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„Shalom und Alaaf!“Präsident der „Kölsche Kippa Köpp“ besucht Kerpener Gemeinde

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit einer Kappe in der Hand steht an einem Rednerpult.

Aaron Knappstein, Präsident des jüdischen Karnevalsvereins „Kölsche Kippa Köpp“.

Aaron Knappstein hielt in der Christus-Kirche in Kerpen einen Vortrag über die Geschichte des jüdischen Karnevals.

Shalom und Alaaf!“ So begrüßte Aaron Knappstein, Präsident der „Kölschen Kippa Köpp“ die 80 Besucher in der Sindorfer Christus-Kirche. Eigentlich hatte er gar nicht vorgehabt, einen jüdischen Karnevalsverein zu gründen, bekannte er freimütig. Aber Christoph Kuckelkorn, in Köln bekannt und verehrt als Bestatter und Spitzenkarnevalist, machte ihm den Vorschlag, und zwar mit Nachdruck: „Er ist mir so etwas von auf die Nerven gegangen, bis ich aufgegeben und meine Freunde angerufen habe.“

2019 ging man an die Öffentlichkeit und stieß auf eine weltweite, überwältigende Resonanz. Die New York Times und viele internationale Medien berichteten, in kürzester Zeit kamen 200 Mitglieder zusammen, Juden wie Nichtjuden. Der Vorgänger-Klub, an dem man sich orientierte, war 1922 von Max Salomon gegründet worden: der „Kleine Kölner Klub“, kurz KKK. Knappsteins Präsidenten-Mütze, auch „Krätzche“ genannt, wie die kölschen Lieder, ist in Blau-Weiß gehalten und zeigt Menora und Davidstern. Blau und Weiß, weil auch die israelische Flagge mit diesen Farben seinerzeit in Köln erfunden worden war.

Einziger jüdischer Karnevalsverein kommt nach Kerpen

Warum gründet man einen jüdischen Karnevalsverein? Laut Aaron Knappstein gab es mehrere Gründe. Der erste liegt auf der Hand: Man will Karneval feiern, wie viele andere Menschen auch. Außerdem will man auf historische Aspekte hinweisen, die Geschichte des jüdischen Karnevals. Und nicht zuletzt will man das Judentum in die Stadt tragen. Und umgekehrt: Der Karneval hat auch eine integrierende Funktion innerhalb des Judentums, man denke zum Beispiel an die russischen und ukrainischen Juden, die aus einer anderen Kultur nach Deutschland kamen.

Die jüdische Beteiligung am Karneval ist schon bei der Geburt des kölschen Fasteleer zu sehen. Die Familie Oppenheim engagierte sich intensiv. Simon Oppenheim, seit 1828 Leiter des gleichnamigen Bankhauses, wurde vom „Festordnenden Comité“ des Kölner Karnevals die Rolle der Prinzessin Venetia angetragen, das war die zweite zentrale Figur neben dem „Held Carneval“. Am Rosenmontag 1824 trafen sich zwei Züge, der „nordische“ mit Held Carneval, und der „südliche“ mit Prinzessin Venetia, am Neumarkt, tauschte Karnevalsorden aus und trank den Ehrenwein.

Karnevalshit „Off krüzz oder quer“ stammt vom Juden Emil Jülich

Zum 100. Geburtstag des Festkomitees 2023 wurde der Karnevalshit „Off krüzz oder quer“ häufig benutzt. Was das Festkomitee nicht wusste: Der Autor Emil Jülich war Jude. Ein Symbol für unerkannte Integration jüdischer Kultur.

Susanne Harke-Schmidt, Vorsitzende des Veranstalters Kerpener Heimatverein, wies darauf hin, dass Aaron Knappsteins Vortrag im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen steht: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Damit ist jüdisches Leben in Deutschland genauso alt wie christliches, Juden und Christen gehören untrennbar zu unserem Land.


Die Veranstaltung

Die nächste Veranstaltung findet in Köln statt: „Kölsche Kippa Köpp“ am 26. November, 19.30 Uhr, in der Volksbühne Köln: Texte und Lieder aus dem jüdischen Karneval.