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Topspiel gegen RB LeipzigBayer 04 sucht den Flow und die Leichtigkeit

Lesezeit 5 Minuten
Jubel in Gladbach: Alejandro Grimaldo (v.l.), Florian Wirtz und Jonas Hofmann.

Jubel in Gladbach: Alejandro Grimaldo (v.l.), Florian Wirtz und Jonas Hofmann.

Bayer 04 Leverkusen trifft im Topspiel auf RB Leipzig, mit veränderten Voraussetzungen im Vergleich zur historischen Saison ohne Niederlage.

Vor einem Jahr startete Bayer 04 Leverkusen perfekt in eine Saison, die mit dem Gewinn der Meisterschaft ohne eine einzige Niederlage historisch endete. Die ersten zwei Hürden auf dem Weg lauteten damals Leipzig in der Bay-Arena und Mönchengladbach im Borussia-Park. Sie wurden mit 3:2 und 3:0 erfolgreich genommen. Den Spielplangestaltern und ihrem Computer fehlte es in der Sommerpause allem Anschein nach ein wenig an Fantasie – deshalb startet die Werkself in dieser Saison erneut gegen diese beiden Gegner, nur in umgekehrter Reihenfolge. Wieder gab es ein 3:2 zum Auftakt – diesmal im Borussia-Park. Am Samstagabend kommt es nun zum Topspiel in der Bay-Arena (18.30 Uhr/Sky) gegen Leipzig.

Die Lage rund um die Leverkusener ist allerdings eine gänzlich andere als im Sommer 2023. Die Ansprüche sind gestiegen, die Leichtigkeit verflogen. Für Bayer 04 geht es gegen einen der Titel-Konkurrenten deshalb um mehr als nur drei Punkte. Besonders der dürftige Auftritt im Erstrundenpokalspiel bei Viertligist Carl Zeiss Jena (1:0) am Mittwoch warf Fragen auf. Robert Andrich beklagte fehlende Seriosität, Jonas Hofmann sprach von einem „Warnschuss“. Auch nach dem letztlich etwas glücklichen 3:2-Auftaktsieg in Gladbach sprachen die Spieler davon, dass noch reichlich Luft nach oben sei.

„Es ist kein Warnschuss für mich. Wir wissen, dass wir uns noch verbessern können“, sieht Trainer Xabi Alonso die Sachlage etwas anders. „Wir haben noch nicht unser Top-Niveau erreicht. Wir müssen weiterarbeiten, um das zu erreichen. Das ist unser Ziel, wenn wir dieses Niveau erreichen, spielen wir besser, haben ein gutes Gefühl. Wir hatten zwar schon in der Vergangenheit mal Probleme während des Spiels, aber normalerweise kontrollieren wir das Spiel besser. Das ist unser Ziel, aber es ist ein Prozess.“

Ganz natürlicher Spannungsabfall

Zu Beginn der Meistersaison war bereits nach dem Ende der Vorbereitung mit dem 4:0 im letzten Testspiel gegen West Ham United, gefolgt von den Duellen mit Gladbach und Leipzig, eine Euphorie rund um den Klub entstanden. In dieser Gemengelage festigte sich das Gebilde einer homogenen Mannschaft, die immer mehr ins Rollen kam, die Spiele mit Sicherheit und auch einer gewissen Leichtigkeit kontrollierte. Die ersten Minuten der neuen Spielzeit sehen hingegen viel mehr nach Arbeit aus, was aufgrund der Vergangenheit auch erklärbar erscheint. Sowohl körperlich als auch mental war die Doublesaison ein Kraftakt. Das Erreichen dieses Ziels führt zu einem ganz natürlichen Spannungsabfall – so sehr der Klub auch versucht, dem entgegenzusteuern.

Hinzu kam die zusätzliche Belastung von elf Spielern, die zum Teil nur drei Wochen Urlaub hatten, weil sie mit ihren Nationalmannschaft noch bei der Euro und der Copa America auf dem Rasen standen. „Fußball ist keine Mathematik“, sagt Alonso. „Ich weiß nicht, wie lange wir brauchen werden, um das höchste Niveau zu erreichen. Es ist ein Prozess. Wir wollen es so schnell wie möglich erreichen. Morgen haben wir eine super Chance. Das ist das, was wir wollen. Wir sind gut vorbereitet, haben ein gutes Gefühl. Gute Spiele sind die beste Chance, um schnell das beste Niveau wiederzufinden. Wir brauchen einen Flow in unserem Spiel. Das ist sehr wichtig für uns, den müssen wir fühlen.“

Personell wird der Coach im Vergleich zum Pokalspiel in Jena auf einigen Positionen rotieren, die Torhüterposition gehört aber nicht dazu. Lukas Hradecky (Magenprobleme) hat noch nicht trainieren können, deshalb wird Matej Kovar im Kasten stehen, das verriet Alonso bereits. Bei den Feldspielern werden Alejandro Grimaldo, Granit Xhaka, Florian Wirtz, Jeremie Frimpong und Victor Boniface wieder in der Startelf erwartet. Zugang Nordi Mukiele, der in dieser Woche von Paris St. Germain für eine Saison ausgeliehen wurde, wird gegen seinen Ex-Klub aus Leipzig zumindest im Kader stehen. Die Startelf kommt für den Innenverteidiger aber wohl noch zu früh. „Er kommt mit viel Hunger, will es genießen, mit unserer Mannschaft Spaß zu haben. Der Transfer war eine gute Möglichkeit für ihn – und für uns auch“, sagt Alonso.

Die Leipziger wollen die leichten Anlaufschwierigkeiten bei Bayer 04 nicht zu hoch hängen, drängen vielmehr darauf, als Außenseiter in diesem Topspiel wahrgenommen zu werden. „Ich gehe davon aus, dass da sechs bis sieben andere Spieler auf dem Platz stehen werden. Grundsätzlich ist es so, dass Pokal speziell ist. Trotzdem wissen wir, was auf uns zukommt. Das wird eine gute Mannschaft, die da auf uns wartet“, sagte RB-Trainer Marco Rose, den Alonso sehr schätzt. Rose glaubt, dass Leverkusen erneut in der Lage ist, eine ähnlich erfolgreiche Saison zu spielen. „Man soll niemals nie sagen“, betonte er. „Sie haben sich nochmal verstärkt und Qualität dazugeholt. Sie sind eine tolle Mannschaft. Ich glaube, dass mit Leverkusen dieses Jahr auf jeden Fall wieder zu rechnen sein wird.“ Den Glauben daran wollen sie sich in Leverkusen noch erarbeiten, beginnend mit einem guten Spiel und drei Punkten gegen Leipzig.

Bayer 04: Kovar – Tapsoba, Tah, Hincapie – Frimpong, Xhaka, Garcia, Grimaldo – Wirtz, Adli – Boniface. Leipzig: Gulacsi – Henrichs, Klostermann, Lukeba, Raum – Seiwald, Kampl – Haidara, Xavi – Openda, Sesko.