Köln – Seit Jahrzehnten kämpft die Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn (LSG), die nach eigenen Angaben rund 200.000 Betroffene vertritt, für eine neue Nachtflugregelung am Flughafen Köln/Bonn und einen „echten und nachhaltigen Interessenausgleich“.
Ihre Forderungen nach einem Flugverbot für Passagiermaschinen zwischen 22 und 5 Uhr, der Herausnahme der lautesten Frachtflieger in der Nacht und nach einem nachvollziehbaren Lärmminderungskonzept sind wahrlich nicht neu, doch versuchen die meisten Politiker der Region immer wieder, dem Thema möglichst aus dem Weg zu gehen.
1800 laute Frachtflieger im vergangenen Jahr
Im vergangenen Jahr wurden laut LSG vom Flughafen-Betreiber rund 1800 Frachtflieger aufgelistet, die besonders laut sind. Auch die Boeing 747/800, das derzeit schwerste Flugzeug, das in Köln/Bonn landet und die besonders laute McDonnell Douglas MD-11 abgelöst hat, sei im Überflug in einer Höhe von 200 bis 300 Metern keineswegs eine „leise Maschine“, sagt LSG-Vorstand Wolfgang Hoffmann.
Anfang März hat der Vorstand der Lärmschutzgemeinschaft alle Kandidaten und Kandidatinnen, die in den Wahlkreisen 13 bis 31 (Köln I bis Bonn II) bei der Landtagswahl am 15. Mai antreten werden, um Stellungnahmen zum Thema Fluglärm gebeten.
Antworten der Kandidaten lassen auf sich warten
„Der Rücklauf ist sehr überschaubar“, sagt Vorstandsmitglied Manfred Stößer. Die Grünen seien sehr engagiert, bei der CDU stoße man auf „eine geschlossene Mauer“, von der SPD komme als Reaktion bisher nur „gebremster Schaum“. Die FDP habe mitgeteilt, sie werde „eine zentrale Antwort“ schicken.
Zwei FDP-Kandidaten hätten dennoch persönlich geantwortet. „Einer hat geschrieben, dass er persönlich keinen Sinn darin sehen, warum man um zwei Uhr morgens in den Türkei-Urlaub fliegen müsse, aber das sei schließlich eine persönliche Entscheidung.“
14 Kommunen unterstützen die Lärmschützer
Zeitgleich habe man mit den 20 Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden „auch auf der linken Rheinseite“ Kontakt aufgenommen. 14 Kommunen seien längst Mitglied der LSG. „Wir haben aber auch von einigen anderen Unterstützung bekommen“, so Stößer.
Man könne nachvollziehen, dass die Cargo-Unternehmen langfristige Planungssicherheit brauchen, deshalb müsse es aus Sicht der LSG jetzt darum gehen, für die Zeit nach 2030 eine Nachtflugregelung zu finden, bei der „endlich die Interessen der Fluglärmgeschädigten berücksichtigt werden“, so Stößer.
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Die derzeit gültige sei 2008 vom damaligen NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) mit Billigung des Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) um 22 Jahre verlängert worden, „weil DHL damit gedroht hatte, den Flughafen zu verlassen“. Beim neuen Flughafen Halle/Leipzig, der damals noch im Bau war, gebe es dagegen zwischen 22 und 6 Uhr keinen Passagierverkehr. „Das haben die Anwohner damals vor Gericht erkämpft.“
Die Lärmschutzgemeinschaft erwartet von der neuen Landesregierung, dass sie einen „verbindlichen und organisierten Prozess“ in Gang setzt, um zu einer neuen Nachtflugregelung nach 2030 unter Verzicht auf den Passagierflug zwischen 22 und 5 Uhr zu kommen. Das Verfahren müsse „bürgernah und transparent“ ablaufen. Es gehe weder um unrealistische Maximalforderungen seitens der LSG, noch dürfe der Flughafen unter Ausschluss der Öffentlichkeit einen Freibrief für weitere Jahrzehnte ungeregelten Nachtflugs bekommen.
Die Reaktionen der Landtagskandidaten aus den 13 Wahlkreisen will die LSG rechtzeitig vor dem 15. Mai veröffentlichen.
Emirates Group übernimmt Frachtdienstleister
Der Flughafen Köln/Bonn hat am Mittwoch mitgeteilt, dass die Emirates Group Tochter dnata den Frachtdienstleister Wisskirchen übernehmen wird, der das Frachtzentrum mit 180 Mitarbeitenden auf einer 12000 Quadratmeter großen Anlage betreibt. Wisskirchen schlägt jährlich mehr als 85.000 Tonnen Fracht um, darunter allgemeine Transportgüter, verderbliche Waren, Pharmazeutika, Gefahrgut, Elektronik und weitere Konsumgüter.
„Das Engagement von dnata wird seinen Teil dazu beitragen, die Frachtabfertigungs-Effizienz in unserem Cargo Center weiter zu steigern und ist ein Beleg für die hohe Standortqualität des Köln-Bonner Flughafens sowie für seine zentrale Bedeutung als wichtigstes Logistikdrehkreuz in Nordrhein-Westfalen“, sagte Flughafen-Chef Thilo Schmid. Im vergangenen Jahr sei der Frachtumschlag im Vergleich zu 2021 zum Vorjahr um 14 Prozent gestiegen. Das sei ein Rekord.