Köln – Ein kleines rot-weißes Mobil dreht in diesen Tagen seine Runden durch das Kölner Carlswerk. Etwa eineinhalb Meter hoch ist es – und beladen mit kleinen Leckereien und Getränken. Vodafone und Rewe testen aktuell den europaweit ersten autonom fahrenden Kiosk, das „Snack Mobil“. Die Färbung ist daher wohl eher zufällig so gut auf Köln abgestimmt, denn auch Rewe und Vodafone setzen in ihren Logos auf rot und weiß. 32 verschiedene Snacks hat der kleine Wagen an Bord, der völlig ohne Fahrer auskommt.
Kunden können das Mobil über App verfolgen
Passantinnen und Passanten sowie Angestellte der Büros im Carlswerk können im Rahmen der ersten technischen Tests von dem Angebot Gebrauch machen. In den kommenden Monaten soll das Snack Mobil zudem an vordefinierten Haltestellen stoppen. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 6 km/h dreht das Mobil zwischen 10 und 16 Uhr seine Runden.
Der Wagen kann über ein kurzes Winken zu sich gerufen werden, integrierte Sensoren und Kameras erkennen die Bewegung. Über das Display kann das gewünschte Produkt (Erfrischungsgetränke, Süßigkeiten, gesunder Snack) ausgewählt werden, bezahlt wird kontaktlos, zum Beispiel mit dem Smartphone. Per Mobilfunk übermittelt das Snack-Mobil in Echtzeit seine Standort-Daten an den virtuellen Routenplaner, über die Rewe-App können Kundinnen und Kunden checken, wo der Kiosk sich gerade befindet.
„Unser Echtzeit-Netz lenkt ihn sicher durch den Alltag“, sagt Vodafone Deutschland Geschäftsführer Hannes Ametsreiter. „Das ist ein echter Vorgeschmack auf den vernetzten Straßenverkehr der Zukunft.“ Für den Betrieb des Snack Mobils haben sich Rewe und Vodafone auch mit dem Land Nordrhein-Westfalen abgestimmt.
Handelsexpertin sieht Potenzial für weitere Märkte
„Ich freue mich, dass sich Nordrhein-Westfalen zur Modell-Region für Mobilität 4.0 entwickelt und hier neue Technologien erforscht, entwickelt werden und schon erlebbar sind – wie das ‚Snack Mobil‘“, sagt NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst. „Ich bin sicher, dass wir in Zukunft noch viele Anwendungsbeispiele für autonome Fahrzeuge sehen werden, die die Mobilität in NRW besser, sicherer und sauberer machen.“
Auch Eva Stüber vom Institut für Handelsforschung in Köln sieht diese Entwicklung. „Die Flexibilisierung der Versorgung spielt eine immer größere Rolle“, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Autonome Verkaufsmodelle böten eine „bedarfsgerechte Versorgung und hohe Flexibilität“ – und seien dadurch auch in anderen Bereichen als dem Lebensmittelmarkt denkbar. Auch im Bereich DIY, also Do it Yourself, sieht die Handelsexpertin mögliche Anwendungsbereiche.
„Start-ups, die mit mobilen Verkaufsstätten in Neubaugebieten unterwegs sind, gibt es bereits. Denkbar wäre ein Einsatz auch bei kleineren Events für beispielsweise Fashion oder Wohnaccessoires“, so Stüber. Der Bequemlichkeit der Konsumentinnen und Konsumenten würden die Unternehmen entgegenkommen – sofern sie mit der Entwicklung mitgehen. Anbieter müssten ihr Sortiment und ihre Leistungen an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden orientieren, „um ihre Attraktivität und Relevanz zu erhalten.“
Neuste Technik soll für Sicherheit sorgen
Die Rewe Gruppe versucht mit dem Snack Mobil voranzugehen. „Wir wollen mehr über die Technologie lernen, den Einsatz erproben und verstehen, wie Kundinnen und Kunden reagieren, wo noch Herausforderungen bestehen und welche Potenziale aus dem Einsatz der Technologie entstehen“, sagt Kai-Uwe Reimers, bei Rewe zuständig für Innovation und Forschung. Die Mobilfunk-Technik von Vodafone hingegen soll dafür sorgen, dass weder Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrende oder andere Fahrzeuge vom autonomen Kiosk gefährdet werden.
„Das Snack Mobil fährt über ein virtuelles Schienennetz die vordefinierte Strecke innerhalb des Gewerbeparks ab. Eine SIM-Karte und eine Außenantenne halten den Kiosk über LTE und 5G immer in Kontakt mit dem virtuellen Routenplaner und somit stets auf Kurs. Sensoren am Fahrzeug erkennen aus einiger Entfernung, wenn sich die Wege mit Passanten kreuzen. Dann hält der Wagen an und fährt erst weiter, wenn der Sicherheitsabstand wieder groß genug ist“, heißt es.
Zukunft noch offen
Bis September wird das Snack Mobil am Carlswerk zudem noch von einem Mitarbeiter begleitet, der im Ernstfall eingreifen kann. Anschließend wird der Test ausgewertet. Ob das Snack Mobil dann die Kölner Straßen erobert, ist noch unklar: „Wie es weitergeht, ist völlig offen. Wir befahren hier absolutes Neuland“, so Kai-Uwe Reimers.