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Bayer 04 Leverkusen gegen FC Bayern MünchenWie Xabi Alonso und Thomas Tuchel das Topspiel angehen wollen

Lesezeit 5 Minuten
Bayer-04-Trainer Xabi Alonso und Bayern-Coach Thomas Tuchel im Hinspiel

Bayer-04-Trainer Xabi Alonso und Bayern-Coach Thomas Tuchel im Hinspiel

Am Samstag treffen in Bayer Leverkusen und Bayern München die zwei Schwergewichte der Bundesliga aufeinander.

Schon in der vergangenen Bundesliga-Saison erhielt der FC Bayern München Konkurrenz im Meisterschaftsrennen: Bis zum letzten Spieltag blieb die Entscheidung offen, ob Borussia Dortmund sich zum Meister krönt, oder doch wieder die Bayern. Auf den letzten Metern fehlte dem BVB aber die Coolness, um die Schale am Borsigplatz in die Luft zu heben zu dürfen. Durch ein 2:2-Unentschieden gegen den 1. FSV Mainz 05 und dem gleichzeitigen 2:1-Erfolg der Münchener beim 1. FC Köln feierten die Münchener die elfte Meisterschaft in Folge.

Davies fällt aus, Neuer-Einsatz auf der Kippe

Nur eine Saison später erhalten die Bayern erneut Konkurrenz. Mit Bayer 04 Leverkusen ist ein Team Tabellenführer, das seit 30 Spielen ungeschlagen ist und eine Siegermentalität verkörpert, wie es eigentlich nur die Bayern taten. Vor dem Topspiel am Samstagabend (18.30 Uhr/WOW) ist die Ausgangslage eindeutig: Leverkusen verbucht 52 Punkte auf dem Konto, die Bayern „nur“ zwei weniger. Mit einem Sieg kann der FC Bayern die Tabellenführung übernehmen, mit einer Niederlage würde sich der Abstand auf fünf Punkte vergrößern. Leverkusen hat die einmalige Chance, die Bayern für die restliche Spielzeit unter Druck zu setzen und ein Ausrufezeichen zu setzen.

Auch Bayern-Trainer Thomas Tuchel weiß um die Konsequenzen, die eine Niederlage mit sich trägt: „Bei einem Sieg der Leverkusener wäre mit fünf Punkten schon eine große Kluft zwischen den beiden Vereinen. Aber wir fahren nach Leverkusen, um zu gewinnen.“ Verzichten muss Tuchel dabei auf Linksverteidiger Alphonso Davies, der für das Spiel ausfällt. Auch der Einsatz von Nationaltorwart Manuel Neuer steht auf der Kippe, der erst am Tag vor dem Spiel ins Torwarttraining einstieg: „Bei Manuel müssen wir schauen, er absolvierte heute die erste Trainingseinheit. Wir werden Samstag bis 17 Uhr entscheiden, ob es funktioniert.“

Widerstandsfähigkeit als Erfolgsfaktor

Auf der Gegenseite kann Bayer-Trainer Xabi Alonso auf seinen Kader zählen: „Alle Spieler sind fit und gesund, außer Exequiel Palacios. Er braucht noch etwas Zeit und wir wollen nichts überstürzen.“ Um die Bayern zu schlagen, gilt es nicht nur eine perfekte Leistung zu zeigen, sondern auch Mentalität zu beweisen: „Es wird wichtig sein, dass wir den Glauben an uns selbst haben. Wir müssen ein Kollektiv sein. Wenn sie den Sieg wollen, musst du es noch mehr wollen“, erklärt der Baske. Eben jene angesprochene Mentalität zeigte Leverkusen in den letzten Spielen, als Last-Minute-Tore die Partien zugunsten der Werkself entschieden.

