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Kölns Stürm-HoffnungDer talentierte Mr. Lemperle ist erwachsen geworden

Lesezeit 5 Minuten
Tim Lemperle, Stürmer des 1. FC Köln, jubelt über sein Tor zum 3:0 gegen Eintracht Braunschweig.

FC-Stürmer Tim Lemperle nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 3:0 gegen Braunschweig

Nach seiner Rückkehr aus Fürth kann der 22-Jährige überzeugen. Der gleichaltrige Marvin Obuz hofft ebenfalls auf den Durchbruch beim FC.

Längere Interviews geben möchte Tim Lemperle noch nicht, heißt es aus dem Geißbockheim. Er wolle lieber Taten statt Worte sprechen lassen. Womöglich die richtige Einstellung, zumindest vorerst. So war es auch am Dienstag, als der Angreifer des 1. FC Köln nach einer schweißtreibenden Einheit den Platz verließ, noch ein paar Wünsche der Fans erfüllte und in die Kabine entschwand.

Lemperle, 22, hat sich seit seiner Rückkehr zum FC viel vorgenommen. Um das zu erkennen, muss man nicht mit ihm sprechen. Man sieht es dem Stürmer an, der in der vergangenen Saison an Greuther Fürth ausgeliehen war. Ob durch seinen Einsatz im Training und in allen vier bisherigen Saisonspielen, in denen er jeweils von Beginn an das Vertrauen des neuen Cheftrainers Gerhard Struber erhielt.

Und das beileibe nicht grundlos. Lemperle, das lässt sich schon jetzt sagen, hat sich gut entwickelt. Die Leihe zu Zweitligist Fürth, für den er 34 Pflichtspiele bestritt, davon 31 in der Startelf (sechs Treffer, fünf Torvorlagen), trug Früchte. Der Stürmer ist in vielerlei Hinsicht reifer geworden. Der 1,89 Meter große Angreifer hat körperlich an sich gearbeitet, tritt selbstbewusst auf, ist dynamisch und stark am Ball, dazu gut ins Kombinationsspiel eingebunden. Sein Aufwand bereits in den ersten drei Partien war enorm, sein Einfluss auf das Spiel deutlich. Er gab bisher insgesamt 13 Torschüsse (sechs davon gingen aufs Tor) und damit so viele wie kein anderer Spieler in der Liga ab. Doch es fehlte noch an der Konstanz im Abschluss, an der Genauigkeit.

Jetzt konnte er sich beim 5:0-Sieg gegen Braunschweig innerhalb von drei Minuten belohnen: Mit einer starken Vorarbeit auf den Torschützen zum 4:0, Dejan Ljubicic. Aber vor allem auch zuvor mit seinem Treffer in der 58. Minute zum 3:0. Es war zudem das erste Stürmer-Tor der Kölner in dieser Saison. Bei TV-Rechteinhaber Sky hatte Lemperle danach dann doch gesprochen. Jedenfalls ein bisschen. „Es macht richtig Bock, hier zu spielen. Vor der Kulisse ist es immer ein besonderes Gefühl zu treffen. Wenn wir uns wie heute in einen Rausch spielen, ist das für den ganzen Verein geil“, sagte der U21-Nationalspieler. Mit den Diskussionen, dass die Stürmer zuvor nicht getroffen hatten, sei die Mannschaft „ganz locker mit umgegangen. Wir haben ein so gutes Klima in der Mannschaft, da wird nichts hochgeschaukelt.“ Sein Kollege im Angriff, Damion Downs, werde schon bald nachziehen: „Damion ist auch so hungrig und gibt immer Vollgas. Ich denke, bis zu seinem Tor dauert auch nicht mehr lange.“

Gespräche über Vertragsverlängerung

Sein Trainer freute sich derweil mit seinem Torschützen. „Tim investiert viel. Der Ball war nicht leicht zu nehmen. Deswegen freut es mich, dass er sich nach einem fantastischen Ball von Jan Thielmann belohnen konnte. Mister Lemperle hat unter Beweis gestellt, was ihn ihm steckt. Er soll der Tim Lemperle sein, der er ist. Dann werden wir noch viel Freude haben.“ Und das wohl längerfristig. Lemperles Vertrag läuft im kommenden Jahr am 30. Juni 2025 aus. Nach Informationen dieser Zeitung können sich die FC und Lemperles Seite vorstellen, den Kontrakt zu verlängern. Es geht um eine Ausweitung um mindestens drei Jahre. Erste Gespräche sollen stattgefunden haben.

