Florian Wirtz gilt als einer der vielversprechendsten Fußballer der Welt. Seine Entwicklung in 2024 öffnet dem 21-Jährigen die Türen zu den größten Klubs
Auf dem Weg zum WeltstarWie wichtig 2024 für die Karriere von Florian Wirtz war
Das nehme mittlerweile schon ein wenig Überhand, flüstert ein Angestellter von Bayer Leverkusen, als der vierte oder fünfte Profi des SC Freiburg die Kabine des Meisters betritt, um dort nach einem Trikottausch zu fragen. Adressat dieser Bitte ist immer nur einer: ein 21-Jähriger mit dem Namen Florian Wirtz.
Selbst Freiburgs Trainer Julian Schuster, der gerade mit seinem Klub von Wirtz und seinen Kollegen mit 5:1 vom Rasen geschossen wurde, betont: „Wenn ich zehn Jahre alt wäre, ich würde mir sofort ein Trikot von ihm kaufen.“ Spätestens nach dem Jahr 2024 sind sich alle Fußballkenner einig: Der Mann mit der Nummer zehn beim deutschen Doublesieger ist unaufhaltsam auf dem Weg zum Weltstar.
Vor knapp zwei Jahren, im Januar 2023, wurde der damals 19-Jährige im ersten Spiel nach der Winterpause bei Borussia Mönchengladbach eingewechselt. Zuvor war der gebürtige Pulheimer mehr als ein halbes Jahr mit einem Kreuzbandriss ausgefallen. Es war eine Befreiung für den Spieler, sein Umfeld und alle bei Bayer 04. Befreit aufspielen konnte er zu dieser Zeit aber noch nicht. Man merkte Wirtz in den kommenden Wochen und Monaten an, dass es Zeit brauchen würde, bis er wieder in Topform ist.
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62 von 64 möglichen Pflichtspielen
Auch wenn er in 25 Pflichtspielen vier Tore und sieben Assists beisteuerte, wirkte es, als wäre die innere Handbremse in dieser Saison mitunter noch angezogen – verständlicherweise nach dieser schweren Verletzung. Sie löste sich aber allmählich – vor allem nach der Sommerpause 2023.
Seither geht die Entwicklungskurve steil nach oben. Besonders das Jahr 2024 dürfte auch in späteren Betrachtungen als eines der wichtigsten in seinem sportlichen Werdegang gewertet werden. Allein die schiere Anzahl an Pflichtspielen, die Wirtz absolvierte, untermauert seinen noch einmal gestiegenen Wert im Klub und der Nationalmannschaft. Von 64 möglichen Pflichtspielen für Bayer 04 und die DFB-Elf bestritt er 62, musste nur zwei Mal wegen eines Pferdekusses aussetzen. 48 Mal stand er in der Startelf, 46 Scorerpunkte steuerte er in Liga, Pokal, Europa League, EM und Champions League bei.
Fast noch beeindruckender als seine unnachahmliche Leichtfüßigkeit, mit der er seine Arbeit erledigt, ist das Engagement, das er dabei an den Tag legt. Wirtz führt die Bundesliga-Statistiken derzeit nicht nur in der Kategorie Torvorlagen an, sondern auch bei gewonnenen Zweikämpfen. Bei Sprints und intensiven Läufen ist er jeweils unter den Top drei zu finden. Talent und technische Fertigkeiten sind das eine, sein Arbeitsethos und seine mentale Stärke das andere. Hinzu kommt sein besonnen agierendes und Wohlgefühl vermittelndes persönliches Umfeld. Und ein Klub mit einem Trainer, Xabi Alonso, der ihn fördert und fordert.
Dieses Paket macht aus Wirtz einen der – wenn nicht sogar den – begehrtesten Jungstar der Fußballwelt. Dass Wirtz 2024 erstmals an einer EM teilnahm, erstmals große Titel mit Meisterschaft und Pokal gewann und erstmals Champions League spielte, erweitert sein Portfolio um wichtige Erfahrungswerte – und das im Alter von 21 Jahren. Im März hatte Vater und Berater Hans Wirtz dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt: „Florian hat Vertrag bis 2027 in Leverkusen. Das wird auch grob die Zeitspanne sein, die er noch in Leverkusen verbringen wird. Was dann wann passiert, darauf gibt es keine Antwort. Man sollte die nächsten beiden Jahre abwarten, dann werden wir sehen, wohin der Weg führt.“
Mit seinen unwiderstehlichen Auftritten weckt Wirtz allerdings immer mehr Begehrlichkeiten. Bayer 04 will seinen wertvollsten Spieler gerne halten, aber auch den Vertrag verlängern. Sollte es dazu nicht kommen, würde Leverkusen wohl schon gerne im kommenden Sommer rund 150 Millionen Euro mit einem Transfer verdienen wollen. Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Bayer 04, sagte kurz vor Weihnachten: „Ohne Verlängerung wird ein Verbleib schwierig – so ehrlich muss man sein. Es ist nicht unmöglich, aber das ist nicht unsere Wunschvorstellung.“
So oder so scheint die Karriere des ehemaligen FC-Jugendspielers vorgezeichnet: FC Bayern, FC Liverpool, Manchester City, Real Madrid oder FC Barcelona. Alle Weltklubs haben den Jungen aus dem Rhein-Erft-Kreis auf ihrem Zettel. Dann werden die gegnerischen Spieler in einer dieser Kabinen um einen Tausch gegen ein Trikot mit dem Aufdruck Wirtz bitten müssen.