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Bochums Elvis Rexhbecaj„Hätte mir auch vorstellen können, in Köln zu bleiben“

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Bochums Elvis Rexhbecaj (l.) vor dem Hinspiel im Gespräch mit seinem Kölner Ex-Teamkollegen Kingsley Ehizibue

Köln – Beide Vereine vereint zwar, dass sie mit ihrer Bundesliga-Saison bisher sehr zufrieden sein können, doch ihre Gefühlswelten unterschieden sich unter der Woche sehr. Während der 1. FC Köln sein überraschendes Pokal-Aus gegen den Hamburger SV zu verarbeiten hatte und einer großen Chance nachtrauerte, erlebte der VfL Bochum ein absolutes Stimmungshoch nach dem Achtelfinal-Erfolg gegen Mainz (3:1). „Wir haben die Chance, in dem Wettbewerb Geschichte zu schreiben. Das wollen wir auch“, sagt Elvis Rexhbecaj, der Bochumer Mittelfeldspieler, der bis zum Sommer das Kölner Trikot trug.

Doch Zeit, den Viertelfinal-Einzug zu genießen, hat auch der VfL nicht wirklich. Im Duell am Samstag (18.30 Uhr) im Ruhrstadion steht für beide Teams sehr viel auf dem Spiel. „Wir wissen um die Wichtigkeit des Spiels. Ich erwarte eine sehr intensive Partie mit vielen intensiven Zweikämpfen und zwei Mannschaften, die weite Wege gehen. Auch wenn der FC unglücklich gegen den HSV verloren hat, so wird er gegen uns wieder Vollgas gehen und uns stressen wollen. Aber wir haben eine breite Brust“, blickt der 24-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung voraus.

VfL eine positive Überraschung

Der Bundesliga-Aufsteiger von der Castroper Straße zählt zu den positiven Überraschungen der Saison. Mit dem nach Mitaufsteiger Fürth zweitgünstigsten Kader der Liga erweist sich der VfL als konkurrenzfähig und hat bereits 23 Punkte gesammelt. Die Mannschaft von Trainer Thomas Reis präsentiert sich dabei insbesondere als heimstark, 17 Punkte sind eine hervorragende Ausbeute. „Wir können mit der Saison bisher zufrieden sein, haben aber auswärts auch einiges liegengelassen und uns für manch gute Leistung nicht belohnt. Wir dürfen nicht nachlassen und es auf keinen Fall schleifen lassen. In der Tabelle geht es brutal eng zu, enger als in den letzten Jahren“, warnt Rexhbecaj, der das Erfolgsrezept seines VfL kennt: „Die Mannschaft ist sehr gefestigt und spielt größtenteils schon länger zusammen. Sie hat schon viel erlebt, Höhen und Tiefen. Ich habe selten in einer so gefestigten Einheit gespielt.“

Mit seiner bisherigen Saison kann Rexhbecaj ebenfalls zufrieden sein. Auch wenn ihm noch die Torgefahr abgeht, die ihn teilweise in der vergangenen Saison auszeichnete, als er sieben Pflichtspieltore für den FC erzielt hatte, so ist die Leihgabe des VfL Wolfsburg in Bochum doch zu einer festen Größte geworden. In 18 von 19 Bundesligaspielen stand er in der Startelf. Es gebe zwar auch kritische Stimmen, die bemängeln, dass Rexhbecaj selbst noch nicht getroffen habe. Diese nehme er zur Kenntnis, doch wichtiger sei für ihn etwas anderes: „Ich versuche alles für den VfL zu geben, was ich habe. Ich hoffe und denke, dass man das auch sieht. Ich habe meine Chancen und mache mir da nicht solch einen großen Kopf. Irgendwann treffe ich. Der Teamerfolg ist ohnehin das Wichtigste.“

Der war in Köln zu oft ausgeblieben, auch wenn sich der FC zweimal auf den letzten Drücker vor dem Abstieg gerettet hatte. Viele FC-Fans hatten sich indes gewundert, dass der Mittelfeldspieler, der vor knapp elf Monaten mit zwei Toren beim 2:1-Sieg in Gladbach noch der Kölner Derby-Held war, nach dem Ende der 18-monatigen Leihe dann im August plötzlich in Bochum auftauchte. Das lässt sich allerdings erklären.

Der FC hatte zwar eine Kaufoption mit Wolfsburg ausgehandelt, doch die festgeschriebenen sieben Millionen Ablöse konnten und wollten die Kölner nicht stemmen. Eine verlängerte Ausleihe stand nicht zur Disposition. Rexhbecaj ging vorläufig zu seinem Stammklub zurück, die Kölner orientierten sich anderweitig und hatten bereits mit Dejan Ljubicic eine weiteren zentralen Mittelfeldspieler verpflichtet. In Wolfsburg allerdings kam der Deutsch-Kosovare dann doch nicht an der Konkurrenz vorbei, die Anfrage aus Bochum gerade recht.

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„Ich hätte mir auch vorstellen können, beim FC zu bleiben. Die anderthalb Jahre beim FC waren intensiv und schön. Doch es hat sich halt nicht ergeben. Plötzlich war Sportchef Horst Heldt weg, auch der Trainer wechselte. Ich habe mir dann Zeit gelassen, die richtige Entscheidung zu treffen. Und Bochum war die richtige Entscheidung. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl“, sagt Rexhbecaj. Erneut ist er ausgeliehen, diesmal nur eine Spielzeit. Wie und wo es dann für ihn weiter geht, das sei noch Zukunftsmusik. Sein Vertrag in Wolfsburg läuft bis Juni 2023.

Rexhbecaj vermisst sein Veedel

Doch es gibt mindestens eine Sache, die Elvis Rexhbecaj nach seinem Weggang aus Köln vermisst: „Meine Wohnung im Belgischen Viertel. Die war wie ein Sechser im Lotto, ich musste den Vermieter damals richtig beknien und überzeugen. Wir befanden uns zwar viele Monate im Lockdown, dennoch habe ich es genossen, in Köln zu leben.“

Da aber Köln und Bochum gerade mal 85 Kilometer trennen, sollte für Rexhbecaj, wenn ihm der Sinn danach steht und die Zeit es zulässt, der Besuch seines alten Veedels ein Leichtes sein.