Der talentierte Mr. Lemperle ist erwachsen geworden. Dabei war vor der Leihe nach Fürth seine Entwicklung beim FC ins Stocken geraten. Der Angreifer, 2017 vom FSV Frankfurt nach Köln gewechselt, galt zwar stets als eines der vielversprechendsten Talente des Klubs, das schnell den Sprung zu den Profis geschafft und im Juni 2020 am 34. Spieltag beim SV Werder Bremen debütiert hatte. Doch seitdem folgten zwar 31 weitere Partien für die Kölner Profis, allerdings nur Kurzeinsätze über insgesamt 343 Minuten. Im Februar 2023 hatte der FC seinen Vertrag zwar vorzeitig bis zum 30. Juni 2025 verlängert, doch Bestandteil der Gespräche war zu dem Zeitpunkt schon ein Ausbildungsplan, der dem Stürmer Spielpraxis auf einem hohen Niveau verschaffen soll. Anfangs soll seine Seite noch Angebote ambitionierter Zweitligisten wie Düsseldorf abgelehnt haben. Im Sommer 2023 folgte dann doch der Schritt nach Fürth. Jetzt hat Lemperle in nur vier Partien bereits 343 Einsatzminuten absolviert und darf sich beim FC Stammspieler nennen.

Obuz bleibt und hofft auf FC-Chance

Das ist auch das, wovon der gebürtige Kölner Marvin Obuz träumt, der bereits im Alter von nur sieben Jahren das Trikot mit dem Geißbock trug. Der im selben Alter wie Lemperle ist und ebenfalls eine erfolgreiche Leihstation hinter sich hat. Für Drittligist Rot-Weiss Essen kam der Rechtsaußen auf starke 21 Scorer-Punkte (sieben Tore, 14 Vorlagen). Jetzt hofft er beim nur noch eine Klasse höheren FC ebenfalls auf dem Durchbruch. Zu Beginn der Vorbereitung noch von einem Muskelbündelriss gehandicapt, ist Obuz längst wieder fit und weiß auch im Training zu überzeugen. Doch Struber ließ den Dribbler bisher nur drei Minuten (beim 1:2 zum Auftakt gegen den HSV) ran, der Coach zieht ihm derzeit Spieler wie Steffen Tigges, Florian Dietz oder Sargis Adamyan vor.

Marvin Obuz, Außenstürmer des 1. FC Köln, lacht im Training.

Bleibt und hofft ebenfalls auf seine FC-Chance: Marvin Obuz

Schon waren Spekulationen aufgekommen, dass Obuz erneut den Verein wechseln könnte. Doch da auch sein Vertrag bereits 2025 ausläuft, hätte in dem Fall nur ein Verkauf oder ein Leihe mit einer Vertragsverlängerung beim FC zuvor Sinn ergeben. Interessanten gab es offenbar genug, nach Informationen dieser Zeitung hatten einige niederländische und belgischen Erstligisten und zuletzt auch der 1. FC Nürnberg ihr Interesse an Obuz bekundet. Doch der will sich in Köln behaupten, das hatte er bereits im Juli im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt. Und daran hat sich nichts geändert: „Ich spiele seit der U8 am Geißbockheim. Der FC ist meine Heimat. Ich bin schon überzeugt davon, dass ich mich hier durchsetzen und Stammspieler werden kann.“ So wie Teamkollege und Kumpel Lemperle.