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LeseclubsWo Lesemuffel zu Bücherwürmern werden

Lesezeit 3 Minuten

Die Kölner Leseclubs haben prominente Unterstützer: Auch Hendrik Wüst und Henning Krautmacher machen sich für die Leseförderung stark. Und „wir helfen“.

Jedes vierte Kind kann hierzulande nach vier Grundschuljahren nicht richtig lesen. Daraus entstehen individuelle und gesellschaftliche Probleme: Wer nicht gut lesen kann, wird auch keine Ausbildung erfolgreich abschließen und ist anfälliger für Fake-News. Dieses Ergebnis der jüngsten IGLU-Studie erschüttert — und unterstreicht die Notwendigkeit von Projekten wie die „Leseclubs“. Leseclubs sind gemütlich eingerichtete Räume in Schulen, in denen Schülerinnen und Schüler am Nachmittag in Büchern schmökern, neue Medien unter pädagogischer Anleitung nutzen, Hörspiele produzieren und sich über Gelesenes austauschen können.

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Hier fand ein Mädchen, das sich zu Hause zum konzentrierten Lernen in die leere Badewanne zurückziehen muss – erstmals Ruhe und einen gemütlichen Ort zum Schmökern. Hier erfahren Kinder, die im Elternhaus für Stunden mit PC-Spielen ruhiggestellt werden – dass auch Bücher in andere Welten versetzen können. Jugendliche, die noch nie in ihrem Privatleben ein Buch in der Hand hielten, werden dank des Leseclubs in die Jury zum Deutschen Jugendliteraturpreis berufen.

Rund 110 Leseclubs an Kölner Schulen und in der Region

Rund 110 dieser Leseclubs hat der gemeinnützige Verein „Run and Ride for Reading“ in Kölner Schulen und in der Region eingerichtet. „Unser Ziel ist es, die Lern- und Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen vor allem an Schulen in sozialen Brennpunkten zu fördern“, sagt Vereinsgründer und Geschäftsführer Oliver Gritz.

Ich bin das, was ich bin, auch weil Lesen für mich eine wichtige Geschichte war. Unsere Aufgabe als Erwachsene ist und bleibt es, Kindern vorzulesen, sie zu motivieren und nicht mit ihren Smartphones alleinzulassen
Hennig Krautmacher, Ex-Höhner-Frontmann

Für die Einrichtung, je 5000 Euro, und den Betrieb, weitere 1000 Euro pro Jahr, der Leseclubs sammeln der Unternehmer und sein Team Spenden – von Beginn an auch von „wir helfen“. Und sie veranstalten Benefiz-Sportevents wie Rennrad-Spendentouren durch Europa und den beliebten „Kölner Leselauf“.

Ein starkes Bündnis für die Leseförderung: Henning Krautmacher, Hedwig Neven DuMont und „Run and Ride for Reading“-Gründer Oliver

Ein starkes Bündnis für die Leseförderung: Henning Krautmacher, Hedwig Neven DuMont und „Run and Ride for Reading“-Gründer Oliver Gritz (2.von rechts) im Kölner Stadion.

Kölner Leselauf: Radeln und Rennen für die Leseförderung

Der ist übrigens Henning Krautmacher zu verdanken. Gritz: „Als wir den damaligen Höhner-Frontmann als Botschafter und Vorstandsmitglied gewinnen konnten, machte er schnell klar, dass er nicht Radfahren möchte. Also stellten wir den Kölner Leselauf auf die Beine, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beides können: Laufen und Radfahren.“ Die Startgelder fließen zu 100 Prozent in die Finanzierung der Leseclubs.

Laut einer Studie der Stiftung Lesen wachsen mehr als 30 Prozent der Kinder in Deutschland ohne (Vor-)Lesen auf. Ob es diese ernüchternde Zahl war, die viele Prominente, darunter auch Ministerpräsident Hendrik Wüst, dazu veranlasste, sich für die Leseclubs starkzumachen? Während eines Besuchs eines Leseclubs an der Kölner Adolf-Kolping-Schule jedenfalls warb er für Spenden: „Lesen verbindet und stärkt das Selbstbewusstsein, damit ist Lesen eine Schlüsselkompetenz fürs Leben.

Lesen verbindet und stärkt das Selbstbewusstsein, damit ist Lesen eine Schlüsselkompetenz fürs Leben. Alle Initiativen, die, wie die Leseclubs, junge Menschen ans Lesen heranführen, sind ganz besonders wichtig
Hendrik Wüst, Ministerpräsident NRW

Alle Initiativen, die, wie die Leseclubs, junge Menschen ans Lesen heranführen, sind ganz besonders wichtig. Doch sie kosten Geld. Deshalb ist meine ganz herzliche Bitte: Unterstützen sie die Leseclubs!“

Ministerpräsident Hendrik Wüst und Annette Frier zu Besuch im Kölner Leseclub in der Kölner Adolf-Kolping-Schule.

Ministerpräsident Hendrik Wüst und Annette Frier zu Besuch im Kölner Leseclub in der Kölner Adolf-Kolping-Schule.

Bleibt die Frage, warum sich Krautmacher seit Jahren für die Leseclubs engagiert: „Ich bin das, was ich bin, auch weil Lesen für mich eine wichtige Geschichte war. Unsere Aufgabe als Erwachsene ist und bleibt es, Kindern vorzulesen, sie zu motivieren und nicht mit ihren Smartphones allein zu lassen.“


Vier weitere Projekte, die eng mit der Geschichte von „wir helfen“ verwoben sind


Das Vereinslogo von „wir helfen“

25 Jahre „wir helfen“

  1. Im Spätherbst 1998 haben Alfred und Hedwig Neven DuMont beschlossen, die Aktion „wir helfen“ für Kinder und Jugendliche in Not auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen und in einen Verein umzuwandeln.
  2. Pro Jahr unterstützt „wir helfen“ seitdem – dank der vielen Spenden der Leserinnen und Leser dieser Zeitung – bis zu 130 Projekte, Initiativen und Aktionen für notleidende Kinder und Jugendliche in Köln und der Region.
  3. Stellvertretend für sie alle, stellen wir im Jubiläumsjahr fünf Einrichtungen vor - auch mit einem je fünfminütigen Video. Wir haben diese fünf Projekte ausgewählt, weil deren Geschichte von Beginn an mit der von „wir helfen“ verwoben ist; da unser Verein die Startfinanzierung übernommen, das Gebäude errichtet hat oder/und es diese Projekte ohne „wir helfen“ nicht gäbe.