- Die Gesundheitswirkungen von Ultra-Feinstaub sind nur unzureichend erforscht – das soll sich ändern.
- Die Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn hält den Airport für gefährdet und sieht dringenden Handlungsbedarf, um die Flughafenanwohner vor Gesundheitsschäden zu schützen.
- Der Kölner Flughafen lehnt eigene Untersuchungen aber bislang ab. Die Hintergründe.
Köln – Noch rund um Silvester und das umstrittene Feuerwerk war das Thema Feinstaub in aller Munde. Jetzt regt sich Unruhe unter den Anwohnern der NRW-Flughäfen. Der Grund ist eine spezielle Art von Feinstaub, deren Gesundheitswirkungen bis heute nur unzureichend erforscht sind. Gemeint sind die so genannten Ultra-Feinstäube (UFP).
Dass der Luftverkehr einen gravierenden Anteil an der Entstehung von UFP hat, belegen Untersuchungen an Großflughäfen in Zürich, Los Angeles, Amsterdam, London und letztendlich auch in Deutschland, genauer in Frankfurt, seit dem Jahr 2015 gemessen durch das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie zusammen mit dem Umweltbundesamt.
NRW ist spät aufmerksam geworden
In Nordrhein-Westfalen wurde man erst spät auf mögliche Belastungen für die Gesundheit aufmerksam. Seit 2019 wird in dem bevölkerungsreichsten Bundesland die Entwicklung der Ultra-Feinstaub-Emissionen von Flughäfen wissenschaftlich untersucht, allerdings nur an einem der sieben Verkehrsflughäfen des Landes, in Düsseldorf. Das Ergebnis: Der Düsseldorfer Flughafen stößt viel Ultrafeinstaub aus. Das zeigt eine Studie der Hochschule Düsseldorf, die im Auftrag des NRW-Umweltministeriums erstellt wurde.
Die Untersuchung mit dem Titel „Ultrafeine Partikel im Umfeld des Düsseldorfer Flughafens“ wurde von Professor Konradin Weber und seinem Team vom Labor für Umweltmesstechnik der Hochschule Düsseldorf durchgeführt. Darin kommen die Wissenschaftler nach umfangreichen Messungen zu dem Ergebnis, dass vom Flughafen beziehungsweise den dort startenden und landenden Flugzeugen ultrafeine Partikel emittiert werden, maximal wurden 400.000 Partikel pro Kubikzentimeter Luft festgestellt. Diese Teilchen könnten je nach Windrichtung auch in angrenzende Wohnbereiche getragen werden, wo es dann „zu räumlich erhöhter Konzentration an Partikeln kommen kann“, wie es im Fazit der Studie heißt.
Die Höhe der Konzentrationen hänge auch von der Anzahl der Flugbewegungen ab, bei startenden Flugzeugen würden mehr Partikel freigesetzt. Neben dem Luftverkehr, der innerhalb des Flughafenbereichs den größten Anteil der Emissionen ausmache, gebe es auch zusätzliche Quellen, etwa Logistikverkehr auf dem Gelände sowie Straßenverkehr außerhalb.
Lärmschutzgemeinschaft fordert Untersuchungen
Nun fordert auch die Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn solche Untersuchungen. „Wissenschaftliche Messungen müssen zügig auch für Köln/Bonn angestrebt werden, denn immerhin werden bei entsprechenden Windverhältnissen und hohem Betriebsaufkommen in einem relativ schmalen, von Niehl bis Rath-Heumar reichenden Korridor innerhalb von 24 Stunden mehr als 200 Landungen abgewickelt, das gilt für Hennef – Siegburg – Lohmar-Süd im Südosten des Flughafens entsprechend“, sagt Wolfgang Hoffmann von der Lärmschutzgemeinschaft.
„Gerade bei Landungen, das haben die am Frankfurter Flughafen durchgeführten Messungen bestätigt, steigt die Menge von Ultrafeinstaub am Boden nachweisbar bei jedem Überflug erheblich an. Dabei spielen die vom Flugzeug erzeugten Wirbelschleppen eine wesentliche Rolle, indem sie die aus den Turbinen kommenden winzigen Schwebeteilchen nach unten transportieren“, sagt Hoffmann. Daher bestehe dringender Handlungsbedarf, um die Flughafenanwohner vor Gesundheitsschäden durch diese Feinstäube zu schützen.
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Beim Flughafen steht man den Forderungen ablehnend gegenüber und verweist auf Düsseldorf. „Untersuchungen an Flughäfen haben Hinweise darauf ergeben, dass der Flugverkehr die Konzentration von UFP beeinflusst. Auch an stark befahrenen Straßen gibt es eine hohe Konzentration von UFP. Es gibt zahlreiche Einflussfaktoren wie Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Temperatur und Niederschlag“, sagte ein Sprecher auf Anfrage.
„Kein standardisiertes Messverfahren“
Die Messmethodik für UFP sei komplex und aufwendig. „Es gibt derzeit noch kein standardisiertes Messverfahren. Die Forschung steht erst am Anfang“, so der Sprecher. Entsprechend wolle man in Köln/Bonn noch nicht messen. Das Ministerium habe sich für exemplarische Messungen in Düsseldorf entschieden.
Ein Problem bleibt dabei ohnehin ungelöst. Selbst wenn die Messungen in Köln durchgeführt würden, brächte das kaum Änderungen, denn für die Ultra-Feinstäube gibt es noch keine Grenzwerte.