Die 25-Jährige spricht im Interview über ihre persönliche Entwicklung und die starke Hinrunde der Fußballerinnen.
Kristin Kögel„Eine Teilnahme mit Bayer 04 Leverkusen an der Champions League wäre ein Traum“
Frau Kögel, zum Abschluss der Hinrunde hat Ihre Leverkusener Mannschaft den siebenmaligen Deutschen Meister VfL Wolfsburg geschlagen und kurzzeitig die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga übernommen. Was war schöner?
Das eine bedingte ja das andere. Es war uns klar, dass wir mit einem Dreier gegen Wolfsburg die Spitze übernehmen würden. Entscheidend war aber der Sieg gegen Wolfsburg. Das war ein megacooles Gefühl. Das Spiel hat gezeigt, zu was wir in dieser Saison in der Lage sind. Der Sieg war das Ergebnis der Intensität, die wir auf den Platz bringen.
Was macht Ihr Team so stark?
Es ist die Spielweise, die wir uns erarbeitet haben. Wir sind in der Lage, nicht nur eine Halbzeit, sondern 90 Minuten voller Intensität zu spielen. So können wir selbst Topgegner mit Pressing unter Druck setzen und vor Probleme stellen. Ein weiteres Plus ist unser starkes Kollektiv, wir haben einen sehr guten Zusammenhalt. Das spiegelt sich auf dem Platz wider. Dann kommt natürlich auch noch der Flow dazu, den die guten Ergebnisse mit sich bringen. Wir haben ein großes Selbstvertrauen und Selbstverständnis entwickelt. Das pusht zusätzlich. Gegen Wolfsburg sind wir mit dem Ziel ins Spiel gegangen, einen Dreier mitzunehmen und nicht einen Punkt zu holen. Das war unser Ansatz und das hat sich ausgezahlt.
Was macht der im Sommer gekommene Bayer-Trainer Roberto Pätzold anders als seine Vorgänger?
Unterschiede sind immer da. Er ist ein lauter, emotionaler und kommunikativer Trainer und immer mit 120 Prozent und voller Leidenschaft dabei. Das strahlt auf das Team aus. Er ist zudem ein sehr strukturierter Coach, in dessen Arbeiten ein klarer roter Faden ersichtlich ist.
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Ihre Form wurde zuletzt von vielen Beobachtern gelobt. Befinden Sie sich in der besten Verfassung Ihrer Karriere?
Ja, das würde ich so sagen. Mein Ziel ist es, Jahr für Jahr eine Schippe draufzulegen und mich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Das ist mir gelungen. Außerdem profitiere ich von meiner wachsenden Erfahrung. Ich erhalte immer mehr Verantwortung. Diese Rolle fülle ich gerne aus. Denn ich sehe mich als Führungsspielerin.
In der Liga haben Sie bereits vier Treffer erzielt, mehr als zum vergleichbaren Zeitpunkt in den Vorjahren. Ist das pures Spielglück?
Nein, das ist definitiv kein Zufall. Ich spiele auf der Zehner- oder Achterposition, da ist es wichtig, Scorerpunkte zu sammeln und diesem Ziel gilt auch meine Aufmerksamkeit. Ich arbeite am Torabschluss und daran, im letzten Drittel die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch das ist ein Schritt, den ich Jahr für Jahr machen will.
Sie haben unlängst die neue deutsche U-23-Nationalmannschaft als Kapitänin aufs Feld geführt. Wann sieht man Sie erstmals im A-Nationalteam?
Ich habe mich tatsächlich in der U-23-Mannschaft gut eingefunden, obwohl ich dort auf der ungewohnten Linksverteidiger-Position gespielt habe. Ich denke, ich konnte zeigen, welche Qualitäten ich habe. Und klar ist es ein Traum, mal das A-Nationalmannschaftstrikot zu tragen. Aber ich schaue nur auf die Aufgaben, die ich aktuell zu erledigen habe. Ich versuche, Gas zu geben. Alles andere kommt dann von allein.
Die DFB-Auswahl ist auch eine Bühne, um noch bekannter und interessanter für die großen Vereine zu werden.
Das stimmt sicherlich. Wenn die Leistungen stimmen, klopfen auch größere Klubs an. So ist das Geschäft. Aktuell verschwende ich daran aber keine Gedanken. Wir befinden uns mitten in der Saison, ich habe noch bis 2026 einen Vertrag in Leverkusen. Das zählt.
Was ist denn in dieser Spielzeit mit Bayer 04 möglich?
Wir konnten definitiv bereits zeigen, was möglich ist. Wir wollen weiter im oberen Drittel mitspielen. Entscheidend ist das Thema Konstanz. Wir müssen dranbleiben, die Leistungen bestätigen und dürfen uns nicht mit dem Erreichten zufriedengeben. Eine Teilnahme an der Champions League mit Leverkusen wäre natürlich ein Traum.
Nun steht erstmals die Winterpause an. Worauf freuen Sie ich am meisten?
Einfach Zeit mit der Familie und den Liebsten in meiner Heimat Neu-Ulm verbringen zu können. Die Hinrunde hat Kraft gekostet. Jetzt gilt es, Energie zu tanken, sich zu erholen und es sich gutgehen zu lassen.
Zur Person
Kristin Kögel (25) wuchs im bayerischen Neu-Ulm auf. Vom heimischen TSV Neu-Ulm fand sie über den SV Alberweiler und den VfL Sindelfingen, wo sie als 16-Jährige in der 2. Bundesliga debütierte, 2017 zum FC Bayern München. Dort spielte sie vorwiegend in der Reserve. Im September 2019 lief sie erstmals in der Ersten Liga auf. Im folgenden Sommer wechselte sie zu Bayer 04 Leverkusen, wo sie zur Stammspielerin avancierte. Vor wenigen Wochen führte Kögel erstmals die neue deutsche U-23-Nationalmannschaft als Kapitänin aufs Feld. (wok)