Der Co-Trainer der deutschen Hockey-Nationalmannschaft über die Olympia-Ziele in Paris und die Entwicklung des Spiels.
Kölns Ex-Coach Pasha Gademan„Überragende Einzelkönner garantieren keinen Erfolg mehr“
Pasha Gademan (36) fiebert den Olympischen Spielen in Paris entgegen. Nach seinem Abschied im Sommer vom Hockey-Bundesligisten Rot-Weiss Köln hat er den Lebensmittelpunkt wieder komplett nach Amsterdam verlegt, um von dort aus seinen Job als Co-Trainer der deutschen Herren-Nationalmannschaft zu koordinieren. Einen Job, den er vom 1. September an hauptamtlich ausüben wird. Vor dem Olympia-Start am Samstag hat Tim Miebach mit dem Niederländer gesprochen.
Herr Gademan, als Chefcoach Kanadas erlebten Sie 2021 Ihre ersten Sommerspiele an der Seite von Co-Trainer André Henning. Drei Jahre später steht das nächste gemeinsame Olympia-Abenteuer an, wenn auch in umgekehrter Konstellation und mit der deutschen Auswahl. Ist die Vorfreude so groß wie beim ersten Mal?
Pasha Gademan: Noch größer, würde ich sagen. Tokio war eine unglaubliche Erfahrung, aber in Paris werde ich quasi meine ersten richtigen Olympischen Spiele erleben. Ohne Corona-Schutzmaske, ohne Isolation und ohne leere Tribünen.
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Am Samstag werden 15 000 Zuschauer im Yves-Du-Manoir-Stadion dabei sein, wenn Ihre Mannschaft auf Gastgeber Frankreich trifft. Ein dankbarer oder undankbarer Auftakt?
Weder noch. Ein Auftaktspiel ist immer speziell und Frankreich kann jeden Gegner ärgern, aber entscheidend ist: Wenn wir unsere Leistung zeigen, werden wir uns durchsetzen. Wir wollen mit einem Sieg in unsere Mission starten.
In welche Mission konkret?
Wir sind nach Paris gekommen, um Olympiasieger zu werden. Aber der Weg ist weit, denn die Weltspitze ist so eng beisammen wie lange nicht mehr.
Der Hunger dürfte groß sein, nachdem die deutschen Hockeyspieler in Tokio erstmals seit 2000 eine Medaille verpasst haben. In der Gruppe treffen Sie als amtierender Weltmeister auf Frankreich, Spanien, Südafrika, Holland und Großbritannien. Letztere beiden Nationen zählen zum engeren Favoritenkreis – wer noch?
Auch Australien und Belgien haben absolut das Zeug zum Titel. Hinzu kommen Geheimfavoriten wie Indien, Spanien oder Argentinien. Trotz starker Konkurrenz wollen wir den Coup von 2008 und 2012 wiederholen.
Mit Jean Danneberg, Johannes Große, Thies Prinz, Christopher Rühr sowie Tom und Mats Grambusch stehen sechs Spieler im DHB-Aufgebot, die in der Vorsaison für RW Köln aufliefen. Können sie den Unterschied machen?
Jeder Einzelne hat eine zentrale Rolle, egal ob Jean als unsere Nummer eins oder Mats als Kapitän. Aber um wirklich erfolgreich zu sein, brauchen wir alle 19 Spieler. Der Hockeysport ist so schnell, dynamisch und anspruchsvoll geworden, dass überragende Einzelkönner keinen Erfolg mehr garantieren.
Zu dieser Kategorie zählt zweifellos Torjäger Rühr. Nach seinem Kreuzbandriss im Januar verzichtete er auf eine OP, um seinen Traum von Paris nicht automatisch zu begraben. Gut vier Monate später feierte er tatsächlich sein Comeback. Ist er bereit für seine dritte Olympia-Teilnahme?
Ansonsten wäre Chrissi nicht hier. Es ist beeindruckend, wie er sich in kürzester Zeit auf den Platz zurückgekämpft hat. Und noch beeindruckender, in welche Verfassung er sich gebracht hat. Er ist fitter denn je.
Wie oft denken Sie noch an die titellose Vorsaison mit RW Köln zurück?
Auch wenn es vier überragende Jahre in Köln waren: Eine kleine Narbe bleibt zurück. Aber so ist Sport nun mal: Ein perfekter Abschied ist nicht planbar, ebenso wenig wie eine Olympia-Goldmedaille.