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Lange Wartezeiten am FlughafenJeder vierte Kontrolleur in Köln/Bonn ist krank

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Flughafenkontrolle Kommentar1

Eingang zu den Sicherheitskontrollen am Flughafen Köln/Bonn

Köln/Bonn – Auch in der dritten Ferienwoche in Nordrhein-Westfalen kommt es zu langen Wartezeiten an den Flughäfen in Köln/Bonn und Düsseldorf. Vereinzelt hätten Menschen am Wochenende drei oder sogar vier Stunden in der Warteschlange vor den Sicherheitskontrollen warten müssen, berichten Reisende, die rund um das Wochenende in den Urlaub fliegen wollten. Das Tiktok-Video eines Passagiers zeigt etwa eine Warteschlange, die aus dem Terminal raus und wieder hineinführt. Es soll am Freitagnachmittag entstanden sein.

Sicherheitsfirma wird nach Passagieren bezahlt

Verdi kritisiert in dem Zusammenhang nun das System, nach dem die in Köln/Bonn zuständige Sicherheitsfirma Securitas für ihre Dienstleistungen bezahlt wird. Vor einem Jahr übernahm das Unternehmen den Auftrag der Bundespolizei zur Durchführung der Personalkontrollen vom Konkurrenten Kötter Security. Damals wurde auch das Abrechnungssystem umgestellt. „Bis vor einem Jahr wurde das Unternehmen nach geleisteten oder beauftragten Kontrollstunden bezahlt, zum Beispiel: für 100 000 Kontrollstunden im Monat Juli gibt es die Summe X“, sagt Verdi-Sekretär Özay Tarim im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Inzwischen greift aber eine neue Regelung. Laut dem Gewerkschafter wird Securitas nun danach bezahlt, wie viele Passagiere insgesamt kontrolliert werden. „Die Folge ist, dass Securitas trotz der erheblichen Wartezeiten sein volles Geld bekommt. Denn die Passagiere wurden ja abgefertigt, wie lange das dauerte, ist für die Bezahlung egal“, sagt Tarim. Dem Luftsicherheitsdienstleister fehle also jeglicher Anreiz, die Kontrollen, etwa durch mehr und teures Personal, zu beschleunigen. Konkret bedeutet das: Egal wie lange die Warteschlangen sind, solange sie irgendwann abgearbeitet werden, erhält das Sicherheitsunternehmen sein Geld. Es besteht also ein wirtschaftlicher Anreiz, die Kontrollmannschaft so klein wie möglich zu halten. Umgekehrt heißt das auch, dass der Bundespolizei als Auftraggeber die Sanktionsmöglichkeiten fehlten, sagt Özay Tarim.

Am Flughafen Düsseldorf gilt noch die alte Regelung mit einer Bezahlung unabhängig von der Zahl kontrollierter Reisender. Dort kommt es zwar auch zu erheblichen Wartezeiten, allerdings könne die Bundespolizei das entsprechend finanziell sanktionieren.

Keine Entspannung zu erwarten

Bei Verdi geht man aktuell nicht von einer Entspannung der Lage in den Ferien aus, insbesondere wegen immer mehr Krankheitsfällen. Laut Özay Tarim hat Securitas in Köln/Bonn aktuell einen Krankenstand von 24 Prozent. Jeder vierte Kontrolleur ist also – unabhängig von denen, die im Urlaub sind – nicht im Dienst. Verdi fordert die Schaffung staatlicher Unternehmen, die die Personenkontrollen anstelle der privaten durchführen. Das ist in Bayern bereits der Fall, dort gibt es kaum Berichte über Verzögerungen an den Kontrollen an den Flughäfen.

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Schnelle Abhilfe im Gepäckbereich sollten Hilfskräfte bringen, die man kurzfristig aus der Türkei anwirbt. Tarim, selbst mit türkischen Wurzeln, sieht darin kaum Chancen. Die Zuverlässigkeitsüberprüfungen dauerten acht bis zehn Wochen. „Bis dahin sind die Ferien vorbei und auch die danach Verreisenden längst wieder zu Hause.“ Außerdem lohne sich eine Kurzbeschäftigung kaum.