Morsbach – Die Orgel gilt s als die „Königin der Instrumente“ und gerade ist sie von den Landesmusikräten in Deutschland sogar zum „Instrument des Jahres“ gekürt worden. Genau in diesem besonderen Jahr sind in Morsbach die langen Bemühungen um eine neue Orgel für die 800 Jahre alte Basilika St. Gertrud auf der Zielgeraden angekommen.
Pfarrer Tobias Zöller freut sich, dass im Herbst die neue Gertrudisorgel erklingen und geweiht werden kann.Die Finanzierung wird mit rund 400 000 Euro fast ausschließlich durch Spenden sichergestellt, auch wenn derzeit noch 10 000 Euro fehlen. Für das Sammeln des Geldes und die Auswahl einer Orgelbauwerkstatt hat sich im Oktober 2003 ein Arbeitskreis gegründet.
Der Architektur angepasst
Die 1964 errichtete alte Orgel war in einem desolaten Zustand und Anfang der 2000er Jahre kaum noch bespielbar. Elektrik und Feuerschutz waren veraltet, an einigen Stellen bildete sich Schimmel. Nachdem Zöller Leitender Pfarrer von Morsbach geworden war, reaktivierte er 2015 den Orgelarbeitskreis.
Die Mitglieder dieses Gremiums haben dann innerhalb von fünf Jahren zahlreiche Initiativen ergriffen, um Geldspenden zu sammeln und sich die Unterstützung von Sponsoren zu sichern. So kam der Verkaufserlös einer CD mit Orgelstücken, gespielt auf hiesigen Kirchenorgeln, der neuen Orgel zugute. Es wurden mehrere Benefizkonzerte organisiert, Orgelpfeifenpatenschaften angeboten und die alten, abgebauten Orgelpfeifen gegen Spenden abgegeben.
Klärung des Denkmalschutzes
Gleichzeitig bemühte sich der Orgelbauausschuss auch um die Klärung des Denkmalschutzes, besuchte mehrere Orgelbauwerkstätten und verglich Angebote. Schließlich konnte die Kirchengemeinde im Juni 2019 den Auftrag für den Neubau an die Orgelbauwerkstatt Romanus Seifert in Kevelaer vergeben, nachdem der Kirchenvorstand den Vertrag unterschrieben und auch das Erzbistums Köln sein Einverständnis gegeben hatte.
Inzwischen ist die alte Orgel von St. Gertrud abgebaut. Derzeit wird die neue mechanische Orgel mit 25 Registern im deutsch-frühromantischen Stil des 19. Jahrhunderts in Kevelaer gefertigt. Das Äußere des Orgelgehäuses, des sogenannten Prospekts, wird der romanischen Architektur des Morsbacher Gotteshauses und seiner Ausmalung angepasst. Einige Mitglieder des Orgelbauausschusses und Pfarrer Zöller informierten sich jüngst in Kevelaer über den Fortschritt.
Überwiegend Eiche verwendet
Für die neue Orgel wird überwiegend Eiche verwendet, Teile werden aber auch aus Weißbuche, Ebenholz, Nussbaum und Linde hergestellt. Die Pfeifen bestehen aus Fichtenholz, Zink und einer Zinn-Blei-Legierung. Insgesamt werden rund 2500 Pfeifen die neue Orgel zum Klingen bringen. Verzierungen am Prospekt sollen in Messing ausgeführt werden.
Orgelbauer Roman Seifert konnte die Morsbacher bei ihrem Besuch mit einer Besonderheit überraschen: „In die neue Gertrudisorgel wird noch eine historische Physharmonika aus dem Jahr 1847 aus der Kirche von Lambsheim in der Pfalz eingebaut“, erzählt Seifert. „Sie wurde von uns komplett saniert und gibt der neuen Orgel einen ganz besonderen Klang.“
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Die alte Orgelempore, die 1963 in die Morsbacher Basilika eingezogen wurde und die für viele einen Stilbruch bedeutet, soll im Übrigen umgebaut werden. Die Mauerbrüstung wird entfernt und durch ein Metallgeländer ersetzt, das soll sich positiv auf die Akustik auswirken.
Orgelbauer Seifert rechnet damit, dass der Einbau der neuen Orgel sechs bis acht Wochen im Sommer in Anspruch nehmen wird. In dieser Zeit bleibt die Basilika geschlossen. Laut Pfarrer Zöller finden in dieser Zeit die Gottesdienste und andere kirchliche Feiern in der Kapelle des Wohnverbundes St. Gertrud statt. „Mit dem Orgelneubau möchte die Kirchengemeinde im Übrigen eine Sonderstellung im Erzbistum Köln einnehmen und in der gesamten Region ein kulturelles, musikalisches Zentrum schaffen“, heißt es in einer Expertise der Gemeinde.
Wer für die neue Orgel spenden möchte, kann sich an das Pfarramt in Morsbach wenden, (02294) 238.