Köln/Bonn – Mit Beginn der Sommerferien könnte es zu Schlangen und langen Wartezeiten am Flughafen Köln/Bonn kommen. Im dritten Corona-Jahr hofft der Airport wieder in die schwarzen Zahlen zurückzukommen. 2021 macht er einen Verlust von 15 Millionen Euro. Ein Überblick über Bilanz und Ausblick des zweitgrößten NRW-Airports.
Sicherheitskontrollen
In den vergangenen Wochen ist es teilweise zu erheblichen Wartezeiten und Schlangen an den Sicherheitskontrollen gekommen – das gilt für Düsseldorf und Köln/Bonn gleichermaßen. Die Gründe sind vielfältig. Der Flughafen selbst ist für die Kontrollen nicht verantwortlich, sie werden im Auftrag der Bundespolizei von der privaten Sicherheitsfirma Securitas durchgeführt. Verdi wirft dem Unternehmen vor, zu wenige Mitarbeiter einzusetzen. Flughafen-Chef Thilo Schmid: „Ich rate den Passagieren, zweieinhalb Stunden vor Abflug am Airport zu sein, um auch lange Schlangen passieren zu können, ohne den Flug zu verpassen“. Außerdem bittet er die Fluggäste, möglichst wenig oder gar kein Handgepäck mit ins Flugzeug zu nehmen und die notwendigen Dokumente bereitzuhalten, um die Kontrollen zu beschleunigen. Die Wartezeiten entstehen nur zu Spitzenzeiten, etwa zu Ferienbeginn oder am Wochenende. „Wir haben starke Schwankungen von 20.000 bis zu 40.000 Passagieren pro Tag“, sagt Schmid.
Laut einem Bericht der Rheinischen Post diskutiert das Bundesverkehrsministerium, die Kontrollen wieder von einer halbstaatlichen Firma durchführen zu lassen, um teils chaotische Zustände zu vermeiden. In Frankfurt werden die Kontrollen als Testversuch im Auftrag des Flughafens selbst durchgeführt. Kölns Flughafen-Chef zeigte sich für beide Varianten offen. „Wir würden beide Wege begleiten“, sagte Schmid.
Bilanz für 2021
Das zweite Corona-Jahr in Folge war eine harte Belastung für den Flughafen Köln/Bonn, er wurde jedoch etwas weniger schlimm getroffen als andere Airports, weil das wichtige Frachtgeschäft gegen den Trend boomte. Flughäfen wie Düsseldorf sind dagegen fast vollständig vom Passagiergeschäft abhängig. Für 2021 verbucht der Flughafen einen Verlust von fast 15 Millionen Euro. Laut Finanz-Geschäftsführer habe man aber mit einem um noch einmal zehn Millionen Euro größeren Verlust gerechnet. Gegenüber dem ersten Corona-Jahr 2020 wurde der Umsatz um 18 Prozent auf nun 246 Millionen Euro gesteigert, der betriebliche Aufwand stieg dagegen nur marginal um zwei Prozent auf 226 Millionen Euro. Die Gesellschafter, Stadt Köln, Bund, Land und mehrere Landkreise, hatten den Flughafen mit einer Eigenkapitalspritze von 75 Millionen Euro unterstützt, hinzu kam noch ein Corona-Darlehen des Landes NRW über 100 Millionen Euro. Für 2022 hofft man auf eine Rückkehr in die Gewinnzone, will sich aber auf keine konkrete Prognose festlegen, zu groß seien noch die Unwägbarkeiten. Der Flughafen hat 100 Mitarbeiter aufgestockt, weitere 80 warten auf ihre Zulassung für den Sicherheitsbereich.
Flüge, Passagiere, Nachhaltigkeit
Für den Juni erwartet Flughafen-Chef Thilo Schmid erstmals wieder mehr als eine Million Passagiere. Laut Prognose kann diese Zahl auch in den drei folgenden Sommermonaten gehalten werden. „Das entspricht etwa 80 Prozent des Vorkrisenniveaus. Im Jahr 2021 verbuchte der Flughafen 4,3 Millionen Passagiere (plus 38 Prozent. Zum Vergleich: Der Rekord vor Corona lag bei 12,8 Millionen. Die Luftfracht stieg um 14 Prozent auf 986.000 Tonnen. Der Krieg in der Ukraine habe auf Köln/Bonn vergleichsweise geringe Auswirkungen, da es nur wenige Russland-Flüge gab. Bis 2024 plant der Airport den Ausbau seiner Solaranlage auf drei Megawatt. Bis Ende 2022 wird ein Blockheizkraftwerk für eine Million Euro gebaut, außerdem entsteht ein Holzhackschnitzelkraftwerk.
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Ausblick und Sommerferien
Für 2022 hofft Schmid auf neun Millionen Passagiere. Erstmals soll die Marke von einer Million Tonnen Fracht erreicht werden. Aktuell fliegen 23 Airlines Köln/Bonn an, neu sind Condor und die griechische Aegean. Verkehrsstärkster Tag dürfte der Freitag, 5. August werden mit 44.800 Passagieren (Ende der NRW-Ferien). Am ersten Ferienwochenende werden 150.000 Fluggäste erwartet.