Ein Angreifer ist ins Mannschaftstraining des Zweitligisten zurückgekehrt, ein anderer hat nun ein Handicap.
Start in die TrainingswocheViele Fragezeichen in der Offensive des 1. FC Köln

Der Druck wird größer: Kölns Trainer Gerhard Struber unterlag mit seiner Mannschaft zuletzt 0:1 in Karlsruhe.
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Als für ihn die Trainingseinheit nach rund einer Stunde im prallen Sonnenschein am Geißbockheim beendet war, nahm sich Tim Lemperle die Zeit, um noch Autogramm- und Fotowünsche der Fans des 1. FC Köln zu erfüllen. Dem Angreifer tat es sichtlich gut, am Dienstag zum Start der Trainingswoche wieder mit den Teamkollegen auf dem Platz zu stehen.
Lemperle kehrte wieder ins Mannschaftstraining zurück – allerdings sehr dosiert. Denn der Torjäger arbeitete noch weitgehend individuell mit Athletik-Trainer Tillmann Bockhorst und Reha-Coach Leif Frach. Im Laufe der Woche soll Lemperle allerdings das Pensum steigern und weiter ins Mannschaftstraining integriert werden. Die Hoffnung der Kölner ist, dass für Lemperle am kommenden Samstag (13 Uhr, Sky) im Auswärtsspiel beim Zweitliga-Vorletzten SSV Ulm ein Joker-Einsatz möglich ist. Eine Option für die Startelf dürfte der Stürmer nicht sein, dafür hat er einfach eine zu lange Pause hinter sich.
Zieht man mal seinen Kurzeinsatz samt Rückschlag gegen Elversberg ab, fehlt Lemperle, der in der kommenden Saison ablösefrei zur TSG Hoffenheim wechseln wird, den Kölnern seit seiner Anfang Dezember im Spiel in Regensburg (1:0) erlittenen Oberschenkelverletzung bereits seit drei Monaten. In 16 Punktspielen hatte der 23-Jährige zuvor acht Tore erzielt. Diese Treffer fehlen der Mannschaft von Trainer Gerhard Struber, die in diesem Kalenderjahr die wenigsten Tore aller Zweitliga-Team erzielt hat. Damion Downs konnte in Abwesenheit seines Sturmpartners zwar manchmal in die Bresche springen, aber eben nicht immer. Sechs Tore erzielte Downs in der Liga an der Seite von Lemperle, nach dessen Ausfall kamen drei hinzu.
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1. FC Köln: Downs bekommt nach Handverletzung Schiene verpasst
Doch ob das Duo nun in Ulm die Wiedervereinigung auf dem Platz feiert, das ist fraglich. Denn auch um den 20-Jährigen gibt es jetzt Sorgen, zumindest plagt ihn ein Handicap. Der Stürmer hat sich am Samstagabend bei der 0:1-Niederlage in Karlsruhe an der linken Hand verletzt und konnte am Dienstag nicht im Training mitwirken. Mehr noch: Mit einem Gips an der Hand verließ der Torjäger das Geißbockheim. Sein Einsatz in Ulm ist allerdings nicht ausgeschlossen: Downs soll nun eine Carbonschiene angefertigt werden, mit der er bestenfalls am Mittwoch wieder ins Training einsteigen soll. Wie sehr ihn die Schiene beeinträchtigt, wird sich zeigen.

Nach dem 2:0-Sieg gegen Ulm feierten Damion Downs (l.) und Tim Lemperle mit den FC-Fans. In Ulm könnte Lemperle nun zum Comeback kommen.
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Sollte es für Lemperle und Downs sogar überhaupt nicht zu einem Einsatz reichen, würden sich die Kölner Offensivprobleme noch einmal signifikant vergrößern. Denn Linton Maina hatte sich in der Partie beim KSC eine Sprunggelenksverletzung zugezogen, der schnelle Flügelspieler wird sogar mehrere Wochen ausfallen. Lemperle, Downs und Maina kommen zusammen auf 38 Scorer-Punkte (20 Tore, 18 Torvorlagen). Die Kölner haben in dieser Spielzeit bis dato insgesamt nur 37 Tore in 24 Ligaspielen erzielt, ein Ausfall des Trios wäre ein Schlag ins Kontor.
Es gibt sehr viele Fragezeichen in der Kölner Offensive. Denn die Alternativen sind rar gesät. Der von Sport-Geschäftsführer Christian Keller geholte Stürmer Imad Rondic hat noch nicht gezündet, Steffen Tigges wartet seit Mai 2024 auf ein Tor, Luca Waldschmidt kann nie konstant sein Potenzial abrufen und Mark Uth muss nach seiner ewigen Leidensgeschichte ohnehin erst wieder über Einsätze in der U21 an die Belastung herangeführt werden.
Keller sieht Aufstieg nicht gefährdet, fordert aber neue Strategien
Der 1. FC Köln kann im engen Aufstiegsrennen alles noch zu seinen Gunsten entscheiden, aber eben auch alles verspielen. Im Fall eines weiteren Patzers in Ulm würde die Situation schon brenzlig. Und der Druck auf Struber erneut immens. Denn die direkte Bundesliga-Rückkehr ist für die Kölner in dieser zwar spannenden, von den Namen attraktiven, aber vom Niveau her schwachen Liga Pflicht. „Ich würde das große Ziel nicht gefährdet sehen“, sagte Sportchef Keller, legte aber auch den Finger in die Wunde: „Wir entwickeln in der Rückrunde noch zu wenig Offensivkraft. Wir haben in den letzten drei Spielen nur einen Punkt geholt gegen Gegner, die – bei allem Respekt – nicht die Sterne vom Himmel gespielt haben. Wir müssen jetzt Strategien entwickeln, wie wir wieder stärker auftreten können.“
Das könnte auch als Ansage an Struber interpretiert werden, der erneut etwas ändern und sich zum zweiten Mal in Köln neu erfinden muss. Im Herbst, in der Krise, gelang ihm das. Damals war der FC allerdings defensiv viel zu anfällig, Struber schaffte es mit seinen Maßnahmen (Änderung der Grundordnung von Vierer- auf Dreierkette, Hereinnahme von erfahrenen Spielern), die Mannschaft zu stabilisieren. Nun muss der Österreicher dafür sorgen, dass sie auch wieder offensiv wieder mehr Ideen hat, Durchschlagskraft entwickelt – und dann auch trifft.