Die Schranken „Am Kirchtürmchen“ öffnet der Fahrdienstleiter noch auf Anforderung. Die Bahn will den Übergang komplett schließen.
Nach jahrelangem StreitDarum soll ein kleiner Bahnübergang in Hürth verschwinden
Seit fast einem Jahrzehnt streitet sich die Stadt mit der Deutschen Bahn AG über die Schließung des kleinen Bahnübergangs „Am Kirchtürmchen“ im Westen von Kalscheuren. Es gab mehrere Ortstermine, die Entwürfe wurden im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens mehrfach geändert. Nun scheint aber eine Lösung in Sicht zu sein.
Vor den Schranken am kleinen Feldweg, der über die Gleise der Eifelstrecke zwischen Köln und Trier führt, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Wer auf die andere Seite der Bahngleise gelangen möchte, muss an einer Sprechsäule einen Rufknopf drücken. Daraufhin öffnet der Fahrdienstleiter aus der Ferne die Schranken.
Fahrdienstleiter muss die Schranken in Hürth nur selten heben
Das passiert allerdings nur sehr selten. Die Bahn verwies auf eine Verkehrszählung in einem November vor zehn Jahren wurden innerhalb von fünf Tagen gerade einmal ein Radfahrer und zwei Fußgänger erfasst, die die Gleise überquerten – alle an einem Sonntag. Die Bahn hält den Übergang für entbehrlich. Eine Abrufschranke lasse sich darüber hinaus nicht in die moderne digitale Stellwerkstechnik integrieren, mit der auch die Strecke um Kalscheuren umgerüstet wird.
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Schon 2016 beantragte die Bahn AG bei der Bezirksregierung in Köln das Planfeststellungsverfahren zur Schließung des Bahnübergangs „Am Kirchtürmchen“. Doch die Stadt widersprach. In einer ersten Stellungnahme verwiesen die Hürther darauf, dass die knapp zwei Hektar Fläche im Dreieck zwischen den beiden Bahntrassen der Eifelbahn und der linken Rheinstrecke von Köln nach Koblenz durch die Aufgabe des Bahnübergangs in eine „Insellage“ geraten würden.
Stadt Hürth fürchtete um wertvolle Ackerflächen
Dadurch werde es örtlichen Landwirten erschwert, mit schweren Landmaschinen ihre von der Stadt gepachteten Ackerflächen zwischen Kalscheuren und Fischenich zu erreichen. Denn entgegen der Verkehrszählung der Bahn werde der Gleisübergang übers Jahr durchaus häufiger genutzt, neben den Landwirten auch von Reitern.
Die Bahn besserte ihre Planungen nach und sagte unter anderem zu, einen Wirtschaftsweg als Zufahrt zu den Ackerflächen auszubauen. Doch die Stadt blieb im Juli 2022 bei ihrer Ablehnung. Durch den Ausbau des Wirtschaftwegs und einen geplanten Wendehammer vor einer Schieberstation an der Thyssengasfernleitung würde zu viel wertvolle Ackerfläche verloren gehen, so die Verwaltung. Außerdem fehle eine Regelung darüber, wer für die Unterhaltung des Wirtschaftswegs zuständig sein solle.
Hürther geben ihren Widerstand nach Planänderung auf
Mit der jüngsten Planänderung kann sich die Stadt aber anfreunden. „Die Planung wurde dahingehen angepasst, dass nun keine wertvollen Ackerflächen der Stadt Hürth mehr in Anspruch genommen werden“, heißt es in einer Vorlage für den Planungsausschuss. Außerdem soll der Wendehammer zur Andienung der Gasstation jetzt auf einer Fläche der Deutschen Bahn gebaut werden.
Gesichert werden soll auch die Zufahrt für die Landwirte. Im Zuge des ebenfalls laufenden Planfeststellungsverfahrens zum Ausbau des Bahnübergangs an der Bonnstraße in Fischenich soll auch die Wegeverbindung über den Marktweg verbessert werden.
Der Planungsausschuss stellte das Signal einstimmig auf Grün. Ratsherr Christian Karaus (FDP/Freie Wähler) fragte allerdings, ob die Bahn die Schließung des Bahnübergangs überhaupt noch umsetzen werde. Schließlich sei eine Verlegung der Bahngleise um Fischenich herum geplant, damit würde auch die Gleisstrecke „Am Kirchtürmchen“ entfallen.
Stadtbaudirektor Manfred Siry verwies aber auf die langen Planungszeiträume für Bahnstrecken. „Wir befinden uns im achten Jahr der Planfeststellung zur Beseitigung eines Bahnübergangs“, so Siry. Nach Abschluss des Anhörungsverfahrens liegt die Entscheidung über die Schließung des Bahnübergangs beim Eisenbahn-Bundesamt.