Wir müssen diese Mentalität erneut zeigen und als Kollektiv zusammen auftreten: Nicht nur mit individueller Klasse, sondern als Einheit.
Xabi Alonso, Trainer von Bayer Leverkusen

Auch sein Gegenüber Tuchel weiß um die Widerstandsfähigkeit der Leverkusener und adelt die Rheinländer vor dem Spiel: „Es gab einige Last-Minute-Treffer. Die Serie ist außergewöhnlich, sie machen es überragend gut. Aber wir haben nur zwei Punkte Rückstand.“ Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel ordnete der Schwabe die Schlüsselfaktoren ein, um Leverkusen das Spiel schwer zu machen: „Die Schlüsselspieler wie Granit Xhaka, Jeremie Frimpong, Florian Wirtz oder Alejandro Grimaldo sind wichtig. Wir müssen hoch und eng zusammen attackieren, sie nicht ins Spiel kommen lassen.“ Die Münchener wären dabei nicht die erste Mannschaft, die im Eins gegen Eins presst.

Auch der VfB Stuttgart zeigte eine ähnliche Herangehensweise, am Ende jedoch ohne Erfolg. Dennoch weiß der Bayern-Trainer um die individuelle Klasse seiner Mannschaft, beugt sich seinen eigenen Erwartungen: „Wir haben die individuellen Spieler, mit denen wir Leverkusen schlagen können. Wir werden unseren Spielansatz nicht verändern, wir wollen es besser machen wie in den vergangenen Spielen.“ Auch die Tatsache, dass viele der Fußballfans den Leverkusenern die Daumen drücken, stört ihn nicht: „Wir spielen gegen viele neutrale Fans, gegen den Wunsch nach Veränderung in der Bundesliga. Aber wir wollen die Karten offen auf den Tisch legen und den Spieß umdrehen. Wir wollen ein Statement setzen.“

Wir spielen gegen den Wunsch nach Veränderung in der Bundesliga. Aber wir wollen den Spieß umdrehen.
Thomas Tuchel, Trainer des FC Bayern München

Beiden Teams dürfte bekannt sein, wie der jeweils andere auftreten wird. Der Plan von Tuchel ist absehbar: Die Schlüsselspieler der Werkself nicht ins Spiel finden lassen und hohes Pressing ausüben, damit die Leverkusener nicht die übliche Dominanz aufweisen. Doch der Champions-League-Sieger weiß auch, dass Pressing nicht das Allerheilmittel sein wird: „Es wird schwer, Leverkusen kann sich mit ganz wenigen Ballkontakten befreien, sie schaffen dann Räume und überladen die Seiten“.

Schlüsselspieler auf beiden Seiten sollen gestoppt werden

Besonders Mittelfeldspieler Granit Xhaka präsentiert sich als Taktgeber im Mittelfeld der Leverkusener. Bayer-04-Trainer Alonso schätzt den Schweizer daher sehr: „Granit ist in Topform. Physisch und mental. Sein Spielverständnis ist top. Er kommuniziert mit den Spielern, lenkt das Spiel und hat viel Einfluss. Das Team vertraut ihm.“ Für die Defensive der Leverkusener kommt derweil eine echte Mammutsaufgabe zu. Mit Top-Torschütze Harry Kane, 24 Tore in 20 Spielen, kommt einer der besten Stürmer Europas in die Bay-Arena. Um nicht nur ihn, sondern auch einen Leroy Sane oder Jamal Musiala zu stoppen, schwört der Spanier auf Kampf und der Arbeit als Team: „Kane ist ein Topstürmer, aber auch alle andere Stürmer der Bayern sind die Besten in ganz Europa. Wir müssen als Mannschaft dagegenhalten, eine gute Balance finden und aggressiv sein.“

Es wäre nicht das erste Mal, dass die Leverkusener eine überragende Saison spielen und ausgerechnet gegen die Bayern federn lassen, aber 30 ungeschlagene Spiele zeugen von einer Konstanz, die es selten unter dem Bayerkreuz gegeben hatte. Zudem sind die Bayern besiegbar, wie es Bremen (1:0) oder Frankfurt (5:1) zeigten. Mit einem Sieg, egal auf welcher Seite, ist zwar noch keine Meisterschaft gewonnen, dafür kann noch zu viel in den übrigen Spieltagen passieren, aber eine Tendenz würde sich erkennbar machen. Wie beide Mannschaften mit einem jeweiligen Rückschlag im Topspiel umgehen können, wird entscheidend dafür sein, wer am Ende die Schale in den Händen halten darf. Auch bei einem Unentschieden bleibt der Meisterschaftskampf weiterhin offen.