eingerichtet werden. Außerdem erhält das Gebäude einen neuen Haupteingang.

Das Foto zeigt eine alte Treppe.

Derzeit ist das Schloss nicht barrierefrei.

Das Schloss ist denkmalgeschützt, was die Sanierung und den Umbau kompliziert macht. Vor dem Umbau muss der Bauzustand genau erfasst und protokolliert werden. Im Lauf der Jahrhunderte wurde das Gebäude immer wieder umgebaut und erweitert, die letzte umfangreiche Sanierung geschah in den Jahren 1934/35.

Auch das Thema Barrierefreiheit wird großgeschrieben, so soll das Gebäude nun erstmals einen Fahrstuhl erhalten, die vielen Türschwellen werden verschwinden.

Bis Ende Oktober soll das Schloss leergezogen sein, die Verwaltung zieht an den Bahnhofsplatz um. Sobald der Bewilligungsbescheid vorliegt, können die Ausschreibungen erfolgen. Anfang 2025 soll der Umbau beginnen, der Bauantrag liegt beim Kreisbauamt. Spätestens bis Ende 2027, so Persian, muss der Umbau aufgrund der Förderrichtlinien abgeschlossen sein. Der Hückeswagener Bürgermeister wird dann nicht mehr im Amt sein, denn Ende Oktober 2025, nach 50 Jahren bei der Stadt Hückeswagen, endet seine Dienstzeit.


Geschichte von Schloss Hückeswagen

Im Jahr 1189 wird ein „Castrum Hukingiswage“ erstmals urkundlich erwähnt, als Wohnsitz der Grafen von Hückeswagen. 1260 kaufen die Grafen von Berg die Grafschaft Hückeswagen. Seit 1397 ist der Name „Schloss“ nachweisbar. Das Gebäude wurde im Lauf der Jahrhunderte immer wieder umgebaut. Der Nordostflügel diente von 1683 bis 1882 als katholische Pfarrkirche. Anfang des 19. Jahrhunderts kauften heimische Tuchfabrikanten den zum Teil verfallenen Nordwestflügel und nutzten ihn für Geschäftszwecke.

Im Jahr 1884 gelangte das Gebäude zunächst teilweise in den Besitz der Stadt, später kamen dort die Stadtverwaltung und das 2024 geschlossene Heimatmuseum unter. Im Rahmen der Regionale 2025 wird das Schloss saniert, umgebaut und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.